Das Indienfieber bleibt

"Nie wieder Schule", trifft auf den Ex-Lehrer Josef Malat nicht ganz zu. Denn obwohl er zum zweiten Schul-Halbjahr nach 34 Lehrer-Jahren in den Ruhestand verabschiedet wurde, engagiert er sich weiter für das Unesco-Schulprojekt des Auguste-Viktoria-Gymnasiums (AVG) in Indien, das seine Handschrift trägt.

 Josef Malat nahm immer wieder viele Flugstunden und viel Verantwortung auf sich, um seinen Schülern eine besondere Lebensschule zuteil werden zu lassen und sie und sich über das Indien-Hilfsprojekt vor Ort zu informieren. TV-Foto: Katja Krämer

Josef Malat nahm immer wieder viele Flugstunden und viel Verantwortung auf sich, um seinen Schülern eine besondere Lebensschule zuteil werden zu lassen und sie und sich über das Indien-Hilfsprojekt vor Ort zu informieren. TV-Foto: Katja Krämer

Trier. Es gibt Momente, die so intensiv sind, dass sich im Leben plötzlich einiges ändert. Unzählige solcher Augenblicke hat Josef Malat während seiner ersten Indien-Reise erlebt. "Wenn man diese Armut sieht, ist man berührt und kann nicht mehr einfach so zurückfahren", sagt der 60-Jährige, dessen Name untrennbar mit dem Indien-Projekt des AVG verbunden ist. Projekt stoppt Kinderarbeit

Sieben Jahre liegt die Pilotfahrt mit Schülern, Lehrern und Eltern zurück. Malat wollte sich ein Bild von der Schule in Cowdalli machen, die auch mit Hilfe der Spendengelder des Vereins "Indienpartnerschaft des AVGs Trier für nachhaltige Entwicklung" errichtet worden war. "Seitdem hat sich die St. Anthonys School kontinuierlich weiterentwickelt", erzählt Malat und kramt beeindruckende Bilder hervor. Jedes Kind auf den Klassen-Fotos steht für Hoffnung auf ein besseres Leben und dafür, dass Kinderarbeit gestoppt wurde. Der Ex-Lehrer war mit fast 60 Schülern in dem südasiatischen Staat. "Es ist wichtig, dass sie es mit eigenen Augen sehen, die Strukturen begreifen und über den Tellerrand schauen." Das Indien-Projekt habe einiges bewegt, sowohl in dem Partnerschaftsland als auch in den Köpfen der Schüler und Lehrer des AVGs. Die Liste der Projekte, die Lebensbedingungen in mehreren indischen Regionen verbessert haben, ist ebenso lang wie die der Schulaktivitäten, die Geld einbrachten und sich mit dem Thema nachhaltige Entwicklungshilfe auseinandersetzen: Sponsoren-Wanderungen, Postkarten-Aktionen, Reflexion des eigenen Handelns und und und. Eine Abiturientin wird Hebamme und beabsichtigt, nach Indien zu gehen. Ein weiterer Schüler möchte Entwicklungshelfer werden. "Am AVG ist das Indienfieber entbrannt", freut sich der Lehrer über die Dynamik. Anfang März bricht wieder eine AVG-Gruppe nach Indien auf. 56 Schüler hatten sich für die Reise beworben, 15 wurden ausgewählt. "Sie werden die erste Entlassungsfeier in Cowdalli erleben", freut sich Malat. Allerdings ohne ihn. Denn zum Halbjahr hat er das AVG verlassen. Doch für das beispielhafte Entwicklungsprojekt wird er sich weiterhin engagieren. In den kommenden Tagen bricht er zu einer zweimonatigen Privatreise nach Indien auf. "Ich möchte studieren, wie die Inder leben, wie sie denken." Anfang April werde er zurück sein, um den Unesco-Projektschul-Tag am 26. April vorzubereiten. Und er betont: "Ohne die Schule wäre das Projekt nichts." Wichtig ist ihm, "dass eine Unesco-Projekt-Schule mit ehrlichem Inhalt gefüllt wird", sagt Josef Malat.

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