Das Flair eines gehobenen Flohmarkts

Trier · In der großen Halle der Europäischen Kunstakademie haben 60 Künstler aus der Großregion ihre Arbeiten vorgestellt. Zum Markt der Künste kamen auch in diesem Jahr mehrere Hundert Besucher. Die Besonderheit: Ein Teil des Erlöses von jedem verkauften Kunstwerk fließt der Kunstakademie zu.

Trier. Wenn es so weitergeht, dann wird es ein guter Tag: Künstler Joseph Turpel aus Luxemburg rückt die kleinen Papp-Quadrate auf seinem Tisch zurecht. Ein paar seiner abstrakten Lithographien hat er bereits verkauft; immer wieder stöbern die Besucher darin herum, deshalb die Unordnung.
Förderkreis als Veranstalter


Sonntagmorgen in der Trierer Kunstakademie: Der Markt der Künste ist erst seit einer Stunde geöffnet, doch in der großen Halle der Akademie herrscht bereits Hochbetrieb. Fast 60 Künstler stellen an diesem Tag ihre Werke aus, manche davon präsentieren ihre Arbeiten zum ersten Mal öffentlich. Dicht gedrängt strömen die Besucher zwischen Ständen und Staffeleien hin und her: Welche Technik ist das? Wie haben Sie das gemacht? Gibt es das auch noch eine Nummer größer?
Der "Markt der Künste", der bereits seit neun Jahren vom Förderkreis der Kunstakademie veranstaltet wird, soll Kunst und Bürger zusammenbringen. Unkompliziert soll es für Kunstinteressierte sein, deshalb das Flair eines gehobenen Flohmarkts mit Ständen und Musik sowie Kaffee-Ecke.
"Wir bieten Künstlern mit unterschiedlichen Ansprüchen ein Forum, um sich zu präsentieren", sagt Franz Peter Basten, der Vorsitzende des Förderkreises. Der Kreis unterstützt die Kunstakademie finanziell mit etwa 10 000 Euro pro Jahr.
Mit dem Markt der Künste hat er vor einigen Jahren eine neue Einnahmequelle erschlossen: Jeder Künstler muss 20 Euro an Gebühren bezahlen, um auf dem Markt einen Stand zu erhalten. Und von jedem Kunstwerk, das an diesem Tag den Besitzer wechselt, werden 30 Prozent des Kaufpreises an den Förderkreis abgeführt. Bis zu 3000 Euro erwirtschaftet der Förderkreis auf diese Weise jedes Jahr. "Wir wollen Geld verdienen", sagt Basten selbstbewusst. "Und das Engagement der Bürger ist aus der Arbeit der Kunstakademie nicht mehr wegzudenken."
Ein paar Meter weiter sitzt die belgische Künstlerin Christine Bausier. Nein, verkauft habe sie heute noch nichts, sagt sie, aber der Tag sei ja noch lang. Immerhin: Ihre Acryl-Mischtechnik-Werke treffen den Geschmack vieler Besucher, einige bleiben stehen. "Doch viele kommen auch nur, um sich umzusehen und haben nicht die feste Absicht, etwas zu kaufen", weiß sie aus Erfahrung.
Auch Barbara und Hans-Peter Lürenbaum aus Trier schauen sich interessiert um. Wenn ihnen etwas gefällt, dann wollen sie es auch mitnehmen, sagen sie. Seitdem der erste Markt der Künste vor neun Jahren ins Leben gerufen wurde, hätten sie noch in jedem Jahr etwas für die eigenen vier Wände gefunden. Nun stehen sie bei der Düsseldorfer Künstlerin Karin Locht, die mit ihren Acrylgemälden zum ersten Mal auf dem Markt der Künste vertreten ist.
Wenige Meter entfernt sitzt einer, der das bunte Treiben mit größter Gelassenheit beobachtet: Künstler Werner Persy, der Ramboux-Preisträger, ist abermals beim Kunstmarkt vertreten. "Das ist etwas für Leute, die nichts Bestimmtes suchen, sondern sich erst mal einen Überblick verschaffen wollen", sagt er.
Über den Austausch zwischen Künstlern und Kunstliebhabern, den die Veranstalter so oft beschwören, sagt der Routinier: "Die meisten blättern einfach nur durch die ausgestellten Werke." Das sei zwar auch schön, aber "die meisten Fragen, die dann kommen, sind doch eher oberflächlich".

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