Brauchtum in Corona-Zeiten Das Klappern soll nicht ausfallen

Kasel/Trier · Seit 500 Jahren wird in der Karwoche geklappert. Das soll sich auch während der aktuellen Beschränkungen wegen der Corona-Pandemie nicht ändern. Deshalb gibt es in diesem Jahr einen speziellen Ersatz für die Kirchenglocken.

 Wenn in Thomm und anderswo keine Glocken läuten, übernehmen die jungen Dorfbewohner mit ihren Raspeln das Regiment. Wie auf dem Foto von 1955 zu sehen ist, durften damals nur die Jungen mitgehen.

Wenn in Thomm und anderswo keine Glocken läuten, übernehmen die jungen Dorfbewohner mit ihren Raspeln das Regiment. Wie auf dem Foto von 1955 zu sehen ist, durften damals nur die Jungen mitgehen.

Foto: Simon Schabo/Archiv

Es gibt zwar aktuell keine Gottesdienste. Das ändert jedoch nichts daran, dass die Glocken in den Kirchtürmen der Region läuten. Und zwar noch öfter als sonst üblich. Damit ist am Karfreitag Schluss. Denn dann schweigt bis zur Osternacht das Geläut in den katholischen Kirchen. Die Glocken, so erklärt man es den Kindern, fliegen dann nach Rom. Auch in Zeiten von Corona.

In vielen Pfarreien übernehmen Kinder und Jugendliche die Aufgabe, die Glocken zu ersetzen. Früher waren es normalerweise oft nur die Messdiener – und damit die Jungen – die morgens, mittags und abends durch Straßen gezogen sind. Inzwischen gehen Jungen und Mädchen gleichberechtigt auf ihre Touren. Egal, ob es Klappern, Raspeln, Kleppern, Rappeln oder Ratschen genannt wird.

Aufgrund der Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie müsste das vorösterliche Brauchtum in diesem Jahr eigentlich ausfallen. Denn auch für Klappermädchen und -jungen gilt, dass es keine größeren Gruppen geben soll. Trotzdem wird es in vielen Gemeinden den Ersatz für die Glocken geben.

 Anita Metz kümmert sich in Kasel um das Klappern. Sie sagt. „Wir hatten im vergangenen Jahr mehr als 60 Klapperkinder.“ Die könne man natürlich nicht losschicken. Deshalb wird es in diesem Jahr so ablaufen, dass sich die Klapperer unabhängig voneinander auf die Haustüre oder die Balkone stellen sollen, um dort lautstark die Nachbarschaft auf die entsprechende Uhrzeit hinzuweisen. Morgens um 6 Uhr, mittags um 12 und abends um 19 Uhr. Variieren auch die Zeiten fürs Klappern – in einigen Orten wird morgens um 7 Uhr losgelegt – so wird in vielen Gemeinden trotz Corona geklappert.

Beispielsweise in den Pfarreiengemeinschaften Schillingen oder Welschbillig. Der Schillinger Gemeindereferent Markus Ullmann sagt, dass in vielen Orten Erwachsene das Brauchtum übernehmen. In anderen würde das von alleine laufen. Hauptsache, es wird überhaupt geklappert.

Inzwischen hat das vermutlich mehr als 500 Jahre alte Brauchtum auch sein eigenes Schlagwort für die sozialen Medien verpasst bekommen. Das Bistum Trier lädt unter dem Hashtag #WirKlappernZuHause dazu ein, die Glocken für zwei Tage zu ersetzen. Jung und Alt können sich beteiligen und so ein Zeichen der Verbundenheit setzen, sagt Benedikt Welter von der Jugendabteilung des Bistums über die Aktion. Er hofft, dass sich viele Gemeinden der Aktion anschließen und die Kartage hörbar werden lassen. Bleibt noch eine Herausforderung. Die Klapperer erhalten für ihren Dienst normalerweise am Karsamstag von den Menschen Dankesgaben. Früher Ostereier, inzwischen auch Geld oder Süßigkeiten. „Aber auch das lässt sich vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt, eventuell verbunden mit einer anderen Aktion, nachholen“, sagt Welter.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort