Das Bangen weicht der Hoffnung

Aufbruchstimmung nach dem Sonntags-Schock: Seit klar ist, dass der als SPD-Chef gescheiterte Kurt Beck in der Landespolitik weitermacht, verbreiten die Genossen in Stadt und Kreis Optimismus.

Als Außenminister war Frank-Walter Steinmeier (vorne, Zweiter von rechts) Gast beim Neujahrsempfang 2006 der SPD Trier. Geht es nach Malu Dreyer, kommt er wieder – als Bundeskanzler. Außerdem im Bild (vorn von links): Friedel Jaeger, Klaus Jensen, Karl Diller. TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Trier/Konz/Schweich. Karl Haehser (80) hatte es schon im März prophezeit: Kurt Beck wird nicht Kanzlerkandidat. Ein knappes halbes Jahr später sieht sich der Ehrenvorsitzende der Regional-SPD und einstige Parlamentarische Finanz-Staatssekretär bestätigt: "Beck hätte sich keinen Gefallen getan. Er ist ein Politiker zum Anfassen und die Idealbesetzung für den Ministerpräsidenten-Posten."

Wenn Beck denn alles das, was in den vergangenen Wochen auf ihn niedergeprasselt ist, abschütteln kann. "Ich habe mir durchaus Sorgen um ihn gemacht, weil er so systematisch niedergemacht worden ist", gesteht Alfons Maximini (56), Chef der SPD-Kreistagsfraktion. Die Befürchtungen nahm der Ex-SPD-Bundesvorsitzende seinen Genossen, indem er am Montagmittag in Mainz erklärte, er stehe weiterhin als Landesvorsitzender zur Verfügung. Kollektives Aufatmen an der Basis und gleichzeitig das Signal, den Blick nach vorn zu richten.

"Das ist wichtig: Kurt Beck kann Rheinland-Pfalz wieder mit voller Kraft regieren, und wir haben mit Steinmeier und Müntefering zwei Protagonisten, die ein gutes Team bilden können": Katarina Barley (39) kann dem turbulenten Sonntag "im Nachhinein viel Positives" abgewinnen.

Die Hoffnung der für höhere Aufgaben gehandelten SPD-Hoffnungsträgerin aus Schweich: "Jetzt geht's endlich wieder aufwärts." Josef Peter Mertes (62) tut sich schwerer in seiner Einschätzung. Der Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungs-Direktion weilt auf Dienstreise in Prag und erfuhr am Sonntag "nur ganz spärlich" von den Umwälzungen an der Spitze seiner Partei. Im Telefongespräch mit dem TV am Montag zeigte sich der frühere SPD-Kreischef verhalten optimistisch: "Ich erwarte einen Aufbruch, aber es sind noch viele Fragen offen. Müntefering muss sich bemühen, die Unterstützung der ganzen Partei zu erhalten."

Das Bild, das die Partei auf Bundesebene abgibt, werde 2009 mitentscheidend sein für den Ausgang der Kommunalwahlen, glaubt Friedel Jaeger, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Trierer Stadtrat. Dass seine Truppe 2004 auf elf Mandatsträger (von insgesamt 52) schrumpfte, führt der 61-Jährige auch auf die Bundespolitik zurück. Die aktuelle Entwicklung wertet er positiv: "Das neue Führungsduo Müntefering/Steinmeier kann die SPD aus dem Umfrage-Tief herausholen. Das hilft auch der Trierer SPD." Juso-Sprecherin Laura Ehrenberg (25) pflichtet bei: "Wir erwarten positive Auswirkungen auf unsere Arbeit vor Ort."

Triers SPD-Chefin Malu Dreyer (47) zeigt sich überzeugt davon, "dass wir eine gute Kommunalwahl vor uns haben", und denkt derweil auch schon weiter: Sie würde, wie bereits 2006, Frank-Walter Steinmeier wieder als "Stargast" zu einem Neujahrsempfang ihrer Partei lotsen - "dann aber nicht als Außenminister, sondern als Bundeskanzler".