"Das ist kein Kerngeschäft des Dezernenten"

Trier · Thomas Egger (SPD) wird die Geschäftsführung der Trier Tourismus und Marketing GmbH (ttm) zum Jahresende abgeben. Triers Kulturdezernent wolle sich stärker auf sein Hauptgeschäft konzentrieren - und in diesem geht es weiterhin heiß her.

 Thomas Egger.TV-Foto: Archiv

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Foto: (s_wirt )

Trier. Die Spannung steigt, die Nervosität ebenfalls, und alle fiebern dem kommenden Donnerstag entgegen. Der Grund ist jedoch nicht das Halbfinale der Fußball-EM zwischen Deutschland und Frankreich, sondern die Sitzung des Steuerungsausschusses. In dieser wird sich zeigen, ob Oberbürgermeister Wolfram Leibe eine Ratsmehrheit für die Entmachtung des Intendanten Karl Sibelius und eine Doppelspitze am Trierer Theater gewinnen kann (der TV berichtete) - oder ob der 2015 gewählte Rathauschef seine erste böse Niederlage in Trier erlebt und eine Abfuhr kassiert.
Unterdessen halten OB Leibe und Kulturdezernent Egger die Spannung gekonnt im oberen Bereich. Egger kündigte gestern an, die Geschäftsführung der Trier Tourismus und Marketing GmbH niederlegen zu wollen. Ein hauptamtlicher Geschäftsführer solle die Gesellschaft ab dem 1. Januar 2017 leiten.
"Die Leitung der ttm ist kein Kerngeschäft des Dezernenten", sagt Egger. "Der Impuls, die Geschäftsführung niederzulegen, kam von mir." Eine wichtige Aussage, denn sie beantwortet die Frage, ob der besagte Impuls nicht doch eher von OB Leibe gekommen ist. Schließlich hat die Budgetüberschreitung beim Trie rer Theater und generell im Egger-Dezernat eine klar erkennbare Missstimmung zwischen den beiden Leitfiguren verursacht.
Auch Leibe nimmt Stellung: "Trier hat vier bis fünf Millionen Touristen pro Jahr. Wir brauchen deshalb einen Hauptberuflichen, der dieses wichtige Feld betreut." Thomas Egger habe sich nur an einem Tag pro Woche um dieses Feld kümmern können. "Und Herr Egger hat generell viel zu tun." Viel zu tun - das bezieht sich auch auf den "Fehler im System", den Egger im Gespräch mit dem TV als einen der Ursachen für die Budgetüberschreitungen in seinem Dezernat genannt hat. Dessen Kern: Einnahmen werden bereits verbucht und ausgegeben, bevor klar ist, ob und in welcher Höhe sie überhaupt fließen. Laut Thomas Egger ein grundsätzliches Problem in der Haushaltsführung.Saubere Prognosen


OB Leibe sieht das anders. "41 von 42 Ämtern kommen mit dem vorhandenen System klar. Es ist also kein reines Systemproblem." Im selben Atemzug nimmt der Oberbürgermeister den Kulturdezernenten in Schutz: "Die Situation in der Kultur ist in der Tat eine Besonderheit. Um dieses Problem zu lösen, brauchen wir eine saubere Prognose der zu erwartenden Einnahmen."
Eine "saubere Prognose" des zu erwartenden Abstimmungsergebnisses im Steuerungsausschuss am Donnerstag, das Signalwirkung für den Stadtrat am 14. Juli haben wird, hat Leibe bereits jetzt im Angebot. "Ich habe einen sehr fest im Leben stehenden Stadtrat", sagt Triers Oberbürgermeister. "Warten wir doch einfach dessen Entscheidung ab."
Mimik und Gestik des OB sagen deutlich: Meine Vorlage zur Bildung der Doppelspitze findet eine Mehrheit. Dennoch gebe es natürlich einen Plan B - falls entweder die Ratsfraktionen oder Karl Sibelius selbst von einer Doppelspitze am Theater nichts wissen wollen. Leibe lächelt: "Aber darüber werde ich jetzt noch nicht sprechen."Meinung

Billiger politischer Sieg
Die CDU hat es in der Hand, Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) die erste klare politische Niederlage seiner Amtszeit beizubringen. Die größte Fraktion im Stadtrat kann Leibes Vorlage, Karl Sibelius als Alleinregenten zu entmachten und eine Doppelspitze am Theater einzurichten, zusammen mit den Grünen und der Linken am Donnerstag im Steuerungsausschuss und eine Woche später im Stadtrat ablehnen. Das wäre eine gewaltige Klatsche für Leibe und ein tiefer Riss im Bild des souveränen und konsequenten Verwaltungschefs, das der Sozialdemokrat seit seiner Amtsübernahme 2015 bietet. Sibelius hat offenbar Freunde und Befürworter innerhalb der CDU, die sich vorstellen können, Leibes Plan zu kippen. Doch das wäre ein schwerer Fehler. Auch wenn eine Doppelspitze am Theater in früheren Zeiten in Trier nicht funktioniert hat, ist sie in der aktuellen Situation der richtige Schritt, um das Finanzdebakel zu bekämpfen und das Theater aus dem Kreuzfeuer der Kritik zu ziehen. Dagegen wäre die Ablehnung des Leibe-Plans nur ein kurzlebiger und billiger politischer Sieg. j.pistorius@volksfreund.de

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