Das Lästern ist des Wanderers Lust

TRIER. Der deutsche "Wanderpapst" Manuel Andrack, bekannt aus der Harald- Schmidt-Show, war zu Gast in der Tufa Trier. Im Dialog mit Schauspieler Victor Calero stellte er in einer Mischung aus Lesung und Diavortrag sein neues Buch "Wandern" vor.

"Ich liebe Trier, die Stadt meiner Vorväter, das größte Dorf in der Eifel." So nimmt Manuel Andrack Kontakt mit einem großen Publikum auf, das nicht nur das Interesse am Wandern, sondern auch die Neugier auf den zweiten Mann bei Harald Schmidt in die Tufa geführt hat. Fernsehen ist denn auch gleich Thema, denn Andrack hat das Muster der erfolgreichen Schmidt-Show, einen Stichwortgeber zu bemühen, kopiert und seinen "besten Freund", den Schauspieler Victor Calero mitgebracht. Sein Begleiter auf Wandertouren hat hier auf der Bühne die Aufgabe, im munteren Dialog Lesepassagen aus dem neuen Buch mit Anekdoten auszuschmücken. Ums Wandern geht es dabei nur am Rande. Zunächst wird ein Konkurrenzkampf der beiden thematisiert, wer sich wann und wie oft "auf die Schnauze gelegt" habe, dann wird nach Kräften gelästert. Über ältere Männer ohne Unterhemden, die sich in Stuttgarter Parks sonnen, über Boule-Spieler, die "einen auf mediterranes Lebensgefühl machen" oder über "senile Stockfanatiker" (Nordic Walker). Dazwischen gibt es etwas amüsantere, weil wenigstens sprachlich ausgereiftere, gelesene Passagen, in denen zum Beispiel erklärt wird, dass der Kitsch am Rhein entstanden ist. Rheinländer hätten eine zeichnende Engländerin gefragt, was sie da mache und ihre Antwort "Sketch" als "Kitsch" missverstanden. Doch dann geht es wieder auf bewährtem und wenig tiefgründigem Lästerniveau weiter, wobei Sprachprobleme Deutsch sprechender Russen oder die eins zu eins übernommenen Texte aus Wanderpartner-Suchanzeigen durch den Kakao gezogen werden. Dieser Humor auf Kosten anderer, der leider auf jeden spitzfindigen kabarettistischen Kunstgriff verzichtet, ist Geschmackssache. Immerhin aber so kurzweilig, dass oft gelacht und Applaus gespendet wird. Amüsanter Höhepunkt vor der Pause ist die Schilderung eigener Erlebnisse bei der Wander-Weltmeisterschaft, bei der Andrack zwar auch nicht ohne auf Persönliches zielenden Spott über Mitbewerber auskommt, aber sich wenigstens teils selbst zur Zielscheibe macht. Wandern als Naturgenuss

Oder von dem um eigene Profilierung sehr bemühten Calero beschossen wird: "Du sahst Scheiße aus!" Dabei wird jedoch wieder der Bogen zum Wandern geschlagen, denn als Quintessenz der WM bleibt: "Wandern sollte kein Hochleistungssport sondern Naturgenuss sein." Der Abend schließt mit einer Diashow, die genauso im Kreise angeheiterter Kumpels stattfinden könnte, die noch einmal Schnappschüsse ihrer letzten Sauftouren anschauen wollen. Nur dass es hier teils um Einladungen der Goetheinstitute in Island und China geht, wobei es an Spott über die Gastgeber natürlich nicht mangelt. Fürwahr, ein "launiger Abend", wie Andrack selbst resümiert.

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