Das Warenhaus der Bildung wird 110 Jahre alt

Trier · Vor genau 110 Jahren ist die erste rheinland-pfälzische Volkshochschule (VHS) in Ludwigshafen gegründet worden. In manchen Quellen taucht der 13. Januar 1902 gar als Gründungsdatum der ersten VHS deutschlandweit auf. Der TV sprach mit Rudolf Hahn, Leiter der VHS Trier, über die populäre Bildungseinrichtung, die bisher nicht in die Jahre gekommen ist.

 Rudolf Hahn. TV-Foto: Archiv/Gabriela Böhm

Rudolf Hahn. TV-Foto: Archiv/Gabriela Böhm

Trier. Die Volkshochschule feiert Geburtstag: 110 Jahre wird die Bildungseinrichtung alt. Im Gespräch mit TV-Mitarbeiterin Katja Bernardy sprach Rudolf Hahn, Leiter der Trierer VHS, über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Guten Tag, Herr Hahn. Welche Bedeutung hat der 13. Januar 1902 für die Volkshochschule?Rudolf Hahn: An diesem Tag wurde die erste rheinland-pfälzische VHS in Ludwigshafen gegründet. Auch die Freie Hochschule Berlin entstand 1902. Deutschlandweit jedoch werden ganz unterschiedliche Gründungsdaten genannt. Als erste VHS wird oft die Humboldt-Akademie bezeichnet, in der Ende des 19. Jahrhunderts Akademiker dem Bürgertum wissenschaftliche Bildung in populärer Form vortrugen.Und seit wann gibt es die VHS in Trier? Hahn: Seit Februar 1920. Sie wurde in der Aula der ehemaligen Kunstgewerbeschule gegründet. Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten wurde sie abgeschafft. Am 30. Januar 1947 wurde sie neu gegründet.Welches Angebot konnte man anno 1902 wahrnehmen? Hahn: Zu dieser Zeit gab es Vortragsveranstaltungen, die sich mit Menschenrechten und der demokratischen Grundbildung beschäftigten.Welchen Stellenwert hat die VHS heute?Hahn: Umfragen haben ergeben, dass 95 Prozent der Deutschen den Begriff Volkshochschule kennen. Wir in Trier bieten pro Halbjahr rund 600 Kurse an. Zahlen, die für sich sprechen. Es geht dabei immer um das Menschenrecht auf Bildung und demnach um Bildung für alle. Die VHS hat das Image, eine Art Warenhaus der Bildung zu sein.Wo wird die VHS am 13. Januar 2022 stehen?Hahn: Wir werden auch in Zukunft auf gesellschaftliche Entwicklungen reagieren, aber die sind so noch nicht vorhersehbar. Sicher wird die VHS verstärkt auf den demografischen Wandel eingehen und noch mehr Angebote für Senioren schaffen. Die Frage des Wiedereinstiegs von Frauen unter dem Stichwort des Fachkräftemangels wird sicher eine Rolle spielen.Welches Angebot werden Sie selbst sich im kommenden Halbjahr nicht entgehen lassen?Hahn: Als kommunale Einrichtung greifen wir natürlich auch die Besonderheiten der Stadt und ihrer Peripherie auf. In diesem Jahr haben wir eine eigene Reihe: 500 Jahre Reichstag in Trier. Ich werde einige Vorträge zu diesem Thema besuchen. Und ich hoffe, dass ich Zeit finde, einen Fotokurs zu machen. katExtra

Zur Person: Rudolf Hahn wurde 1951 in Mettlach geboren. Er studierte Romanistik und Politikwissenschaften an der Universität Saarbrücken und im französischen Orléans. Schon früh wurde er durch einen Professor, der sich stark mit der Erwachsenenbildung befasste, geprägt. Seit Februar 2002 leitet er die VHS Trier und ist seit 2007 Gesamtleiter des Bildungs- und Medienzentrums, zu dem die VHS neben der Musikschule und der städtischen Bibliothek gehört. kat

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