Lösung gefunden Das Exhaus zieht für einige Jahre in den Trierer Schießgraben

Trier · Das Jugendkulturzentrum Exhaus soll in zwei historische Gebäude am Schießgraben ziehen. Für das geplante Digital Hub muss ein neuer Standort gesucht werden. Unabhängig von dieser Zwischenlösung will die Stadt das marode Gebäude in Trier-Nord sanieren.

 Das Exhaus ist wegen Baufälligkeit geschlossen. Bis es saniert ist, sollen die Angebote in zwei historischen Gebäuden am Schießgraben unterkommen.

Das Exhaus ist wegen Baufälligkeit geschlossen. Bis es saniert ist, sollen die Angebote in zwei historischen Gebäuden am Schießgraben unterkommen.

Foto: Friedemann Vetter

Überraschende Entwicklung in der Diskussion um die Sanierung und Weiterführung des Sozial- und Jugendkulturzentrums Exhaus. Oberbürgermeister Wolfram Leibe hat am Mittwochabend in der Sitzung des Steuerungsausschusses mitgeteilt, dass die beiden Ökonomiegebäude der ehemaligen Deutschherrenkommende am Schießgraben genutzt werden sollen, bis die geplante Sanierung des maroden Gebäudes in Trier-Nord abgeschlossen ist.

Die Idee, diesen bislang für die Einrichtung eines regionalen Digital Hub vorgesehenen Standort zu nutzen, sei von Sozialdezernentin Elvira Garbes an ihn herangetragen worden, erläuterte Leibe. „Es ist mir schwergefallen, dem Stadtrat einen solchen Vorschlag zu machen, aber man muss priorisieren. Das Exhaus ist mir wichtig.“

Den Stadtratsbeschluss vom Januar, die beiden denkmalgeschützten Gebäude zu multifunktionalen Arbeitsgebäuden für Unternehmen aus dem IT-, Digitalbereich, Gesundheitswesen und Dienstleistungssektor zu nutzen, soll der neue Stadtrat in seiner ersten Arbeitssitzung im August ändern. Ein entsprechender Beschluss in der letzten Sitzung des amtierenden Rats am 17. April gilt als sicher.

Derzeit werden die Gebäude vom Theater Trier und dem Kulturverein Villa Wuller genutzt. Kulturdezernent Thomas Schmitt hatte beim Forum des Trierischen Volksfreunds (TV vom 28.03.) – dort war das Thema öffentlich geworden – dem Verein Gespräche über einen möglichen Verbleib in den Gebäuden oder eine Verlagerung angeboten. „Das gilt weiterhin“, versicherte er am Mittwoch.

Das Exhaus zieht für einige Jahre in den Trierer Schießgraben
Foto: TV/Schramm, Johannes

Auch wenn sowohl die Stadtverwaltung als auch die Fraktionen des Rates mehrmals betont haben, alles zur Rettung des Exhauses tun zu wollen, ist noch unklar, ob das unter Denkmalschutz stehende Gebäude überhaupt zu retten ist. Schließlich haben die alten Mauern schon Napoleons Truppen und später die preußische Armee beherbergt, bevor in den 70ern die Entwicklung zur Basis der offenen Kinder- und Jugendarbeit und zum beliebten Kulturzentrum begann. Im Februar hat die Stadt das baufällige Gebäude räumen und schließen lassen.

Zu einem solchen Zentrum soll das Exhaus wieder werden, das ist das klare Ziel der Stadtverwaltung. Das komplette Leistungsspektrum des Betreibervereins Exzellenzhaus soll in einem Gebäude konzentriert werden, heißt es in einer aktuellen Beschlussvorlage, die am Dienstagabend vom Bauausschuss einstimmig befürwortet wurde. Ein Auszug: „Bereits beim Auszug der Mitarbeitenden wurde deutlich, dass der Exhaus e.V. nicht als Ansammlung von Einzelmaßnahmen, Projekten und Angeboten gesehen werden kann, die vollständig unabhängig voneinander sind, sondern dass er in seiner Gesamtheit mit seinen wechselseitigen Bezügen der Arbeitsbereiche gesehen werden muss.“ Und weiter: „Alle Angebote des Exhaus e.V. finden im räumlichen Angebot des Exhauses einen Kristallisationspunkt und können sich gegenseitig kreativ mit Impulsen versehen.“ Der Stadtrat hat das letzte Wort.

Die Sitzung am 17. April wird die erste von voraussichtlich vielen sein, in denen die Zukunft des Exhauses bestimmt wird. Baudezernent Andreas Ludwig (CDU) braucht zuerst einmal die sogenannte Haushaltsunterlage Bau – das ist die Sammlung von Unterlagen, die nötig ist, um Mittel für öffentliche Bauprojekte zu beantragen. Erst mit dieser HU Bau können Ludwig und seine Experten ermitteln, wie schwer die Gebäudeschäden im Detail sind und wie teuer es werden kann, sie zu beheben.

Der Stadtrat hat die Option, Jugendamt und Gebäudewirtschaft mit der Erarbeitung eines Nutzungskonzeptes zu beauftragen, das Grundlage für die HU Bau zur Generalsanierung sein wird. Die HU selbst soll dann von der Gebäudewirtschaft erstellt werden. Die für diesen Prozess notwendigen 800 000 Euro stehen bereits im Doppelhaushalt für 2019 und 2020.

Baudezernent Ludwig muss jedoch noch ein weiteres Problem lösen. Denn bereits seit Mai 2018 laufen Sanierungsarbeiten im Exhaus. Dabei handelt es sich jedoch nicht um die jetzt zur Priorität erhobene Generalsanierung, sondern um einzelne Schritte, die Brandschutz, Barrierefreiheit und Sicherheit gewährleisten sollen. Die Kosten: 4,3 Millionen Euro. Was wird aus dieser Summe und er laufenden Brandschutzsanierung?

Diese Teilsanierung soll vorerst nicht weitergeführt werden, das geht aus der Beschlussvorlage hervor. Um zu vermeiden, dass die beauftragten Firmen bei der Stadt ihren entgangenen Gewinn einfordern, führt die Verwaltung zurzeit Gespräche mit dem Ziel, diese Aufträge ruhen zu lassen und mit einer Baupreisindexsteigerung wieder zu aktivieren, wenn die Brandschutzarbeiten fortgesetzt werden. Der Großteil der Firmen hat dieser Lösung zugestimmt.

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