TV Serie Landmarken Der Wasserfall in Klein-Venedig bezaubert

Saarburg · TV-Serie „Landmarken“: Seit dem 13. Jahrhundert rauscht der Leukbach in Saarburg 18 Meter in die Tiefe – ein Unikat in Europa. In dieser Zeit haben sich einige spannende Geschichten ereignet.

 Inspiriert Romantiker: Der Wasserfall in Saarburg.

Inspiriert Romantiker: Der Wasserfall in Saarburg.

Foto: FRANZISKA WONNEBAUER

Wer den Saarburger Marktplatz betritt, hört das Rauschen des Wasserfalls schon von Weitem. Staunende Touristen posieren für ein Foto auf der Fußgängerbrücke, deren Geländer im Sommer Blumenkästen mit roten und weißen Geranien zieren. Zahlreiche Liebespaare haben sich hier mit bunt-gravierten Schlössern verewigt. „Eins, zwei, drei“, ruft ein Mann mit Kamera drei posierenden Touristinnen zu und drückt den Auslöser. Klick.

Hier, auf einer kleinen Plattform vor dem Schlosscafé, kann man das Schauspiel besonders gut beobachten und beeindruckende Erinnerungsfotos schießen: Am Buttermarkt schlängelt sich der Leukbach unter mehreren Fußgängerbrücken hindurch, erreicht am „Amüseum“ eine kleine Staustufe und fällt dann brausend in die Unterstadt. Schwer stürzt das Wasser in die Tiefe und bahnt sich weiß schäumend seinen Weg über bemooste Felskaskaden. Im Tümpel lösen sich die Schaumkronen auf, und der Bach plätschert leise vorbei an grünen Sträuchern, der Tümpelsmauer und der ehemaligen Hackenberger Mühle, bis er in die Saar mündet.

Das war nicht immer so. Der Saarburger Wasserfall ist eine menschengemachte Landmarke. Er entstand vermutlich Ende des 13. Jahrhunderts. Damals gelang es den Stadtherren, ein künstliches Bett anzulegen und den Leukbach so durch die mittelalterliche Stadtanlage umzuleiten. Sinn und Zweck war, eine Löschquelle für den Brandfall zu schaffen.

Zur selben Zeit erkannte man das ungenutzte Potential des rund 18 Meter umfassenden Höhenunterschieds zwischen Ober- und Unterstadt: Die Wasserkraft des einzigen innerstädtischen Wasserfalls Europas diente fortan der Energiegewinnung.

Am Fuße des Wasserfalls entstanden der dreiteilige städtische Mühlenkomplex und die kurfürstliche Mühle. Diese wurde später zum städtischen Museum für traditionelle Handwerksberufe und Zünfte („Amüseum“) umfunktioniert. Auch der Betrieb der städtischen Mühle, heute „Städtisches Mühlenmuseum Hackenberger Mühle“, wurde 1974 eingestellt. Ihre Räder jedoch drehen sich bis heute.

„Ursprünglich floss die Leuk entlang der Graf-Siegfried-Straße Richtung Trier“, erzählt Gästeführer Alexander Schumitz. Der ehemalige Bachlauf sei noch heute von der Burganlage Saarburg als bebautes Tal erkennbar. Als leidenschaftlicher Stadtführer beherbergt Schumitz nicht nur eine Postkartensammlung rund um den Wasserfall, sondern erzählt auch spannende Geschichten.

So soll 1879 ein „scheu gewordenes Pferd“ über die Brüstungsmauer galoppiert sein und den Sturz ins Wasserbecken „ohne Schaden genommen zu haben“ überlebt haben. Eine andere Geschichte handelt von einem tödlichen Unglück am Fastnachtsmorgen. Ein maskierter Unbekannter soll einen Passanten Ende der 1840er Jahre die Tümpelsbrücke hinabgestürzt haben. Trotz solcher Schauergeschichten: „Die Saarburger lieben ihren Wasserfall“, sagt Schumitz.

Das war auch schon vor 100 Jahren so. Nikolaus Ritzler beschrieb den Wasserfall in der „Geschichte der Burg und Stadt Saarburg“ 1912 romantisch mit den Worten: „Wenn dann die liebe Sonne in dieses Gebrause, in dieses Wälzen und Wühlen und in die duftigen Staubteilchen des Wassers hineinscheint, dann treten die reinsten Regenbogenfarben auf, dann gleicht das wilde Gewirre einem Kaleidoskop, das uns in jeder Sekunde neues ungeahntes Schönes hervorzaubert.“

Heute verleihen die Leuk und ihr Wasserfall Saarburgs Innenstadt ein ganz besonderes Flair, das zum Sitzen und Verweilen in den umliegenden Cafés und Restaurants einlädt. Auch Touristen zieht es für einen Tagesausflug in Saarburgs idyllische Innenstadt.

„Wir kommen jedes Jahr her und genießen die schöne Atmosphäre bei leckerem Apfelstrudel“, erzählt ein Gast aus dem Saarland. Nicht umsonst nenne man Saarburgs Innenstadt auch „Klein Venedig“.

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