Das Gebet ist der Auftrag

KÜRENZ. Die Ordensgemeinschaft der Benediktinerinnen in Trier, deren Ursprünge auf ein von Mechtilde de Bar Mitte des 17. Jahrhunderts gegründetes Ordensinstitut in Paris zurückgehen, besteht seit 150 Jahren. In Kürenz lebt die Gemeinschaft seit 1922. Die Schwestern sehen ihren Auftrag im Gebet.

Hinter der Pfarrkirche St. Bonifatius führt ein steiler Weg von der Domänenstraße hinauf auf den Kürenzer Klosterberg. Eine Josefs-Statue in einer gemauerten und von Efeu umrankten Grotte kündet davon, dass sich der Besucher einem besonderen Ort nähert. Noch einige Stufen sind zu erklimmen, bevor man durch die äußere Pforte tritt, klingelt und in einem kleinen Vorraum wartet. Eine Schwester öffnet eine Luke weit oben in der Wand und fragt nach dem Begehren, bevor sie den Türöffner summen lässt. Nach dem ersten Schritt durch die innere Pforte umfängt den Eintretenden eine Stille, die tiefer und andächtiger nicht sein könnte.Geprägt vom frommen Leben

Seit 1922 ist dieser Ort geprägt vom frommen Leben der Benediktinerschwestern. Bevor sie nach Kürenz umzogen, hatten sie ihr Domizil im damals ländlichen Gartenfeld auf dem Gelände der heutigen Sparkasse. Grundstück und Haus erwarb Clara Koch mit dem Erlös aus dem Verkauf ihres Erbes, um diesen Ort einer religiösen Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen. Die Klostergründung gelang mit Schwestern aus Saint-Nicolas-de-Port bei Nancy. Doch der Kulturkampf, der Bau der Bahntrasse, Krankheit und die Kriegswirren sowie die daraus entstandenen Schäden machten es den Schwestern unmöglich, im Gartenfeld zu bleiben. Auf der Suche nach einem geeigneten Anwesen fiel die Entscheidung für das Kürenzer Gut der Familie Servais. Vermögensträger war die eigens zum Zwecke des Ankaufs neu gegründete "Benedictusverein GmbH". Kloster- und Ökonomiegebäude konnten dort, allerdings in sparsamerer Version als geplant, errichtet werden. Die Schwestern zogen zum Fest Christi Himmelfahrt des Jahres 1922 um. In der Klosterchronik wird vom Aufschwung und Wachstum der Gemeinschaft berichtet, in den 30er Jahren zählte sie bis zu 65 Schwestern. Sie betrieben Landwirtschaft, Weinbau und die Paramentenstickerei, um den Lebensunterhalt zu sichern, halfen aber auch den notleidenden Menschen in der Nachkriegszeit. Doch der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges stellte die Klostergemeinschaft wieder auf eine harte Probe. Erst im Dezember 1944 während der Zwangsevakuierung verließen die Benediktinerinnen Kürenz in Richtung Wintrich und kehrten alsbald nach Kriegsende zurück. Das Kloster war fast vollständig zerstört, die Schwestern bauten es aber wieder auf und die Gemeinschaft gedieh von neuem. Statt die Landwirtschaft weiter zu führen, kam die Hostienbäckerei 1964 als Einnahmequelle hinzu. Schwester Bernharda ist seit vielen Jahren die Leiterin des Betriebes, in dem sie mit Andrea Philippi an zwei Tagen in der Woche bis zu 70 000 Hostien produziert. Diese werden über die Bistumsgrenzen hinaus vertrieben. Auch die Paramentenstickerei, die nur noch Schwester Walburga betreibt, und die Erträge aus dem Zins der verpachteten Ländereien tragen zum Lebensunterhalt des Kürenzer Kloster bis heute bei. Nur noch 12 Schwestern im Alter zwischen 38 und 98 Jahren gehören dem Kloster "Bethanien" an. Sie leben zurückgezogen auf dem Klosterberg. "Wir sehen unseren Auftrag im Gebet, dem zweckfreien Sein vor Gott und der Gastfreundschaft", erklärt Schwester Miriam. So haben die Benediktinerinnen durch die Essens- und Kleiderausgabe an Obdachlose und Bedürftige, die Besichtigungen der Hostienbäckerei und den kleinen Gästebetrieb Kontakte nach außen. "Es gibt auch viele Frauen, die gerne zu uns kommen, das Kloster als einen Ort des Auftankens sehen", sagt Schwester Miriam. Sie selbst hat sich vor zwanzig Jahren zum Eintritt ins Kloster entschlossen. Als Teenagerin engagierte sie sich in der Pfarrei, nahm am vom Bistum organisierten "Tag der Begegnung" zwischen Ordensangehörigen und Jugendlichen teil. "Dann habe ich einen Tag im Kloster Kürenz verbracht und hatte das Gefühl, hier her zu gehören und zu finden, was ich suche." Als Postulantin beginnt der Weg ins Kloster. Zwei Jahre dauert das Noviziat, bevor die neuen Schwestern für drei Jahre die zeitlichen Gelübde und danach die ewigen Gelübde ablegen. Bis dahin prüfen sich Gemeinschaft und neue Ordensmitglieder gegenseitig, ob ein Eintritt der richtige Weg ist und das Zusammenleben gelingen kann.

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