Sicherheit Einfach so ins Trierer Rathaus? Keine Chance! (mit Video)

Trier · Die Sicherheitsschleuse am Haupteingang hat sich so gut bewährt, dass sie auch in allen anderen öffentlichen städtischen Gebäuden installiert werden soll. Die Maßnahme soll Störungen oder Schlimmeres verhindern.

Der bis Ende 2018 völlig freie Zugang zu den inneren Bereichen des Trierer  Rathauses ist nur noch per Knopfdruck von innen möglich – nach einer ausführlichen Kontrolle.

Der bis Ende 2018 völlig freie Zugang zu den inneren Bereichen des Trierer  Rathauses ist nur noch per Knopfdruck von innen möglich – nach einer ausführlichen Kontrolle.

Foto: Roland Morgen

Die Situation eskaliert. Bis eben war noch alles normal, der junge Mann beantwortete die Fragen der Mitarbeiterin des Sozialamts und trug einige Wünsche vor. Als die Frau am Schreibtisch deren Erfüllung ablehnt und auf die Realität verweist, die leider kein Wunschkonzert sei, rastet der Mann aus. Er beschimpft sie, droht ihr mit Gewalt und muss schließlich vom Sicherheitsdienst gebändigt und herausgeführt werden. Ein Hausverbot und eine Anzeige werden folgen.

Szenen wie diese spielen sich täglich in deutschen Behörden ab – vor allem in den Ämtern, die Leistungen wie Arbeitslosengeld, Sozialhilfe oder Jugendhilfe regeln. Auch in Trier. Das bestätigt Stadt-Sprecher Michael Schmitz.

„In den Ämtern, in denen Ansprüche aus Sozialleistungen gewährt werden, treten immer wieder Kunden aggressiv auf, die sich ungerecht behandelt fühlen,  psychisch labil sind oder die sich in emotionalen Ausnahmesituationen befinden“, sagt Schmitz.

Die Stadt griff ein und beauftragte  einen Sicherheitsdienst, die Lage während der Öffnungszeiten im Auge zu behalten. „Das hat etwas für Entspannung gesorgt“, sagt Schmitz.

Auch im Bürgeramt liegen manchmal die Nerven blank. Wer hierherkommt, braucht möglicherweise einen neuen Personalausweis oder Reisepass, er will seinen Wohnsitz an-, um- oder abmelden oder vielleicht will er sich von der Rundfunkbeitragspflicht befreien lassen. All das klingt harmlos und ist es auch. Eskalationen sind Ausnahmen,  aber sie kommen vor.

„Im Bürgeramt gab es im vergangenen Jahr sechs Fälle aggressiver Kunden“, sagt Michael Schmitz. „Die Aggressivität war so hoch, dass sie nur mit Hilfe des kommunalen Vollzugsdiensts oder der Polizei beendet werden konnte.“ Insgesamt hat die Stadtverwaltung Trier im Jahr 2018 drei formelle Hausverbote gegen aggressive Besucher ausgesprochen, im laufenden Jahr bisher eins.

Dazu muss man wissen: Im Jahr 2018 war es noch ein Kinderspiel, die inneren Ebenen des Rathauses zu erreichen. Ein Besucher spazierte einfach zum Haupteingang hinein und konnte, ohne von irgendjemandem aufgehalten oder nach seinem Ziel befragt zu werden, überall hingehen. Auch in die Vorzimmer der Dezernenten oder des Oberbürgermeisters (OB) oder in ein Sitzungszimmer, in dem gerade ein Ausschuss tagte.

„Es gab tatsächlich mal einen Fall, in dem ein Besucher einen Stuhl vor die Eingangstür des Oberbürgermeisters stellte, darauf Platz nahm und erklärte, er werde erst gehen, wenn der OB mit ihm gesprochen habe“, erzählt Udo Hildebrandt, Leiter des zentralen Organisations- und Informationstechnologieamts.

Damit muss Schluss sein, sagten sich der OB und die Dezernenten. Die Stadt installierte Ende 2018 eine Sicherheitsschleuse im Foyer des Rathauses. Während ein Besucher vom Haupteingang und Foyer des Rathauses aus weiterhin problemlos nach links ins Bürgeramt kommt, bleibt ihm der Zutritt zum inneren Bereich zuerst einmal verschlossen. Stattdessen fragt ihn eine von rechts kommende freundliche Stimme, wer er denn bitte sei und wohin er wolle.

Der Besucher dreht sich um und sieht sich zwei Mitarbeitern gegenüber, die ihn freundlich anlächeln. Nichtsdestrotrotz werden sie ihn wieder wegschicken, wenn er seinen Besuch im Rathaus nicht plausibel begründen und keinen Lichtbildausweis vorlegen kann. Die Tage des freien und unkontrollierten Zutritts sind vorbei.

Ute Kemmnitz gehört zu den Mitarbeitern der Stadt, die an der Einlasskontrolle sitzen. „Dieses System dient der Sicherheit der Kollegen“, sagt sie. Es sei zwar nichts „wirklich Schlimmes“ geschehen, aber mit einigen Besuchern habe es „Differenzen“ gegeben.

Seit fast sechs Monaten ist dieses System im Einsatz. Hat es etwas bewirkt? „Die Zugangskontrolle im zentralen Rathaus hat zu einer wesentlichen Beruhigung im Haus geführt“, sagt Stadt-Sprecher Schmitz. „Vorher gab es oft Störungen in den Vorzimmern der Dezernenten. Jetzt werden die Bürger  zielgerichtet an die richtigen Verwaltungsstellen geleitet.“ Auch die Störungen laufender Sitzungen durch Besucher, die ein wenig die Orientierung verloren hatten, seien beseitigt worden.

Das System habe sich deshalb bewährt, sagt Schmitz. Die Konsequenz: „Die Zugangskontrolle wird daher nach dem Vorbild des Rathauses am Augustinerhof auch auf die übrigen Gebäude ausgeweitet.“ Dann heißt es in Zukunft in jedem städtischen Gebäude: „Zu wem möchten Sie, bitte?“

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