Das Wasser schweißt zusammen

KORDEL. Der Ort liegt so idyllisch im Tal der unteren Kyll, das man kaum glauben mag, dass er immer wieder von Naturgewalten heimgesucht wird. Doch vielleicht schweißt gerade das die Kordeler so stark zusammen: Sie sind ein geselliges Völkchen, was auch der Dorfansichten-Termin mit dem TV zeigte.

In Kordel wird viel gescherzt und gelacht. Nicht umsonst bringt es der Karnevalsverein in der 2300-Seelen-Gemeinde auf 900 Mitglieder. Wen wundert es da, dass die Teilnehmer des Dorfansichten-Termins mit der Zeitung erst einmal den frisch aus der Kur heimgekehrten Ortsbürgermeister Medard Roth aufs Korn nehmen. "Wären keine Gullideckel da, würdest du glatt durchfallen", spielt eine Bürgerin auf die Kilos an, die "Medi" abgespeckt hat. Roth, selbst Vollblutkarnevalist, nimmt's augenzwinkernd und erzählt, dass ihm die Theatergruppe des Heimatvereins zur Premiere des Stücks "Tumult in Gockels Hühnerstall" ein deftiges Essen vorgesetzt hat - damit er nicht "vom Fleisch fällt". Die Kordeler haben eben Humor, obwohl vielen von ihnen im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser schon bis zum Hals gestanden hat. Die Winterhochwässer der Kyll im Januar 1995 und im Januar 2003 setzten zahlreiche Häuser in der Dorfmitte unter Wasser. Zuletzt, am 13. Juli 2006, wurde der Welschbilliger Bach nach heftigen Regenfällen in der Südeifel zum reißenden Fluss, der ganze Straßenzüge überflutete. Doch Katastrophen, so schlimm sie auch sind, schweißen die Bevölkerung auch zusammen. Beim letzten Hochwasser seien innerhalb von kurzer Zeit 70 Freiwillige, darunter viele Jugendliche und Frauen, zur Stelle gewesen, um zu helfen, sagt der Ortsbürgermeister. "Wir hatten nicht Besen genug für die vielen Freiwilligen", erinnert sich Hans Schramm, ein Betroffener, der an seinem Haus Gedenkmarken angebracht hat, die zeigen, wie hoch das Wasser gestanden hat. "Hochwasserschutz hat bei uns Priorität Nummer eins", sagt Medard Roth. 3,5 Millionen Euro werden für Rückhaltebecken, Pumpwerke und den Kanalausbau investiert, um die Kyll und die Bäche zu zähmen. Rund 300 000 Euro schultert die Gemeinde alleine, um den Festplatz an der Kyllwiese, den Altbachpark und die St. Amandus-Brücke herzurichten. Die Brücke, bisher bei Hochwasser ein Abflusshindernis, soll mit Alu-Bohlen und Gummidichtungen überflutbar gemacht werden. "Käme das nicht, wären alle Arbeiten oberhalb für die Katz", weiß Matthias Schramm.Fehlender Raum für Baugebiete

Nicht nur beim Hochwasser bringt die Tallage von Kordel Probleme. Die engen und kurvigen Kreisstraßen zu den Höhenbezirken Hochmark und Kimmlingen sind nur sehr aufwändig auszubauen; auch der fehlende Raum für Baugebiete blockiert den Ausbau der Infrastruktur und zwingt junge Leute zum Wegzug. Man bemühe sich, Flächen am Ortsrand als Bauland auszuweisen, so der Bürgermeister. An der K 22 nach Kimmlingen könne zumindest der Unfallschwerpunkt Kimmlinger Hof ausgebaut werden, aber frühestens 2010. Der Ausbau des Radweges nach Ehrang soll in Angriff genommen werden, sobald Fördermittel bereit stehen. Alles in allem lässt es sich in ihrem Ort gut leben, sind sich die Kordeler einig, denn es gibt viel vor Ort: Einzelhandel, Gastronomie, Ärzte, Anbindung an Schiene und Straße, Jugend- und Bildungseinrichtungen, 25 Vereine, Geschichtsträchtiges (römische Funde, Burg Ramstein, Sandsteinindustrie). Nicht zu vergessen das älteste Kordeler Haus, erbaut 1488. Wilma Werwie hat es renovieren lassen und zeigt dort unter dem Titel "Denkmal und Kunst" am 19., 25. und 26. November ihre Acryl- und Ölbilder.

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