Demografie-Experte Kösters: "Wir brauchen jedes Kind"

Fell · Weniger, bunter, älter: Mit diesen drei Worten hat Winfried Kösters die Zukunft Deutschlands ausgemalt. In seinem Vortrag in Fell informierte er 150 Zuhörer über die Folgen des demografischen Wandels für Wirtschaft und Kommune. Das Familienbündnis Römische Weinstraße hatte den Demografie-Experten eingeladen.

Fell. "Nun, Sie haben mir noch nicht deutlich gemacht, wieso Sie ausgerechnet mich wollen, um bei mir eine Ausbildung zu machen", ist auf einem Cartoon, den Winfried Kösters an die Leinwand projiziert, zu lesen. Verkehrte Welt? Nein, laut Referent bald Realität. Denn nach Kösters werden Unternehmen infolge des demografischen Wandels künftig um Auszubildende werben müssen. Weichen für das Leben, Wohnen und Arbeiten 2030 müssten heute gestellt werden, appelliert er. Denn sinkende Geburtenzahlen seien ebenso Fakt wie eine stetig steigende Lebenserwartung dank des medizinischen Fortschritts.
Lebenserwartung verdoppelt


In Zahlen: "Zur Zeit gebärt eine Frau im Alter von 15 bis 49 Jahren 1,41 Kinder in Deutschland", sagte Kösters. Habe es Mitte der 60er Jahre noch rund 1,36 Millionen Geburten gegeben, seien es im vergangenen Jahr noch weniger als halb so viele gewesen (662 712). Parallel zu dieser Entwicklung habe sich die Lebenserwartung seit 1871 verdoppelt - und steige weiter an.
Die Folge: Ein neues Bild vom Älterwerden werde benötigt. Und Menschen, die sich um die Senioren kümmern. Wichtig sei, jetzt zielorientiert zu handeln. Das heiße beispielsweise auch zu erkennen, dass jedes Kind gebraucht werde.
"Wir können es uns nicht mehr leisten, auf ein Kind beziehungsweise auf ein Talent zu verzichten", sagte Kösters. Auch die Potenziale zugewanderter Menschen würden dringend gebraucht. Sowie die Fähigkeiten älterer Menschen, von Frauen, Jugendlichen ohne Schulabschluss sowie Menschen mit Behinderung spielten bei der Befriedigung des Fachkräftemangels eine Rolle. Kösters schaffte auch lokale Bezüge: Lag der Anteil der über 80-Jährigen an der Schweicher Bevölkerung 2010 bei 6,5 Prozent, so wird er 2030 wohl bei 7,7 Prozent liegen. Der Anteil der unter 18-Jährigen werde voraussichtlich von 16,9 auf 15,2 Prozent schrumpfen. Und bei seinem Besuch in Trier hatte er sogleich die Probleme, die ein Senior mit Rollator beim Passieren der kopfsteingepflasterten Innenstadt hat, vor Augen.
Bürgermeisterin Christiane Horsch, Verbandsgemeinde Schweich, meinte am Ende des Vortrags: "Der demografische Wandel ist ein Thema, das uns in der Verbandsgemeinde am Herzen liegt. Wir werden aktiv mitgestalten."

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