"Das sind haarsträubende Zustände"

SCHWEICH. Am Schweicher Bahnhof herrscht zur Mittagszeit Chaos. Schulkinder laufen auf dem Bahngleis auf und ab, rangeln miteinander, überqueren die Gleise, statt die Unterführung zu nutzen, und drängeln sich an den Türen der einrollenden Züge. Aufsichtspersonen, die für Ordnung sorgen könnten, gibt es nicht.

 Wenn ein Zug in den Schweicher Bahnhof einrollt, kommt es oft zu gefährlichen Drängeleien am Bahnsteig. Aufsichtspersonal gibt es an dem Haltepunkt nicht. TV-Foto: Hans Michael Engelke

Wenn ein Zug in den Schweicher Bahnhof einrollt, kommt es oft zu gefährlichen Drängeleien am Bahnsteig. Aufsichtspersonal gibt es an dem Haltepunkt nicht. TV-Foto: Hans Michael Engelke

Es ist 13.06 Uhr am Schweicher Bahnhof. Die Regionalbahn aus Trier rollt ein, um auf ihrer Weiterfahrt Richtung Föhren zahlreiche Schulkinder aufzunehmen. Dabei herrschen oftmals chaotische Zustände. Bahnfahrende, Anwohner und auch Schüler berichten über "haarsträubende Zustände", wie es ein Anwohner formuliert. So haben schon viele Erwachsene beobachtet, wie Schüler regelmäßig über die Gleise rennen, statt die Unterführung zu nutzen. Andere setzen sich an den Bahnsteigrand und lassen die Beine baumeln, spielen Fangen auf dem Bahnsteig, rangeln miteinander und nehmen beim Herannahen des Zuges Anlauf, um einen Sprung auf die Gleise vorzutäuschen. "Einmal hat ein vorbeifahrender Güterzug laut hupen müssen, weil ein paar Jungs einen Mitschüler ganz nahe an den Bahnsteigrand geschoben haben", berichtet Pascal, ein Siebtklässler einer Schweicher Schule. Bei solchen Spielereien, die die Schüler als harmlos und ungefährlich ansehen, kann es leicht zu folgenschweren Unfällen kommen. Es kommt auch vor, dass sich die Kinder, um einen der begehrten Sitzplätze zu bekommen, im Pulk an die Zugtüren drängeln und von hinten an die noch fahrenden Züge gepresst werden. Noch ist dabei niemand in die breite Lücke zwischen Zugwand und Bahnsteig gestürzt. Bahnreisende berichten, dass die Kinder gelegentlich Steine vom Bahngleis aufheben und damit umherwerfen. "Die Erwachsenen interessieren sich selten dafür", sagen die Siebtklässler Simon und Fabian. Ein besorgter Pendler entgegnet: "Wenn man dann mal was sagt, dann wird man ausgelacht oder beschimpft." In den Schweicher Schulen sind die Probleme bekannt. So legen nach Auskunft des Direktors Heinrich Bentemann vom Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium seine Schule und die Stefan-Andres-Haupt- und Realschule großen Wert auf soziales Lernen und Gewaltpräventions-Programme. Doch wer trägt die Verantwortung für die Sicherheit der Schüler auf dem Bahnsteig? Bei der Kreisverwaltung Trier-Saarburg heißt es: Anders als bei Kindergartenkindern sind die Eltern für die Beaufsichtigung verantwortlich. Auf TV-Anfrage bei der Deutschen Bahn, die das Gelände vor Jahren veräußert hat und heute nur noch nutzt, verspricht Pressesprecher Bernd Rohnerkamp: "Wir werden in Schweich in der nächsten Zeit Bahnschutz-Mitarbeiter einsetzen, die nach dem Rechten sehen." Doch das ist keine langfristige Lösung des Problems. Denn, so schränkt Rohnerkamp ein: "Wir werden aber nicht jeden Tag dort präsent sein können." So heißt es am Schweicher Bahnhof vorerst weiter hoffen, dass kein Unglück passiert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort