Fest Willkommen im mittelalterlichen Trier

Trier · Die fünften Mittelaltertage sind mal wieder ein Treffpunkt für Menschen, die dem Alltag entfliehen wollen. Marktstände und Schausteller geben Einblicke in die Zeit der Gaukler und Ritter.

 Hereinspaziert ins Mittelalter: Spielleute sorgen für gute Stimmung im Trierer Palastgarten.

Hereinspaziert ins Mittelalter: Spielleute sorgen für gute Stimmung im Trierer Palastgarten.

Foto: TV/Clemens Saarholz

Über das Ende des Mittelalters streiten sich die Geister. Die einen sagen, der Buchdruck oder die Reformation hätten die Ära besiegelt, andere meinen tatsächlich, dass Napoleon den Schlusspunkt setzte, als er das Heilige Römische Reich zerstörte. Doch in diesen Tagen erhärtet sich in Trier der Eindruck, das Mittelalter dauere noch immer an.

„Ist´s Gesindel, welches Einlass begehrt?“, fragt einer am Eingang des Palastgartens zwischen dem Kurfürstlichen Palais und den Kaiserthermen.

Und sogleich fühlen sich die Besucher spontan zurückversetzt in eine andere Zeit. Bei den Mittelaltertagen am Wochenende haben die mehr als 60 Marktstände, Künstler und Schausteller nur eine Mission: den etwa 4000 Besuchern spannenden Kurzweil zu bieten und zu zeigen, wie es im Mittelalter mutmaßlich zugegangen sein könnte beim Bogenschießen, Axtwerfen oder bei Belagerungsspielen.

Der 13-jährige Peter ist als einfacher Bürger des Mittelalters gewandet: Er trägt eine weiße Bundhaube, eine schlichte blaue Tunika, die stilecht mit einem Lederriemen um den Bauch getragen wird, und eine gestreifte Baumwollhose. Dabei jongliert er mit drei Bällen und bittet um eine milde Gabe. Er grinst. „Wir sind oft auf Mittelaltermärkten wie diesem hier“, sagt er. „Mir gefällt, dass alle so glücklich hier sind und so hilfsbereit. Wenn wir etwas brauchen, dann müssen wir einfach ins nächste Lager und bitten um Unterstützung, beispielsweise wenn wir einen Kochtopf oder so vergessen haben.“

Das klingt nach Harmonie und bewusstem Leben. Aber was finden die Menschen an dieser Epoche bloß so attraktiv, die unter anderem geprägt war durch Hunger, Elend und Pest? Petra Lipolt aus Kusel hat eine Antwort parat: „Wir wollen hier das Gegenteil der kompletten technisierten Welt ausleben.“ Die Konsumgesellschaft habe Werte verdrängt, nach denen sich viele Menchen sehnten. „Wenn sich die Leute aber verkleiden und in Rollen schlüpfen, dann sind die ritterlichen Werte irgendwie wieder da.“ Daher würde sich auch niemand als König verkleiden, denn das würde heißen, er stehe über allen anderen und dürfe über sie herrschen. Die Welt sei damals einfacher gewesen. Fazit: Auf dem Mittelaltermarkt sei das Leben ruhiger und unbekümmerter.

Eine Atmosphäre der Sorglosigkeit und Heiterkeit macht sich auch auf dem Fest breit. Für Kinder haben sich die Organisatoren etwas Besonderes einfallen lassen. Das Betreuungsangebot „Die 3 Kronen“ ist kostenlos, und alle Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren können mit vier Studentinnen der Uni Trier ein interaktives Abenteuer erleben.

„Die Gauklerin Caro wird krank“, erzählt Maya, „und die Kinder müssen einen Heiltrank brauen. Die Heilkräuter finden sie auf dem Markt. Aber dafür müssen sie ihn erst erforschen.“ Sie sollten dann mit dem Bogner sprechen, mit Uriel und Konstantin vom kleinsten Holzriesenrad der Welt, gibt Maya Tipps. Vielleicht können auch die beiden Blödelbarden in der kleinen Taverne mit dem Namen Mumpitz weiterhelfen. Egal, was sie tun: Die Jungen und Mädchen haben auf dem Markt viel zu entdecken.

Im gesamten Palastgarten duftet es nach Stockbrot, die Schlange an Peters Stockbrotstand ist entsprechend lang. Viele laufen barfuß herum und  lassen sich die leckeren Snacks schmecken.

 Des einen Freud des anderen Leid: Spielleute mit lautem Dudelsack, Flöten und Trommeln ziehen durch den Palastgarten.

Des einen Freud des anderen Leid: Spielleute mit lautem Dudelsack, Flöten und Trommeln ziehen durch den Palastgarten.

Foto: TV/Clemens Sarholz
 „Waaaas willst du hier?“ Höflichkeit konnte man im Mittelalter genauso wie  heute nicht von jedem erwarten.

„Waaaas willst du hier?“ Höflichkeit konnte man im Mittelalter genauso wie  heute nicht von jedem erwarten.

Foto: TV/Clemens Sarholz
 Mittelalter in Trier

Mittelalter in Trier

Foto: TV/Clemens Sarholz

Der Zauberer Magicus Solvius lässt hinter dem Ohr der kleinen Amelie einen roten Ball erscheinen. Mit Minikatapulten ballern Kinder auf kleine Burgen. In der kleinen Taverne spielen Barden auf einer Marktsackpfeife, auf einer Laute und Mandoline. An Schmuckständen gibt es Anhänger und Ringe. Woanders zeigen Erwachsene, wie man Körbe flechtet. Am Abend wird es noch eine imposante Feuershow geben. Das Mittelalterfest ist auch in diesem Jahr ein voller Erfolg.

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