Das Sterben geht weiter

TRIER. Wieder sind die Tage eines Einzelhändlers gezählt: Mit dem Lederwarengeschäft Langhardt schließt ein weiteres alteingesessenes Geschäft. Seit 41 Jahren hat der Filial-Laden seinen Sitz in der Brotstraße. Doch Langhardt schließt nicht nur in Trier, sondern sämtliche Filialen in Deutschland.

 Ausverkauf: Leder Langhardt schließt auch seine Filiale in Trier.Foto: Gabriela Böhm

Ausverkauf: Leder Langhardt schließt auch seine Filiale in Trier.Foto: Gabriela Böhm

DasEinzelhändler-Sterben in der City schreitet voran. DasTraditionshaus Schuh-Fritz - eines der Gründungsmitglieder derCity-Initiative - hat nach Jahrzehnten seine Pforten geschlossen.Und im August wird das Porzellangeschäft Gangolf seinen Betriebin der Fleischstraße aufgeben und nur noch den Hauptsitz Bitburgaufrecht erhalten. In den Schließungs-Reigen fügt sich dieEinstellung von Lederwaren-Langhardt Anfang Mai ein. Gangolf undLanghardt sind keine Mitglieder der City-Initiative. Kein echtes Interesse der Mitbewerber

"Die Gründe für die Aufgabe der Langhardt-Filiale in Trier und 27 weiterer Filialen bundesweit sind tragischer Art und haben mit den Erträgen grundsätzlich nichts zu tun", sagt Anja Commandeur, Geschäftsführerin von Langhardt in Bergisch-Gladbach. "Unser Unternehmen verfügt über keine Sicherheiten wie beispielsweise Grundvermögen und Immobilien, um Bankkredite zum Ankauf von Waren gewährt zu bekommen." Persönliche Sicherheiten wurden über einen Privatmann geleistet, der im Sommer letzten Jahres starb. Das Insolvenzverfahren wurde im Oktober eröffnet und Investorengespräche aufgenommen - erfolglos. Bis zuletzt hatte man auch in Trier gehofft, dass die Filialen übernommen würden. Im Gespräch sollen die Unternehmen Samsonite und Garantschuh gestanden haben. Doch die Verhandlungen scheiterten nach Angaben von Anja Commandeur am "halbherzigem Interesse" und der Angst vor zu hohen Ladenmieten.

Langhardt-Filialen liegen wie in Trier vornehmlich in 1-A-Lagen. Wobei dem Vermieter in der Brotstraße seitens der Filialleiterin ein "sehr kulantes Verhalten" attestiert wird. "Der Mietpreis hat auf keinen Fall etwas mit der Aufgabe zu tun", betont Filialleiterin Waltraud Lauterbach.

Geschäftsführerin Commandeur bedauert die Schließung der Trierer Filiale, die trotz unproblematischer Erträge zwangsläufig von der bundesweiten Aufgabe des Unternehmens betroffen ist. Dagegen spricht die Trierer Filialleiterin von einer "sehr rückläufigen Entwicklung des Geschäftes, besonders im letzten Jahr".

Fünf Angestellte und drei bis vier Aushilfen sind in Trier von dem Aus betroffen, bundesweit stehen rund 300 Langhardt-Mitarbeiter auf der Straße. Vor Jahren gab es über 50 Filialen der Emil Langhardt GmbH & Co. KG in Deutschland. Das Unternehmen blickt auf eine 90-jährige Geschichte zurück. "In Hinblick auf die schwierige Marktsituation hat es den Investoren wohl an Mut gefehlt, die Filialen zu übernehmen", sagt Commandeur. Und Lauterbach meint: "Wir verkaufen hochwertige Güter, Taschen und Koffer. Das ist vielleicht das letzte, was derzeit gebraucht wird."

Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch bedauert die Schließung, da in diesem Segment kein Überangebot in Trier herrsche. "Wir brauchen den Fachhandel in Hinblick auf eine unverwechselbare Innenstadt", sagt auch City-Managerin Inge Schönherr. Sie hofft, dass die Vermieter Kontakt zu der City-Initiative aufnehmen, um Ladenleerstände zu vermeiden. Georg Kern, Vorsitzender der City-Initiative: "Die Kaufzurückhaltung ist ein offenes Geheimnis." In schwierigen Zeiten brauche man ein Polster. "Doch Rücklagen hat der Handel in den vergangenen Jahren nie aufbauen können."

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