Das Leben schreibt gute Geschichten

Trier · Das Unfassbare fassbar und nachvollziehbar machen - das ist Annette Bellersheim-Schaefers Motivation. Für ihren Kriminalroman "Wenn Gier zu Gift wird ..." reiste die Trierer Krimiautorin bis in die Karibik. Das Buch beruht, wie all ihre Werke, auf wahren Begebenheiten und Kriminalfällen. Diesmal geht es um einen 1995 in Trier-Süd aufgefundenen Toten.

 Korruption, Betrug und Mord: Zur Recherche für ihren neuen Krimi „Wenn Gier zu Gift wird ..." reiste die Trierer Autorin Annette Bellersheim-Schaefer bis in die Karibik. TV-Foto: Cenk Cigdem

Korruption, Betrug und Mord: Zur Recherche für ihren neuen Krimi „Wenn Gier zu Gift wird ..." reiste die Trierer Autorin Annette Bellersheim-Schaefer bis in die Karibik. TV-Foto: Cenk Cigdem

Trier. "Interessant, rätselhaft und außerhalb der Norm": So beschreibt die Krimiautorin Annette Bellersheim-Schaefer ihre Themenauswahl. Seit ihrer Jugendzeit schreibt die Autorin Gedichte oder Kurzgeschichten, häufig auch über abgründige Themen wie Tod und Gewalt. Sie bezeichnet sich selbst auch als die Anwältin der Toten, "deren Ableben nicht umsonst gewesen sein soll".
Für ihren Roman "Wenn Gier zu Gift wird ...", der 2012 erschienen ist, griff Bellersheim-Schaefer einen mysteriösen Erbschaftsfall in Trier aus dem Jahre 1995 auf, mit dem ihr Ehemann, der Rechtsanwalt Heiko Schaefer, befasst war:
Todesursache unklar


Die stark verweste Leiche eines Mannes wurde in Trier-Süd gefunden. Todesursache: unklar. Nachdem die Verwandtschaft das Erbe wegen angeblicher Überschuldung ausgeschlagen hatte, erbte die Nachbarin (im Roman: Rita Thiel), die der Verstorbene (im Roman: Heinz Michaelis) als Ersatzerbin in sein Testament hatte aufnehmen lassen, das Vermögen: ein Haus in Trier-Süd und ein Anwesen in der Dominikanischen Republik.
Recherche in der Karibik


Ihre Recherchen führen die Autorin normalerweise nicht aus ihrer Heimat Trier hinaus, doch zur Überprüfung des Sachverhalts reiste sie diesmal mit ihrem Ehemann in die Karibik.
"Unechte Schuldscheine, gefälschte Bankunterlagen und Anhaltspunkte für Korruption - ein Mordmotiv konnte nicht ausgeschlossen werden", erzählt Heiko Schaefer. Die Staatsanwaltschaft Trier ließ die exhumierte Leiche auf Giftstoffe untersuchen. "
"Eine Vergiftung konnte nicht ausgeschlossen, aber auch nicht bestätigt werden." Die Taktik, die Wahrheit zu verschleiern mit Papier, Informationen, falschen Namen und fingierten Unterschriften, machte die Ermittlungen schwierig. "Wir filterten allein das heraus, was belegbar war", erzählt Heiko Schaefer.
Das Haus in Trier übernahm die Ersatzerbin schließlich. Das Anwesen in der Karibik wurde sich selbst überlassen. "So etwas erlebt man selten", sagt die Autorin.
Ihr zweiter Roman thematisiert die Todsünde Habgier. "Schreiben war immer mein Leitfaden", sagt Bellersheim-Schaefer. Deshalb entschied sie sich seinerzeit für das Studium der Germanistik an der Uni Trier.
Seit mehr als 30 Jahren ist sie mit ihrem Mann liiert, gemeinsam bereisen die beiden alle Kontinente. Hauptberuflich ist Annette Bellersheim-Schaefer Dozentin beim Europäischen Berufsbildungswerk in Bitburg. "So gerne ich unterrichte, so gerne ziehe ich mich auch zurück, um meine eigene Realität zu erschaffen", verrät sie.
Schreiben hilft ihr zu verarbeiten


Über wahre Begebenheiten zu schreiben ist ihr wichtig: "Ich will zeigen, dass es nicht nur Fantasie ist - es ist tatsächlich so."
So handelt ihre erste Kurzgeschichte, "Die Nächte des Pluto", von drei jugendlichen Männern, die in der Nachbarschaft der Autorin lebten und sich alle aus unterschiedlichen Gründen das Leben nahmen. "Ein prägendes Erlebnis, das ich mit dem Schreiben verarbeiten konnte", sagt sie.
Ihr nächster Roman folgt ihrer Serie, thematisiert den Zorn und beruht ebenfalls auf einer Begebenheit, die sich tatsächlich in Trier abgespielt hat, denn: "Das Leben schreibt die besten Geschichten."

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