Das Tor zur Natur

MARIAHOF. Mit dem Mattheiser Wald grenzt seit Herbst 2003 Triers größtes Naturschutzgebiet direkt an den Mariahof. Ein Erfolg, den die Stadtteilbewohner vor allem Gisela Schmidt zu verdanken haben; die strotzt geradezu vor neuen Ideen für das ökologisch wertvolle Naherholungsgebiet.

Sie die "Mutter des Naturschutzgebiets Mattheiser Wald" zu nennen, würde Gisela Schmidt gar nicht gefallen. Dass die umweltbewegte Liberale gleichwohl den größten Anteil daran hatte, dass das einstige militärische Übungsgelände unter Schutz gestellt wurde, will auch sie nicht verhehlen. Seit 1999 wirbt Gisela Schmidt in Stadt und Land unermüdlich für das Projekt, im August letzten Jahres wurde der Wald auf einer Fläche von fast 450 Hektar als Naturschutzgebiet ausgewiesen (der Trierische Volksfreund berichteten mehrfach). Damit verfünffachte sich über Nacht das städtische Areal, das unter Naturschutz steht. Vor allem die Mariahofer profitieren vom Mattheiser Wald und seinen beiden acht und neun Kilometer langen Rundwanderwegen. Schließlich verfügt der Stadtteil über den bislang einzigen direkten Zugang zum Naturschutzgebiet. Mit der Unterschutzstellung des Areals, das Kammmolch, Gelbbauchunke und Wilde Akelei als Lebensraum dient, konnten Gisela Schmidt und die sie unterstützenden Umweltverbände einen wichtigen Etappensieg verbuchen. Doch längst wissen auch viele Bewohner der Stadtteile Mariahof und Feyen den Standortvorteil Natur zu schätzen. Sie wollen helfen, die Infrastruktur des Geländes auszubauen. So beschloss der Ortsbeirat von Feyen/Weismark vor wenigen Wochen, insgesamt 10 000 Euro für Wege und Bänke im Mattheiser Wald einzuplanen. Der Ortsbeirat von Mariahof stellt derweil Mittel für einen Tisch und zwei Bänke bereit. Die Sitzgruppe soll gleich zu Beginn der Wanderwege aufgestellt werden, wo schon jetzt eine ansprechende Hinweistafel über Wegeverlauf und Waldleben informiert. Gisela Schmidt freut die Unterstützung aus den Stadtteilen, denn sie hat noch einige Pläne für das Naturschutzgebiet. So sollen schon bald drei Bänke im Wald aufgestellt werden, um Wanderern Verschnaufmöglichkeiten zu bieten. Die Standorte stehen bereits fest und auch, dass sie aus alten Bäumen des Mattheiser Walds "geschnitzt" sein werden. Zudem hat die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD) in Koblenz grünes Licht für die Offenlegung der Quelle des Aulbachs gegeben; bislang ist diese noch verbaut. Für Gisela Schmidt liegt damit ein weiteres Vorhaben nahe: Sie will den auf 200 Metern verrohrten Aulbach vollständig offen legen und renaturieren lassen. Das sei nur konsequent und im Sinne des gesamten Naturschutzgebiets. Doch offen ist, wer diese Maßnahme finanzieren soll; die SGD Nord hat bereits signalisiert, keine weiteren Mittel bereitstellen zu können. Ungeklärt scheint bislang auch, wer die verschiedenen Maßnahmen im Mattheiser Wald koordinieren soll. Denn mit der Unterschutzstellung bedarf jede Veränderung im Gebiet der Genehmigung durch die SGD Nord. Doch die wird sich schwerlich um die Anliegen der Beiräte vor Ort kümmern können. Bei aller Begeisterung über die wichtigen Erfolge sieht Gisela Schmidt denn auch Unwägbarkeiten für die Zukunft. "Der Mattheiser Wald hat noch keine richtige Lobby", fürchtet sie, und "die Stadtverwaltung interessiert sich nicht für das Naturschutzgebiet". Doch schon in der Vergangenheit fand Gisela Schmidt ihre offiziellen Mitstreiter ohnehin eher außerhalb der Stadtgrenzen: im Mainzer Umweltministerium und in der SGD Nord in Koblenz. Zudem wird der Mattheiser Wald schon bald auch die EU in Brüssel beschäftigen. Denn dort wird geprüft, ob das Naturschutzgebiet als so genanntes Flora-Fauna-Habitat (FFH) ausgewiesen wird. Das hat die Landesregierung vorgeschlagen. Die europäische Unterschutzstellung wäre sozusagen die Krönung des Mattheiser Waldes - und des ehrenamtlichen Engagements von Gisela Schmidt obendrein.

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