Das heiße Thema Egbert-Grundschule: Triers Bau- und Schuldezernent Andreas Ludwig im TV-Interview

Trier · Billig instandsetzen, teuer sanieren oder den Schulstandort aufgeben: Der TV hat mit Bau- und Schuldezernent Andreas Ludwig über die Zukunft der Egbert-Grundschule in Trier-Ost gesprochen. Der CDU-Beigeordnete wirbt für eine Versachlichung des Themas. Seinen Ausschüssen will er Anfang April mehrere Vorschläge unterbreiten - entscheiden müsse letztlich der Stadtrat.

 Über die Zukunft der Egbert-Grundschule wird in der kommenden Woche im Schul- und Bauausschuss beraten. TV-Fotos (2): Friedemann Vetter

Über die Zukunft der Egbert-Grundschule wird in der kommenden Woche im Schul- und Bauausschuss beraten. TV-Fotos (2): Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)
 Schul- und Baudezernent Andreas Ludwig.

Schul- und Baudezernent Andreas Ludwig.

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)

Trier. Schon lange bevor Andreas Ludwig (CDU) als neuer Schul- und Baudezernent nach Trier kam, war die Zukunft der Egbert-Grundschule Thema in Trier. Nach anfänglicher Skepsis hatten sich die Christdemokraten im Trierer Stadtrat hinter die Forderung der Grünen gestellt, das völlig marode Gebäude zu sanieren, was wohl zwischen zwei und fünf Millionen Euro kosten dürfte.

Nach seinem Amtsantritt äußerte sich Ludwig im Juni 2016 in einem TV-Gespräch erstmals öffentlich zu dem Thema. Er wolle die Sanierungskosten noch einmal genau per Zweitgutachten prüfen, sagte Ludwig damals. "Vielleicht geht es ja doch mit weniger Geld. Wenn rauskommt, dass das nicht so ist, dann wird die Schule nicht bezahlbar sein", prognostizierte er damals.
Das zweite Gutachten liegt mittlerweile vor (der TV berichtete). Festlegen will Ludwig sich allerdings im Interview mit TV-Redakteurin Christiane Wolff noch nicht.

Das ursprüngliche Gutachten hatte für die Instandsetzung der Egbert-Grundschule eine Summe von zwei Millionen Euro veranschlagt. Was ist das Ergebnis des zweiten Gutachtens?
Andreas Ludwig: Der Gutachter selbst wird zusammen mit der Verwaltung den zuständigen städtischen Gremien - dem Schul- und dem Bauausschuss - am 5. April das Ergebnis präsentieren. Die Ausschussmitglieder haben dann die Möglichkeit zur direkten Nachfrage und Diskussion. Haben Sie bitte Verständnis, dass erst die Gremien eingebunden werden und dann die Öffentlichkeit. Bis dahin möchte, kann und darf ich den Inhalt des Gutachtens nicht öffentlich diskutieren.

Auf der Tagesordnung der Ausschusssitzung steht allerdings "Wiederinbetriebnahme" der Schule …
Ludwig: Der Begriff "Wiederinbetriebnahme" bezieht sich lediglich auf die Schätzung der Kosten, die notwendig sind, damit die Schule wieder in Betrieb genommen werden kann. Am 5. April benennen wir dann - auf Grundlage des zweiten Gutachtens - die Kosten, die wir für die Umsetzung des beschlossenen Schulentwicklungsplanes - in dem der Erhalt der Grundschule vorgesehen ist - realistisch erwarten. Fachleute aus Schule, Bauwesen und Finanzen müssen dann diskutieren, was notwendig und was leistbar ist. Entscheiden muss schließlich der Stadtrat.

Die Egbert-Grundschule war einer der Bausteine bei der Konstruktion des grün-schwarzen Mehrheitsbündnisses im Trierer Stadtrat. Wird sich das bei dem Vorschlag des CDU-Baudezernenten Ludwig bemerkbar machen?
Ludwig: Den Gremien wird am 5. April das Ergebnis des zweiten Gutachtens und eine vergleichende Betrachtung zum ersten Gutachten vorgestellt. Parteipolitik, egal welcher Couleur, hat auf die Ausarbeitung und Präsentation keinen Einfluss.

Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) hatte sich im Wahlkampf klar gegen die Wiederinbetriebnahme der Egbert-Grundschule ausgesprochen. Wie wird das Thema im Stadtvorstand diskutiert?
Ludwig: Bisher wurde das Thema noch gar nicht im Stadtvorstand erörtert. Gleichwohl pflege ich als Bau- und Schuldezernent einen permanenten Austausch mit dem Oberbürgermeister. Auch er wird - genauso wie die beiden weiteren Beigeordneten - Anfang April das Ergebnis des Gutachtens erhalten. Fachlich fundierte Diskussionen gehören zur Demokratie und zu unserem Selbstverständnis im Stadtvorstand.

Die zwei Millionen Euro, die das erste Gutachten veranschlagt hatte, beinhalteten eine bloße Wiederherstellung der Schule, dass das Unterrichten wieder möglich wäre. Die Kosten für eine Komplettsanierung - zu der auch eine neue Heizungsanlage, neue Fenster, ein neues Dach und neue Toiletten gehören würden - wurde nicht untersucht. Strebt die Stadt eine Instandsetzung oder eine Sanierung an?
Ludwig: Bitte haben Sie Verständnis, dass ich öffentlich keine wertenden Äußerungen in die eine oder andere Richtung mache, solange das Gutachten noch nicht vorgestellt wurde. Eine Entscheidung, ob die Schule wieder in Betrieb genommen oder geschlossen wird, ist nicht vorab durch die Verwaltung, sondern nach gründlicher Abwägung in den Gremien zu treffen. Wer Gremienarbeit ernst nimmt, der muss zunächst auch in den Gremien und mit den Gremien sprechen. Eine Voraberklärung meinerseits wäre aus meinem Verständnis heraus sowohl unfaire Beeinflussung und zugleich undemokratischer Akt.

Wie will die Stadt die Sanierungskosten gegenüber der Finanzaufsicht ADD begründen? Immerhin gibt es in direkter Nähe zum Standort Egbert zwei intakte Schulgebäude, in Kürenz und in Olewig, die Kapazitäten haben.
Ludwig: Der ADD liegt als Aufsichtsbehörde der Schulentwicklungsplan der Stadt Trier vor. Darin hat der Stadtrat den Erhalt der Grundschule Egbert beschlossen. Der Schulentwicklungsplan wurde in diesem Punkt nicht von der ADD bemängelt. Dass mehrere Schulen in Trier sanierungsbedürftig sind, ist allgemein bekannt. An Konzepten, wie wir die Sanierung umsetzen und finanzieren, wie wir unsere Schullandschaft attraktivieren können, arbeiten wir alle zusammen mit hoher Priorität.

Wird Egbert saniert, verliert die alte Grundschule in Kürenz ihre Bedeutung und kann verkauft werden. Wird die alte Egbert-Schule aufgegeben, muss ein Neubau her oder die Schulbezirke müssen neu abgegrenzt werden.
Wie schätzen Sie als richtungsweisender Dezernent die Sache ein, Herr Ludwig?
Ludwig: Meine Aufgabe als Dezernent wird es sein, mögliche Alternativen zu benennen, sie zu hinterfragen und eine Entscheidung vorzubereiten, wie es mit der Egbert-Schule weitergehen soll. Wer mich kennt, der weiß, dass ich gerne mit Szenarien arbeite. Solche Szenarien werden wir in den nächsten Wochen entwickeln und vorstellen, so dass wir bis zum Sommer Antworten und eine möglichst breit getragene Entscheidung haben. Wer die Antworten schon vorab geben will und dann diskutiert, dem wird man aus meiner Sicht zu Recht vorwerfen können, dass er vorschnell geurteilt hat. Im Sinne der Schüler, Eltern und Lehrerschaft suchen wir nach der besten Lösung genauso wie für Bürgerschaft und Steuerzahler. woc

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