Das dicke Ende kommt erst noch

TRIER. Eine Baustelle kommt selten allein: Die Stadtwerke ziehen bis zum Jahresende ihr großes Leitungserneuerungs-Programm auf Hauptverkehrsadern durch und werden nach Fertigstellung des Lindenstraßen-Projekts in Südallee und Kaiserstraße gleichzeitig buddeln. Verkehrsbehinderungen drohen auch am Simeonstiftplatz. Dort müssen in Kürze Versorgungsleitungen des Stadtmuseums neu gelegt werden.

"Wir wissen, dass das in der Bevölkerung nicht gerade als Heldentat angesehen wird. Aber es geht nicht anders", sagt Arndt Müller (38), Leiter der Stadtwerke-Sparte Asset Management, die für Ver- und Entsorgung, Leitungen und Anlagen zuständig ist. Die Arbeiten am Leitungsnetz strapazieren die Nerven der Verkehrsteilnehmer. Die Dauerbaustelle Lindenstraße gibt einen kleinen Vorgeschmack auf das Ungemach, das ab Mitte Oktober droht. Dann werden die Stadtwerke in den mittleren Abschnitten von Südallee und Kaiserstraße gleichzeitig buddeln; entlang der Baugruben reduziert sich die Verkehrsfläche auf eine Fahrspur. Erst zum Jahresende kann der Verkehr voraussichtlich wieder störungsfrei fließen. Aufgerissene Hauptstraßen ausgerechnet in der (Vor-)Weihnachtszeit - das riecht nach schlechtem Zeitmanagement. Arndt Müller beteuert, genau das Gegenteil sei der Fall, vor allem aus Kostengründen. Seit 2004 sanieren die Stadtwerke in großem Umfang Gas-, Strom-, Wasserleitungen und Kanäle und geben dafür jährlich rund sechs Millionen Euro aus. "Wir nutzen die derzeit günstige Marktlage und investieren in eine langfristige Versorgungssicherheit." Müller und sein für Projektleitung und Beschaffung zuständiger Kollege Rudolf Weiler (45) sehen sich in der Strategie bestätigt, auf lange Sicht günstig die Leistungen von Straßen- und Tiefbaufirmen einzukaufen - erst recht, seit die Mehrwertsteuererhöhung ab Anfang 2007 beschlossene Sache ist: "Danach wird alles teurer." Und davor wird durchgezogen, was durchzuziehen ist. Das aber wie immer in Abstimmung mit Tiefbau- und Straßenverkehrsamt und auch mit Blick auf die Konstantin-Großausstellung: "2007 wollen wir die Hauptstraßen Triers frei von Baustellen halten." Die Betonung liegt auf "wollen". Die Lehren aus dem Projekt Lindenstraße lassen die Verantwortlichen mit Prognosen vorsichtiger umgehen. Bei normalem Verlauf wären die Bauarbeiten längst abgeschlossen. Doch die Tücken des teilweise 100 Jahre alten Kanals, ungenaue Uralt-Pläne und zeitraubende Komplikationen mit Hausanschlüssen brachten den Zeitplan aus den Fugen. Schließlich standen die Baukolonnen nicht mehr wie benötigt zur Verfügung. "Ein Problem sind die Bitumen-Arbeiten", berichtet Müller. "Derzeit sind alle Unternehmen aus der Region, die Teerdecken aufbringen können, ausgebucht." Um keine weitere Zeit zu verlieren, wurden die vorgesehenen zwei Lindenstraßen-Bauabschnitte kombiniert. Folge: ein besonders langes einspuriges Nadelöhr. Das soll in Südallee und Kaiserstraße möglichst nicht passieren. Zwischen Eberhard-/Saarstraße beziehungsweise Neu-/Hindenburgstraße sind jeweils zwei Teilabschnitte vorgesehen. An den Verkehrsknotenpunkten soll vor allem nachts gearbeitet werden, um die Staugefahr einzudämmen. Ende des Jahres soll das Projekt abgeschlossen und damit das Thema Leitungssanierung auf Innerstadt-Hauptverkehrslinien weitestgehend abgehakt sein. "Ab 2007 konzentrieren wir uns auf Seitenstraßen und Wohngebiete", kündigt Müller an. Nicht zur Sanierungs-Kategorie zählen die Stadtwerke-Bauarbeiten ab Mitte Oktober am Simeonstiftplatz. Das Städtische Museum erhält neue Versorgungsleitungen. Dann drohen sechs Wochen lang Verkehrseinschränkungen, diesmal aber vor allem für Stadtbusse.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort