Das soziale Miteinander ist ausbaufähig

In Föhren lässt es sich ganz gut leben, aber das soziale Miteinander ist noch ausbaufähig. So lässt sich das Ergebnis des Bürgergesprächs vom Sonntag zusammenfassen. 102 Frauen und Männer nahmen daran teil - mehr als erwartet.

Föhren. Wo drückt der Schuh? Dass diese Frage rund 100 Föhrener Bürger bewegen würde, den Sonntagnachmittag zu opfern und ihre Wünsche und Anregungen vorzubringen, damit hatte der Steuerungskreis "Lebendiges Föhren" nicht gerechnet. Auf die Schnelle mussten im Bürger- und Vereinshaus noch Tische und Stühle beigestellt werden. In gemütlicher Runde bei Kaffee und Kuchen sprudelte es dann nur so aus den Teilnehmern heraus; die Moderatoren der vier Themenbereiche Freizeit, Mobilität, Wohnen und Gesundheit mussten sich sputen, um nur ja alle Ideen und Anregungen auf bunte Flipchart-Zettel zu notieren. Die gesammelten Bürgerwünsche sollen demnächst im Sozialausschuss behandelt werden, der sie dann für den Gemeinderat aufarbeitet. Erste Beschlüsse auf Basis der Bürgerbeteiligung könnten 2011 folgen.

Fahrdienst für Einkäufe und Arztbesuche



Die Ideen für die Freizeitgestaltung kreisten um ein Bürgercafé als sozialen Treffpunkt, um mehr kulturelle Angebote (Theaterfahrten, Kleinbühne für die Klientel 50 plus, Literaturkreis) und um spezielle Seniorenangebote wie Spielnachmittage, Wanderungen sowie Vorlese- und Volksliedernachmittage. Auch eine Ideenbörse zur Koordinierung gemeinsamer Unternehmungen und eine Ehrenamtsbörse wurde vorgeschlagen. Die Vereine ernteten Lob für ihre vielfältigen Angebote, wobei man bei der Zusammenarbeit untereinander noch Entwicklungspotenzial sieht.

Im traditionellen "Eisenbahnerdorf" Föhren mangelt es nicht an guten Zugverbindungen, aber die Bürger wünschen sich bessere Bustakte und individuelle Fahrtmöglichkeiten nach Bedarf - etwa Seniorentaxis im Pendeldienst nach Schweich oder Fahrdienste für Arztbesuche und Einkäufe. Wichtig fände man auch einen festen Ansprechpartner, der die Wünsche koordiniert.

Auch Wohnideen fürs Alter kamen zur Sprache. Es fehle an kleinen, alters- und barrieregerechten Wohnungen, auch sollte mehr über die Bereiche Umbau, Umzug und Wohnformen im Alter informiert werden. Großes Interesse besteht zudem an betreutem Wohnen als Alternative zum Altenheim.

Das Ärzteangebot in Föhren wird allgemein als gut eingestuft. Angeregt wird allerdings eine Broschüre, die alles Wissenswerte zum Thema Gesundheit enthält. Auch ein Besuchsdienst für alte, kranke und einsame Mitbürger steht auf der Wunschliste.

Meinung

Lebensqualität im Vordergrund

Die Bürger wollen bei der Gestaltung ihres Wohn- und Lebensumfeldes stärker einbezogen werden. Nicht zuletzt deshalb sind auch die Dorfmoderationen so erfolgreich, die in vielen Gemeinden der Region gestartet sind. Sie haben unterschiedliche Namen, laufen aber wie das Projekt in Föhren alle darauf hinaus, den Ort besser auf die Bedürfnisse einer immer älter werdenden Bevölkerung umzustellen. Dass es sich bei diesen Prozessen keineswegs um eine "Revolution" der Basis handelt oder darum, die Kompetenzen von Gemeinderäten oder Vereinen zu beschneiden, wird deutlich, wenn man sich die Bürgerwünsche einmal genauer anschaut. Da geht es nicht um große, teure Anschaffungen wie Bürgerhäuser oder Straßen, sondern meist um kleine Dinge des alltäglichen Lebens, die oft schon mit wenig Geld und etwas gutem Willen umzusetzen sind. Vielleicht liegt dies auch daran, dass im Herbst des Lebens die materiellen Dinge an Gewicht verlieren und die soziale Lebensqualität in den Vordergrund rückt. Weihnachten steht vor der Tür - vielleicht lässt sich ja bis dahin ein Besuchsdienst für alte, kranke und einsame Menschen aus der Taufe heben … a.follmann@volksfreund.de

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