"Das haut vom Sockel"

TRIER. Wer gestern Morgen in Trier unterwegs war, sah die vertraute Plakatlandschaft zur Bundestagswahl plötzlich verändert: Wahlplakate waren mit Parolen überklebt und teilweise beschmiert worden.

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag wurden Wahlplakate im gesamten Stadtgebiet zum Beispiel mit den Parolen "Dumme Kälber wählen ihre Metzger selber" und "Stimme erheben statt Stimme abgeben" überklebt. Außerdem gab es Schmierereien. Unterschrieben sind die Parolen mit "Nationalrevolutionäre Aktion". Betroffen sind alle Parteien, aber in unterschiedlichem Ausmaß. So sind die Plakate von Bündnis 90/Die Grünen in der Innenstadt unversehrt geblieben. Dennoch will die Partei Anzeige erstatten. An erster Stelle stehe jedoch das Abreißen der Parolen, so Vorstandssprecher Wolf Buchmann. Albert Schtschepik, Direktkandidat der Linkspartei-PDS, sagt dagegen: "Das kann nicht einfach hingenommen werden." Er habe bereits Kontakt mit der Polizei aufgenommen. Die Täter hätten "ein gestörtes Verhältnis zur Demokratie". Trotzdem erwägt er, die Parolen als Mahnung auf den Plakaten zu belassen. Christoph Pitsch, Direktkandidat der FDP, ist fassungslos: "Da muss irgendein Gestörter unterwegs gewesen sein!" Er hofft, die Parolen entfernen zu können, ohne Plakate zu beschädigen, ist aber schockiert: "Das haut einen erstmal vom Sockel!" Jens Rieger von der SPD sagt, die Partei werde neu plakatieren. Außerdem will auch sie eine Strafanzeige stellen und Schadenersatz fordern. Rieger fragt sich, "wie man es schafft, in einer Nacht ganz Trier zu pflastern". Vorsitzende Malu Dreyer ruft die Bürger auf, bei der Bundestagswahl "nicht auf Rattenfänger reinzufallen". Bertrand Adams, Fraktionssprecher der Trierer CDU, reagiert gefasst: "Wir werden da nicht viel Aufhebens von machen." Die Parolen sieht er als "eine typische Reaktion von Leuten, die sich sonst nicht mehr zu helfen wissen". Kreis-Geschäftsführerin Marianne Stauß berichtet, einige Plakate seien zerstört worden. Die Partei werde Strafanzeige erstatten.

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