Das Feuer in der Haut

TRIER. (len) Immer mehr Menschen sind in den vergangenen Jahrzehnten an Neurodermitis erkrankt. Mediziner aus der Region haben auf Einladung der Kassenärztlichen Vereinigung Trier über neue und klassische Behandlungsmethoden informiert.

Neurodermitis ist nicht heilbar - zumindest nach dem heutigen Stand der Forschung. Die Patienten leiden unter einem Ausschlag auf der Haut, der - wenn es schlimm kommt - große Teile des Körpers oder das ganze Gesicht bedecken kann. Die richtige Behandlung kann den Verlauf der Erkrankung aber verbessern, psychotherapeutische Methoden können das angeknackste Selbstbewusstsein wieder in Ordnung bringen.Rund 35 Besucher kamen zu der Veranstaltung im Vortragssaal der Kassenärztlichen Vereinigung Trier, viele von ihnen waren selbst betroffen oder haben Kinder, die unter der Krankheit leiden."Beschrieben wurde die Neurodermitis schon 1808", erklärte Gerd Kautz, Dermatologe aus Konz. "Das Beschreiben war einfach, erklären konnte man die Erkrankung aber nicht." Auch heute herrscht noch Unklarheit über die Ursachen der Neurodermitis. "Die Veranlagung ist genetisch bedingt", berichtete Kautz. Eine Vielzahl von Umweltfaktoren entscheide aber, ob die Krankheit auch ausbreche. Stark überschätzt werde häufig die Bedeutung von Süßigkeiten, Farbstoffen und Konservierungsstoffen.Als "Geißel der Neuzeit" bezeichnete Michael Collet, Kinderarzt aus Trier, das atopische Ekzem - als solches wird die Neurodermitis in der Fachwelt bezeichnet. Rund 40 Prozent der Bevölkerung wiesen eine Atopie auf, die Bereitschaft, gegen natürliche Substanzen eine Überempfindlichkeit zu entwi-ckeln. Neben dem atopischen Ekzem stark verbreitet seien die Nahrungsmittelallergie und der Heuschnupfen.Viele Menschen hoffen, sich durch ein gesundes Leben und Vorbeugemaßnahmen vor einer Neurodermitis schützen zu können. Aufgrund der Vielfalt der auslösenden Faktoren sei eine Prävention nur bei Hochrisikogruppen sinnvoll, erklärte Collet.Hansjörg Lucas, Allgemeinmediziner aus Trier, stellte die Bedeutung von Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen und Fettsäuren für den Stoffwechselhaushalt im Körper vor. Er zeigte die Ergebnisse von Studien, nach denen die Menschen in Deutschland weit weniger Spurenelemente aufnehmen als von der Weltgesundheitsorganasition empfohlen. Bei einem Therapieansatz, der ortho-molekularen Therapie, werden gezielt diese Stoffe dem Patienten verabreicht.Eine Krankheit, die viel Geduld erfordert

Einen fachübergreifenden Ansatz stellte Christian Wantzen, Kinder- und Jugendarzt aus Bernkastel-Wittlich, vor. Im Rahmen einer "Neurodermitisschulung", die von den meisten Krankenkassen auf Antrag bezahlt wird, vermitteln Mediziner, Psychologen und Diätassistenten den Patienten - bei Kindern auch den Eltern - Wissen über die Erkrankung und üben Techniken wie das Eincremen des Körpers. Spezielle Übungen sollen den Patienten helfen, den Juckreiz unter Kontrolle zu bekommen, ohne zu kratzen. Für Teenager besonders wichtig ist die Stützung des Selbstwertgefühls. "Ich zeige der Welt, dass ich Neurodermitis habe, und es mir nichts ausmacht, wenn alle auf mich gucken", erklärte Wantzen.Eines ist fast allen Neurodermitis-Patienten gemeinsam: Sie haben einen langen Leidensweg hinter sich, sind meist bei verschiedenen Ärzten, oft auch bei Heilpraktikern in Behandlung gewesen. "Neurodermitis erfordert sehr, sehr viel Geduld", fasste Carl Heinz Müller, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung, zusammen.Helfen, den richtigen Weg zu gehen, kann der Austausch mit anderen Patienten. Ansprechpartner in Trier ist die Selbsthilfe Kontakt und Informationsstelle (SEKIS), Telefon 0651/141180. Infos gibt es auch im Internet unter: www.sekis-trier.de.

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