Das untergegangene Dorf an der Sauer

In diesem Jahr feiern die Bewohner des Sauerortes Mesenich das Jubiläum eines Dorfes, das es nicht mehr gibt. "Födelich" wurde vor 1200 Jahren gegründet, ist aber im Laufe der Jahrhunderte mit Mesenich zusammengewachsen.

 Gruß aus Mesenich an der Sauer: Diese alte Postkarte zeigt einen Blick auf den Ort, der von Weinbergen umgeben ist. Foto: privat

Gruß aus Mesenich an der Sauer: Diese alte Postkarte zeigt einen Blick auf den Ort, der von Weinbergen umgeben ist. Foto: privat

Langsur-Mesenich. Preisfrage: Was haben Zenzig, Bech und Födelich gemeinsam? Antwort: So hießen Dörfer an der Sauer, die es heute nicht mehr gibt. Födelich, oder auch Fedelich genannt, bildete schon im 16. Jahrhundert eine zusammenhängende Gemeinde mit Mesenich, das heute ein Ortsteil von Langsur ist. Offenbar fand über Jahrhunderte hinweg eine Siedlungsverlagerung von Födelich nach Mesenich statt.

Bemerkenswert ist, dass sich die Besiedlung vom etwa 200 Jahre älteren, höher gelegenen Ortsteil Födelich zum jüngeren Mesenich verlagerte. In der Schrift "Die Kunstdenkmäler des Landkreises Trier" wird für Mesenich das Gründungsjahr 1028 genannt. Es bezieht sich auf eine Urkunde des Erzbischofs Poppo (1016-1047). Der Ort Födelich ist dem goldenen Buch der Mönche aus der Abtei Echternach zufolge im Jahr 808 oder 809 an die Abtei Echternach verschenkt worden. Es seien Besitztümer des Edelmanns Hericus gewesen. Das goldene Buch der Abtei Echternach befindet sich in der Uni Gotha. Auf Initiative von Birgit Ries, der Besitzerin des Weinguts Johannishof in Mesenich, ist zwischenzeitlich eine Kopie aus dem Buch von Thüringen an die Sauer geschickt worden.

Födelich kommt auch in einer Urkunde des Kaisers Karl IV aus dem Jahr 1346 vor, in der dieser dem Erzbischof Balduin verschiedene Besitzungen des Reiches dort überlässt. Im Jahre 1437, so berichtet N. L. Ferring in einem Artikel im Jahrbuch des Kreises Trier aus dem Jahr 1969, habe Herzog Wenzel von Luxemburg dem Ort Grevenmacher "aus besonderer Gunst" einen Wochenmarkt geschenkt, auf dem 40 Orte verpflichtet wurden, ihre Waren zu kaufen und zu verkaufen. Darunter war neben Langsur, Grewenich, Igel und Mesenich auch "Fedelich". Auch beim Neubau der Wasserbilliger Sauerbrücke im Jahr 1539 wird der Mesenicher "Ableger" erwähnt. Es heißt, die Födelicher und Mesenicher mussten die Tragebalken und Sparren, die in den Wäldern von Liersch auf dem Berge (Liersberg) geschlagen wurden, herantransportieren. Sie erhielten für jeden Wagen ein Brot und einen halben Groschen.

Die Igeler wurden dazu verpflichtet, die Bretter auf die Balken zu verlegen, und auch die Bewohner von Langsur und Metzdorf wurden zum Holztransport eingeteilt - sie karrten die Stämme aus den Wäldern von Herborn und Mompach beziehungsweise aus dem Metzdorfer Forst (fürs Brückengeländer) heran. Die letzte urkundliche Erwähnung von Fedelich stammt aus dem Jahr 1788 und ist mit dem Namen Nicklas Diederich verbunden.

Das 1200-jährige Bestehen von Födelich wollen die Bürger von Mesenich gebührend feiern und dabei die Geschichte des Sauerdorfes lebendig werden lassen. Die Jubiläums-Festlichkeiten erstrecken sich über verschiedene Veranstaltungen von April bis Dezember (siehe Extra).EXTRA Programm für das "Jubiläum 1200 Jahre Födelich": 3. April: Eröffnung Fotoausstellung, Gemeindehaus (bis 5. April) 13. Mai: Pestprozession (Pfarrgemeinde), Übergabe Radlerraststation und römische Ausgrabung am Ortseingang 5./6. Juni: Dorffest mit Spiel ohne Grenzen 20. Juni: Tag der offenen Kirche mit Besichtigung von Dachstuhl und Glockenturm, Konzert in der Pfarrkirche 2./3. Oktober: Kirmes in Mesenich 19. Dezember: Weihnachtskonzert (alf)

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