Das Ende des Handwerkerparks

Trier · Es wird keinen Handwerkerpark in Trier-Feyen geben. OB Klaus Jensen und Handwerkskammer-Präsident Rudi Müller sagten das umstrittenste Konversionsprojekt der Trierer Geschichte nach zehn Jahren der Planung gestern ab.

Trier. "Wir sehen für dieses Projekt keine realistische Perspektive mehr." Die Worte des Trierer Oberbürgermeisters besiegeln das endgültige Ende des Plans, in Trier-Feyen in direkter Nachbarschaft zum Naturschutzgebiet Mattheiser Wald ein Gewerbegebiet für kleine und mittlere Handwerksbetriebe zu errichten. Klaus Jensen hatte den Handwerkerpark geerbt, als er 2007 sein Amt im Trierer Rathaus antrat. Viel davon gehalten hat er nie. Auch heute sagt er: "Ich war immer gegen den Standort in Feyen, aber natürlich ist es meine Aufgabe, den Beschluss des Stadtrats umzusetzen." Dieser Beschluss (siehe auch die Chronologie) nutzt jetzt auch nichts mehr. "Die Rahmenbedingungen und die Wirtschaftslage haben sich deutlich verschlechtert", erklärt HWK-Präsident Rudi Müller. "Am Ende hat doch keiner mehr an eine Realisierung geglaubt."

Die Folge: Sieben Betriebe haben ihre Interessensbekundungen für den Handwerkerpark wieder zurückgezogen. Mit ihnen löste sich die Landesförderung in Luft auf. Denn um eine solche zu erhalten, hätte Trier nachweisen müssen, dass es für mehr als 50 Prozent der Erschließungsfläche ansiedlungswillige und förderfähige Betriebe gibt. Förderfähig ist ein Betrieb dann, wenn er "Güter herstellt oder Leistungen erbringt, die regelmäßig überregional abgesetzt werden". Doch diese 50 Prozent, so Müller, seien mit den Firmen, die momentan noch Interesse am Standort Feyen haben, ganz einfach unerreichbar. Auch das geplante Gründerzentrum - diese zentrale Service-Einrichtung sollte integraler Bestandteil des Parks werden - muss gestrichen werden. Die Handwerkskammer, die früher auch mal davon gesprochen hatte, "das Ding allein zu bauen", könne dieses Zentrum nicht errichten, und das Land fördere solche Einrichtungen grundsätzlich nicht mehr.

500 000 Euro hat die Planung bis heute gekostet. "Es ist uns klar, dass wir viele Erwartungen enttäuschen", sagt Müller. "Aber wir wollen die Trierer Handwerksbetriebe nicht mehr länger hinhalten." Jetzt wolle man alle Anstrengungen darauf konzentrieren, den bisherigen Interessenten am Handwerkerpark schnell Objekte und Flächen im Stadtgebiet anzubieten. "Es gibt Alternativen beispielsweise in Euren, wir können schnelle Lösungen finden", betont OB Jensen. "Wir sind bereit, die Firmen müssen sich nur melden."

Meinung

Lange genug geträumt

Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest, dann spring ab. Diese Weisheit - man schreibt sie den Dakota-Indianern zu - ist auch in der Arbeitswelt populär geworden. Die Stadt Trier und vor allem die Handwerkskammer hatten ihr Pferd aber so lieb, dass es ihnen egal war, ob es noch lebt oder nicht. Sie blieben im Sattel sitzen. Der Handwerkerpark ist tot, und jetzt stellt sich heraus, dass er nie richtig gelebt hat. Es gab in der vergangenen Dekade immer nur ein einziges zentrales Argument, mit dem die Kammer das Wunsch- und Herzensprojekt ihres früheren Hauptgeschäftsführers Hans-Hermann Kocks begründet und verteidigt hat. Das war nicht etwa das Gründerzentrum, von dem seit Jahren ohnehin niemand mehr geredet hat. Nein, es war die Liste mit den Trierer Betrieben, die - angeblich - definitiv nach Feyen umsiedeln wollen und schon schriftlich Flächen geordert haben. Doch diese Liste war eine Luftblase, und mit ihr platzt das gesamte Projekt. Einige Firmen verloren die Geduld. Andere haben sich nur eingetragen, weil Kocks und seine Kammer das damals so wollten, berichtet ein Insider. Wieder andere sind nicht förderfähig. Als Manfred Bitter, ehemals Triers Polizeipräsident, Kocks als Hauptgeschäftsführer ablöste, begann der Zusammenbruch dieses Kartenhauses. Es waren nicht die Trierer Handwerker, die dieses Projekt wirklich wollten. Der Park in Feyen war ein Traum von Hans-Hermann Kocks. Ex-Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch und Ex-OB Helmut Schröer träumten mit. Und jetzt endet ein zehnjähriger Traum mit einem lauten Knall, 500 000 Euro an Planungskosten und einem - weiteren - herben Imageverlust der Handwerkskammer Trier. j.pistorius@volksfreund.de

Chronologie Januar 2000: Die Handwerkskammer verteilt Umfragebögen an 50 Betriebe. 21 zeigen Interesse an Flächen. März 2002: Gegen die Stimmen der Grünen fasst der Stadtrat den Grundsatzbeschluss für den Handwerkerpark. Die 20 Hektar große Fläche liegt auf einem Plateau hinter Wohngebäuden an der Pellinger Straße. Juni 2005: CDU, FDP und UBM stimmen im Rat gegen SPD und die Grünen für den Satzungsbeschluss und retten den Park vor dem Aus. 2006 und 2007: Anwohner der Pellinger Straße klagen zweimal gegen das Projekt. Ihre Argumente: Lärm, Abgase und eine Bedrohung des Naturschutzgebietes Mattheiser Wald. Der Handwerkerpark übersteht beide Klagen. Juni 2008: Die Handwerkskammer legt eine Liste mit 40 Betrieben vor. Alle haben die Kammer beauftragt, Flächen für sie zu reservieren. (jp)

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