Das Geld der anderen

Trier/Konz · Der 16-jährige Tristan Jeffries aus Konz betreibt einen Spiele-Kanal auf der Videoplattform Youtube. Nach einem Totalschaden seines Computers sucht der Schüler nun eigenständig nach Investoren, die ihm einen neuen Rechner finanzieren. Und geht dabei einen ungewöhnlichen Weg.

 Tristan Jeffries (16), Computerspiele-Rezensent aus Konz: Über das Internet will er die Finanzierung eines neuen Computers organisieren – wenn genug mitmachen. TV-Foto: Kim Björn Becker

Tristan Jeffries (16), Computerspiele-Rezensent aus Konz: Über das Internet will er die Finanzierung eines neuen Computers organisieren – wenn genug mitmachen. TV-Foto: Kim Björn Becker

Trier/Konz. Ein paar Tage hat er noch, und wenn das Projekt erfolgreich werden soll, muss er ziemlich schnell noch ziemlich viele Unterstützer im Internet gewinnen. Er, das ist der 16-jährige Tristan Jeffries aus Konz. Und das Projekt hat mit seinem Hobby zu tun, das der Schüler mal zu seinem Beruf machen möchte. Wenn alles gutläuft.
Seit ein paar Monaten betreibt Tristan Jeffries einen eigenen Kanal auf der Videoplattform Youtube. "BalagoreHD" hat er ihn genannt, ein Fantasiename. In seinen bislang 15 Videos widmet er sich seinem großen Hobby: Computerspielen.
Menschen ganz nah


Seine Filme sind moderne Rezensionen: Während er spielt, zeichnet sein Computer die Bilder auf, er selbst kommentiert das Geschehen aus dem Hintergrund. Nach ein paar Minuten haben Interessierte dann einen Eindruck, was das Spiel kann und wo dessen Stärken und Schwächen liegen.
Solche Videos haben inzwischen nichts mehr mit wackeligen Hobbyfilmen gemein, viele sind - so wie bei Tristan Jeffries - recht professionell, und manche Rezensenten können damit sogar ihren Lebensunterhalt verdienen. Dahin will auch er einmal kommen, aber so weit ist es bei Jeffries noch nicht: 50 Abonnenten und knapp 10 000 Einzelabrufe der Filme kann er bisher verbuchen. Das ist noch weit weg von den Zahlen der Großen. Aber es ist ein Anfang.
"Vor einiger Zeit ist mein Notebook kaputt gegangen, mit dem ich die Videos aufgenommen und geschnitten habe", erzählt er. Übergangsweise nutzt er den Rechner seiner Mutter, doch das sei keine Dauerlösung. "Der hat zu wenig Leistung für die Produktion von Filmen", sagt er.
Ein neuer Computer muss her. Und da beginnt das Projekt, auf dessen Erfolg der Jungfilmer nun hofft. "Etwa 1500 Euro würde ein neuer Rechner kosten", sagt er. Um die zusammenzubekommen, setzt Jeffries auf die Nutzer im Internet. Crowdfunding (oder Schwarmfinanzierung) heißt das Prinzip.
Das heißt: Viele zahlen jeweils einen kleinen Beitrag, bis die Gesamtsumme erreicht ist. Auf der Internetplattform Startnext hat Jeffries sein Projekt vorgestellt, die Nutzer können dort einen Betrag ihrer Wahl spenden. Die Spenden werden nur abgebucht, wenn der zuvor festgelegte Betrag (in diesem Fall 1500 Euro) in der Summe erreicht wird.
Schwarmfinanzierung ist einer der großen Trends im Internet: Musiker finanzieren auf diese Weise die Produktion von neuen Alben, Autoren sammeln vorab das Honorar für ihr nächstes Buchprojekt. Und vor etwas mehr als einem Jahr wurde mittels Crowdfunding sogar die Produktion eines Spielfilms zur Fernsehserie "Stromberg" finanziert (siehe Extra).
Längst gibt es spezielle Plattformen für Unternehmensgründer, die mittels Schwarmfinanzierung das Startkapital für ihre Firma sammeln. Einer Branchenstudie zufolge wurden 2012 mittels Schwarmfinanzierung allein in Deutschland etwa 6,4 Millionen Euro gesammelt. Knapp die Hälfte aller Projekte sei erfolgreich gewesen, heißt es darin.
Es fehlen noch 1100 Euro


Zu welcher Hälfte Tristan Jeffries am Ende gehört? Er ist optimistisch: "Ich hoffe, einigen Leuten gefällt das, was ich auf You tube mache, und sie unterstützen mich", sagt er. Bislang hat er 410 Euro an Spendenzusagen beisammen, knapp 1100 Euro fehlen noch. Am 4. Februar endet das Zeitfenster. "Man braucht nur genug Engagement", ist Tristan Jeffries sich sicher, "dann klappt das schon."Extra

Schwarmfinanzierung (englisch: Crowdfunding) ist eine Finanzierungsmethode, mit deren Hilfe Projekte, Produkte, die Umsetzung von Geschäftsideen und vieles andere mit Eigenkapital, zumeist in Form von stillen Beteiligungen, realisiert werden kann. Zusätzlich zu den nationalen Plattformen gibt es mittlerweile mehrere regionale Crowdfunding-Initiativen. Diese konzentrieren sich vor allem auf Projekte in der entsprechenden Großstadt beziehungsweise der unmittelbaren Region, um lokalen StartUps eine Plattform zur Unterstützung zu geben. Das in Deutschland bislang größte Crowdfunding-Projekt startete die Kölner Firma Brainpool im Dezember 2011. Für den geplanten Film zur Fernsehserie Stromberg wollte das Unternehmen bis März 2012 eine Million Euro einsammeln. Nach zwei Tagen lagen die Einnahmen bereits bei über 150 000 Euro. Innerhalb einer Woche wurde die Summe von einer Million Euro erreicht. Quelle: Wikipedia

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