Das Schaulaufen der buntgefiederten Kleinen

Elegante Haltung und strahlende Farben: Ein schöner Wellensittich muss viele Merkmale erfüllen. Die Züchter der Wellensittich Freunde Moselland Trier opfern viel Zeit und Geld für den perfekten Vogel. Die Folge: Das arbeitsreiche Exotenhobby ist vom Aussterben bedroht.

 Ist jeden Tag bei seinen Wellensittichen: Wolfgang Lörscher, Gründer der Wellensittich Freunde Moselland Trier. 200 Tiere besitzt er. TV-Foto: Julian Ermert

Ist jeden Tag bei seinen Wellensittichen: Wolfgang Lörscher, Gründer der Wellensittich Freunde Moselland Trier. 200 Tiere besitzt er. TV-Foto: Julian Ermert

Trier. Die Augen von Wolfgang Lörscher leuchten. Hier inmitten seiner rund 200 Wellensittiche ist der Züchter glücklich: "Ich liebe die Vielfalt der Farben. Es ist interessant, die Tiere aufwachsen zu sehen", sagt Lörscher mit einem Lächeln im Gesicht.

Vor rund 25 Jahren kam Lörscher erstmals in Kontakt mit den Vögeln. Seither ist Wellensittichezüchten sein Hobby. Eine Faszination, die viel Arbeit verursacht: Füttern, Käfige putzen, die Jungtiere versorgen, die Stammbäume seiner Vögel rekonstruieren. Fast jeden Tag fährt Wolfgang Lörscher zu der Hinterhofgarage in Trier-West, in der die Vögel untergebracht sind. "Ich bin rund eine Stunde täglich hier und dann nochmal drei bis vier Stunden am Wochenende zum Putzen", sagt der 44-Jhrige.

Die Vögel kosten zudem laufend Geld: Zehn bis 20 Gramm Futter benötigt ein Sittich pro Tag. Hinzu kommen noch Arztkosten sowie der Kauf von neuen Vögeln. "Für einen guten Zuchtvogel bezahlt man schnell zwischen 50 und 100 Euro", erklärt Lörscher. Kein Wunder, dass sich bald große Löcher im Budget des Züchters auftun. Billiger wird es, wenn man sich zusammenschließt: "Zusammen im Verein können wir Futter billiger einkaufen und die Vögel untereinander austauschen."

Vor 15 Jahren wurde so der Verein Wellensittich Freunde Moselland Trier gegründet. Einmal im Monat treffen sich die sieben Mitglieder, um sich über die Erfahrungen und Erlebnisse mit den Vögeln auszutauschen. Eine wichtige Hilfe, denn die Wellensittichzucht ist Detailarbeit. "Man muss dabei Ahnung von Biologie und Genetik haben", betont Lörscher. Denn jeder Vogel hat seine Vorzüge: Der eine ist groß, der andere hat ein schönes Gefieder. Durch gezielte Paarung versuche man gute Eigenschaften in einem Wellensittich zu vereinen, erklärt der Züchter. Das Ziel: der perfekte Wellensittich. Perfekt im Sinne der Vorgaben.

"Der Weltverband hat die Schönheitsideale genau definiert", sagt Sittichfreund Lörscher. Der Vogel muss eine aufrechte Haltung haben sowie sechs Kehltupfer unterhalb des Schnabels. Zudem muss der Schwanz aus zwei Federn bestehen.

Bewertungsschauen sind die Höhepunkte



Jahreshöhepunkte für die Züchter sind die Tage der Bewertungsschauen. Hier entscheiden Richter mit kritischem Blick, welcher Wellensittich den Regeln der Schönheit entspricht. "Die Bewertungsschauen finden auf Vereins- und Bundesebene statt", sagt Lörscher. So reisen die Züchter aus Trier einmal im Jahr mit rund 80 Vögeln zur Bundesschau. Dem Sieger winken Medaillen und das Ansehen als fähiger Züchter. Auch die Trierer konnten bereits Erfolge sammeln: "Den größten Erfolg hatten wir 1996 auf der Bundesschau in Crailsheim. Ein Vereinsmitglied bekam die Goldmedaille für den besten Jungvogel", sagt Lörscher.

Doch trotz der positiven Ergebnisse bleibt ein Problem: Der Nachwuchsmangel. "Seit einigen Jahren fehlen junge Züchter", erklärt Lörscher, der seit 1985 die Linzenz zum Züchten hat. Viele seien heute nicht mehr bereit, die Arbeit, die Zeit und die Kosten auf sich zu nehmen. Lörscher sieht ein weiteres Problem: "Früher waren Haustiere in jeder Familie verbreitet. Heute ist das weniger der Fall. So verlieren Kinder früh den Bezug zu Tieren."

Der Verein sucht deshalb bewusst den Kontakt nach außen: So stehen die Vogelexperten allen privaten Vogelfreunden mit Rat und Tat zur Seite und freuen sich über Besucher ihrer Vereinsschau. Das Ziel ist klar: "Wir wollen das Exotenhobby populärer machen."

Informationen zur Haltung, Zucht und Pflege und zum Verein bei Wolfgang Lörscher, Telefon 0651/62094 oder Karlheinz Lequen, Telefon 06571/954064.

Nächste Vereinsschau: 11. September, Gaststätte Walzburgschänke, Neuhaus 1, 54317 Osburg.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort