Das richtige Wetter für Eisbären und Wikinger
Trier · Die Karnevalisten brauchen am Rosenmontag ein dickes Fell, es schneit den ganzen Tag. Den Zug verfolgen viele Jecken gut verpackt in kuscheligen Kostümen: Bären, Frösche und Giraffen sind die Renner in Trier.
Trier. Pünktlich zum Start des Rosenmontagszugs rieseln die ersten Schneeflocken vom Himmel. Doch das Schmuddelwetter kann die Trierer Narren nicht vom Feiern abhalten - sie sind bestens vorbereitet. Viele Karnevalisten sind in diesem Jahr in mollig warme Ganzkörperkostüme gehüllt: Bären, Frösche, Wikinger und Giraffen sind bei den beliebtesten Kostümen ganz vorne mit dabei.
"Heute ist genau das richtige Wetter für einen Eisbären", sagt Harry Kacprowski aus Trier-Pfalzel. "Ich habe mir letzte Woche den Wetterbericht angeguckt und entschieden, mir ein Eisbärkostüm zu kaufen", berichtet der 28-jährige Trierer Marius, der sich ebenfalls ein weißes Fell übergeworfen hat. Familie Schülter aus Ollmuth trägt heute braune Flecken auf beigem Grund: Die vier sind am Sonntag als Giraffen in Schöndorf mitgelaufen und tragen ihre Kostüme noch einmal beim Trierer Umzug auf.
Auch die kleinsten Karnevalisten haben sich dem Wetter angepasst: Jonathan Krempchen aus Issel, 13 Monate jung, ist bei seinem ersten Fastnachtsumzug als Schneemann unterwegs. Das bunte Treiben beobachtet er auf dem Arm seiner Oma Marie-Therese Ringel aus Irsch.
Gerüstet gegen Kälte ist auch Daniela Klein aus Trier-Kürenz. In pinkfarbenem Jogginganzug ist die 31-Jährige in Trier als Cindy von Marzahn unterwegs. "Ich muss die Schwangerschaftskilos nutzen", schmunzelt sie. Das Outfit mit der Aufschrift "Princess" hat sie im Fanshop der Komikerin bestellt. Und ein weiterer prominenter Gast wird in der Trierer Innenstadt gesichtet: Das Krümelmonster hat sich unter die Narren gemischt. Die Sicherheitsleute drücken am Rosenmontag noch mal ein Auge zu und lassen den berüchtigten Keksdieb feiern.
Doch nicht alle Karnevalisten lassen sich vom Wetter beeindrucken. "Ist doch nur Schnee", kommentiert Inge Rohrbach aus Kürenz. Die 56-Jährige und ihre Freundin Waltraud Lauterbach schmücken ihren Kopf nicht mit wärmenden Hüten und Tüchern, sondern mit einem Blumenkranz. "Wir müssen den Frühling und den Sommer herbeisehnen", erklärt Lauterbach aus Ruwer.
Gegen die Kälte haben manche Jecken in der Trierer Innenstadt noch ein ganz anderes Rezept: "Der Alkohol macht uns warm", sagt die 20-jährige Jessica. Sie trinkt mit ihren Freundinnen Roxanne und Saskia eine Flasche Sekt am Rand des Zugs. Später wollen die drei Damen in der Arena weiterfeiern (und trinken).
Sein eigenes Bierlager trägt Patrick Willems (19) mit sich herum. Er hat sich ein Kostüm in Form eines Fasses mit Zapfhahn umgeschnallt. Ansonsten haben seine Kumpels und er Radler und Stubbi als Wegzehrung dabei.
Beim Rosenmontagszug amüsieren sich auch viele Narren ohne Alkohol, zumindest die harten Sachen werden nur selten in die üblichen Plastikbecher ausgeschenkt. "Wir sind vorbereitet, haben aber nur Bier, Viez und Sekt dabei", sagt Eisbär Marius. Er und seine Freunde feiern heute "mit angezogener Handbremse" - und wärmen sich mit Schunkeln und Feiern.