Das Wandern ist des Fahrers Lust

Trier · Dutzende schicke Oldtimer sind am Wochenende im Rahmen der vierten ADAC-Eifelrundfahrt zweimal von Trier aus in die Region aufgebrochen. Während der Autowanderungen ging es nicht um Geschwindigkeit, sondern um die Freude, schöne Landschaften mit ebenso schönen Fahrzeugen zu entdecken.

 Die Wiederentdeckung der Langsamkeit: Der Ford A von Norbert und Karin Jäkle kommt ohne Servolenkung aus. TV-Fotos (3): Frank Göbel

Die Wiederentdeckung der Langsamkeit: Der Ford A von Norbert und Karin Jäkle kommt ohne Servolenkung aus. TV-Fotos (3): Frank Göbel

Foto: Frank Goebel (fgg) ("TV-Upload Goebel"

Trier. Rund 60 Fahrzeuge stehen am Samstag auf dem Viehmarkt, unter dem sich eine Tiefgarage befindet - was irgendwie symbolträchtig ist: Vor den mal knuffigen, mal majestätischen Schöpfungen mit ihrem vielen Chrom, den verspielten Formen und edlen Materialien müssen sich die meisten aktuellen Fahrzeuge tatsächlich irgendwie verstecken.
Vom 1928er Graham Paige 610 bis zu einem Ssangyong Panther Kallista reicht die Palette. Letzter ist mit Baujahr 1996 eigentlich kein richtiger Oldtimer - aufgrund seiner Bauform könnte man den südkoreanischen Roadster aber problemlos für entschieden älter halten.Ganz entspannt unterwegs


Während der insgesamt viertägigen Veranstaltung sind am Freitag und am Samstag zwei jeweils rund 220 Kilometer lange Rundfahrten absolviert worden. "Dabei steht das genussvolle, entspannte Fahren ganz im Vordergrund", erklärt Fahrtleiter Peter Berghaus vom ADAC Nordrhein das "Oldtimerwandern" durch die Landschaften von Mosel, Saargau, Hunsrück und Luxemburg.
Statt Stress mit Stoppuhr und Wertungsprüfungen gibt es hier "Wanderpausen": Kleine Wissens- oder Geschicklichkeitsprüfungen - diesmal etwa in Mettlach, an der Saarschleife bei Cloef, in Klausen oder beim Flugzeugmuseum in Hermeskeil.
Viele Autos wären sowieso nicht in der Lage, ihren Fahrern einen Geschwindigkeitsrausch zu verschaffen: Der Tacho des Ford A (Baujahr 1930) des Unternehmerpaars Norbert und Karin Jäkle aus Dieckenschied endet beispielsweise bei 80 Stundenkilometern. Grund, sich über das 40 PS starke Gefährt zu mokieren, sieht Norbert Jäkle aber nicht: "Das war eines der ersten Autos nach der Kutsche!", erinnert er: "Für damalige Verhältnisse war das schon was ganz Ordentliches!"
Gerade mit dem Wissen, welches Fahren Servolenkung, Bremskraftverstärker und Klimaanlage heute ermöglichen, seien die Eifelrundfahrten zwar sehr schön, aber auch anstrengend gewesen: "Wenn es bergab geht, muss man auf der Gestängebremse schon mit beiden Füßen stehen", sagt Jäkle lächelnd.360 PS und lange Schnauze

 Langer Lulatsch: Helga Rohrberg und Markus Otto mit ihrer Corvette Stingray.

Langer Lulatsch: Helga Rohrberg und Markus Otto mit ihrer Corvette Stingray.

Foto: Frank Goebel (fgg) ("TV-Upload Goebel"
 Hauptsache cool bleiben: Gert Strauch sucht den Fehler im Kühlsystem seines Jaguar E-Type.

Hauptsache cool bleiben: Gert Strauch sucht den Fehler im Kühlsystem seines Jaguar E-Type.

Foto: Frank Goebel (fgg) ("TV-Upload Goebel"


Etwas dynamischer ist dagegen die knallrote Corvette Stingray, die Markus Otto und seine Bekannte Helga Rohrberg durch die Region gesteuert haben: Die 5,7-Liter-Maschine liefert immerhin 360 PS. Problematisch sind eher die reinen Dimensionen des 1975 gebauten Flitzers: "Die lange, geschwungene Frontpartie des Autos ist von Fahrersitz gar nicht zu erkennen", sagt Rohrberg.
Bald löst sich das Kurzzeit-Museum auf dem Platz wieder auf, nur der Jaguar E-Type von Gert und Brigitte Strauch aus Aachen bewegt sich nicht: "Die Ventilatoren für die Standkühlung haben ausgesetzt, und bei diesem Wetter würde er natürlich überhitzen", erklärt der Besitzer, der gerade den Pannendienst gerufen hat.
Das ist natürlich ein ganz spezieller Begleiter, der deutlich weniger digitale Diagnosegeräte mitführt als sonst und stattdessen lieber auf lange Erfahrung setzt: "Ich war 40 Jahre lang auf der Autobahn zwischen Aachen und Köln tätig", sagt der "Gelbe Engel" Sigurd Niessen. Als Rentner begleitet er für den ADAC Nordrhein Oldtimer-Veranstaltungen in ganz Europa.
Von dem drohenden Hitzekollaps seines neuesten Patienten lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen: "Die Jaguars sind nun mal ein bisschen anfälliger, aber das kriegen wir schon alles wieder hin."
Eine Fotostrecke mit vielen schönen Oldtimern gibt es unter volksfreund.de

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