Das Menschliche im Unternehmen

Trier · Pfarrerin Friederike Kuhlmann-Fleck ist die neue Krankenhausseelsorgerin des Ökumenischen Verbundkrankenhauses Trier. Neben ihrer Einbindung in das Seelsorgeteam soll sie das Zusammenwachsen der beiden Häuser mitgestalten. Damit betritt sie auch ökumenisches Neuland.

 Die Pfarrerin Friederike Kuhlmann-Fleck soll das christliche Profil des neuen ökumenischen Krankenhauses entwickeln. TV-Foto: Tobias Senzig

Die Pfarrerin Friederike Kuhlmann-Fleck soll das christliche Profil des neuen ökumenischen Krankenhauses entwickeln. TV-Foto: Tobias Senzig

Trier. Pfarrerin Kuhlmann-Fleck ist noch nicht komplett eingerichtet. Ihr Büro im Marienkrankenhaus ist noch eine Baustelle. Und auch im Äquivalent im Elisabeth-Krankenhaus fehlt es noch an Kleinigkeiten: Die Kaffeemaschine ist zwar schon aufgebaut, aber die Pfarrerin ist noch auf der Suche nach ihren fair gehandelten Kaffee-Pads. Bei der Verschmelzung von zwei Krankenhäusern sind dies noch die kleineren Herausforderungen. Und Pfarrerin Kuhlmann-Fleck soll diese Verschmelzung koordinieren - auf der spirituellen Ebene.
"Ich bin nicht nur für die Verwaltung zuständig, sondern für das Menschliche im Unternehmen", erklärt die Vierzigjährige im Gespräch mit dem TV.
Das evangelische Elisabeth-Krankenhaus fusionierte im März dieses Jahres mit dem katholischen Ehranger Marienkrankenhaus zum neuen Ökumenischen Verbundkrankenhaus Trier. In diesem neuen und noch unbeackerten Komplex ist die vierzigjährige Pfarrerin neben der Leitung des ökumenischen Seelsorgeteams für die Erschaffung einer gemeinsamen Unternehmenskultur verantwortlich - und für das christliche Profil. "Grundsätzlich liegen die beiden Häuser inhaltlich nicht weit auseinander", erzählt die Pfarrerin, "wie man christlich auf Menschen zugeht - das machen beide gleich."
Für kirchliche Krankenhäuser spiele die Kultur jedoch eine große Rolle - und da gebe es bei katholischen und evangelischen Häusern natürlich Unterschiede.
Zu ihren Aufgaben zählt die Pfarrerin deshalb die Entwicklung gemeinsamer Traditionen: Wie definiert sich ein ökumenisches Krankenhaus? Wie werden in Zukunft Feiertage begangen? Und wie wird der Gottesdienst aussehen?
Konfessioneller Kleinkram sei heutzutage besonders in Krankenhäusern nicht mehr vermittelbar. "Wir stehen als Christen gemeinsam in der Verantwortung", sagt die Pfarrerin. Der ökumenische Gedanke sei beim neuen Krankenhaus nicht nur ein nachträglich aufgesetztes Sahnehäubchen, sondern ein Versuch, exemplarisch vorzuleben, was man als Christ sowieso tun sollte. Kuhlmann-Fleck weiß, wovon sie spricht. Schon als Gemeindepfarrerin in Pulheim bei Köln hat sie sich für die Ökumene eingesetzt.
In Pulheim war sie zudem als Seelsorgerin im Hospiz tätig. Auch im neuen Verbundkrankenhaus wird die seelische Betreuung von Patienten zu ihren Aufgaben gehören. Zusammen mit zwei katholischen Pastoralreferentinnen bildet sie das neue ökumenische Seelsorgeteam. "Wir möchten da sein, für Patienten wie Angehörige", so Kuhlmann-Fleck. Die Pfarrerin liebt den direkten Umgang mit Menschen. Ihre Arbeit als Radiojournalistin beim WDR hatte sie seinerzeit aufgegeben, weil ihr die Distanz zu den Menschen zu groß war. Im Krankenhaus könne sie deshalb jeder Patient und jeder Angehörige über das Pflegepersonal ansprechen - wenn sie nicht gerade selbst über die Flure laufen würde.
"Dafür muss man ein Gespür behalten: Für die, die in einem Krankenhaus arbeiteten ist es Alltag. Aber für die, die hineinkommen, ist es immer eine Ausnahmesituation."
Diese Erfahrung erlebte sie vor zwei Jahren am eigenen Leibe: Sie hatte sich am Bein verletzt und wurde "von jetzt auf gleich" in ein Krankenhaus eingeliefert. "Eben hatte ich noch den Rollstuhl geschoben, dann saß ich selbst drin", sagt die Vierzigjährige.
Zu ihren Stärken zählt sie, dass sie sich schnell auf unterschiedliche Menschen einstellen kann. Wie sie mit den manchmal schweren Schicksalsschlägen der Patienten umgehe? Glaubenssache. "Ohne viel Beten kann man das nicht. Die Dinge, die ich mitnehme, kann ich bei Gott wieder abgeben."
Die neue Stelle in Trier ist für die gebürtige Ulmerin auch ein Nachhausekommen. Von 2002 bis 2005 war sie als Pfarrerin zur Anstellung in der Basilika tätig. In der Moselstadt hat sie auch ihren Mann kennengelernt - einen echten Trierer, katholisch noch dazu.
Stationen: Pfarrerin Friederike Kuhlmann-Fleck
Geboren 1970 in Ulm, aufgewachsen in Koblenz
1990: Theologiestudium in Göttingen, Wuppertal und Marburg
1997: Vikariat in Aachen
2000: Redaktion Theologie und Kirche beim WDR
2002: Pfarrerin zur Anstellung in der Trierer Basilika
2005: Gemeindepfarrerin in Pulheim
2011: Krankenhausseelsorgerin in Trier

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