Das "Palais" wird erwachsen

TRIER. Das "Palais" am Stockplatz heißt jetzt "Produktion". Aber nicht nur der Name und das Interieur des Clubs haben sich geändert. Mit Kulturveranstaltungen soll ein anderes Publikum angesprochen werden.

Die 16-jährige Tamara und ihr 17-jähriger Freund Maik staunten nicht schlecht, als ihnen am vergangenen Mittwoch der Eintritt zum "Palais" verweigert wurde. "Erst ab einundzwanzig", hieß die Antwort des Türstehers, und er meinte damit nicht die Uhrzeit. Das "Palais" am Stockplatz feierte Neueröffnung und heißt seitdem offiziell "Produktion".Räume in völlig neuem Licht

Wer das Glück hatte, vor 1983 geboren und auch eingelassen worden zu sein, sah die Räumlichkeiten in einem völlig neuen Licht. Zum einen, weil die Wände nicht mehr schwarz, sondern weiß sind, und die Bühne vergrößert und die Theke abgeschliffen wurden. Zum anderen, weil der Club jetzt eine neue Lichtanlage besitzt. Diese harmoniert sehr gut mit der ebenfalls neuen Beschallungstechnik, wie man sich später überzeugen konnte.Aber nicht nur der Name und das Interieur haben sich geändert, der Leiter Peter Stablo setzt auch ein neues Konzept in der "Produktion" um. "In Zukunft verbinden wir verschiedene Formate wie Theater, Kleinkunst und Musik." Wie das aussieht, konnte man bereits bei der Eröffnung erleben. Der Schreibclub "Die Feder" der Universität Trier trug einige Gedichte und Kurzgeschichten auf der Bühne vor.Per Beamer wurde dann ein nicht mehr ganz aktueller, aber recht amüsanter Kurzfilm von Kommunikationsdesignern der Fachhochschule auf eine nicht ganz geeignete, weil mit Heizkörper behangene Wand geworfen. Unter anderem wurden darin Passanten mit Verweis auf die ins Unterirdische führende Treppe auf dem Hauptmarkt gefragt, ob sie die Trierer U-Bahn nutzten. Die Bühne im Club nutzten im Anschluss daran Darsteller des "Uni-Theaters", um Auszüge aus dem Stück "Hase Hase" zu zeigen. Dann durfte getanzt werden. Zu Musik aus den 70ern und 80ern. "Hip Hop und House wird es hier nicht mehr geben", sagt Stablo.Die "Produktion" wird kein Forum mehr für "Kinderdiskos" und Schülerfeten sein. Deshalb wurde gleich am ersten Abend nach Alter gefiltert. Alternativen für jüngere Besucher gebe es in Trier genug, so Stablo. Außerdem seien die bisherigen Veranstaltungen auf Dauer nicht rentabel gewesen.Betreiber zuversichtlich

Zuversichtlich ist der Betreiber mit dem neuen Konzept. "Wir wollen Menschen preisgünstig an Kultur heranführen." Damit ging es gestern auch gleich los. In einem vollem Haus zeigte das "placebotheater" Harold Pinters "Teegesellschaft". Heute, morgen und am Sonntag gibt es jeweils um 20 Uhr weitere Aufführungen. Nicht nur die Eintrittpreise (sieben Euro, bzw. fünf Euro ermäßigt) sind hier zivil. Auch ein Blick in die neue Getränkekarte zaubert dem seit der Euro-Umstellung arg geschröpften Gastronomiebesucher ein Lächeln ins Gesicht. Weil die "Produktion" fast vollständig auf Flaschenvertrieb umgestiegen ist, können Personalkosten eingespart werden. Davon profitieren die Gäste. Bier, Cola und Co. sind beispielsweise zehn Prozent günstiger als im "Palais" am Dom.

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