Demonstration Viel Protest gegen wenige Spazierer
Trier · Rund ein Dutzend Kritiker sind aus Protest gegen Corona-Beschränkungen durch die Trierer Fußgängerzone spaziert. Rund 150 Demonstranten haben dagegengehalten.
Wo sind sie denn, die Spaziergänger, die nicht einverstanden sind mit den Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie? Während auf dem Trierer Hauptmarkt und in der Simeonstraße sich ab 18.45 Uhr zwei Demonstrationen formieren, dominieren Touristen den Platz vor der Porta Nigra. Dort war in den vergangenen beiden Wochen der Sammelpunkt der sogenannten Corona-Spaziergänger (der TV berichtete).
Auch die Trierer Polizei, die mit zahlreichen Beamten in der Fußgängerzone präsent ist, kann bei der Suche nach den Spaziergängern nicht weiterhelfen. Es seien zwei Demonstrationen angemeldet. Mehr nicht, sagt Polizeidirektor Ralf Krämer.
Redner von Bündnis 90/Die Grünen, CDU, Die Linke und FDP unterstreichen an der Ecke Glockenstraße/Simeonstraße bei der Veranstaltung des Vereins „Für ein buntes Trier, gemeinsam gegen Rechts“ parteiübergreifend, dass vernünftiges und solidarisches Handeln in Deutschland dazu geführt habe, dass die Pandemie nicht solche Ausmaße angenommen habe wie in anderen Ländern.
Währenddessen ist der Landtagsabgeordnete Jens Ahnemüller nach eigener Auskunft zufällig zur Porta Nigra gekommen. Für den aus der AfD ausgeschlossenen Parlamentarier ist es nicht nachvollziehbar, dass die Millionäre samstags auf den Fußballplatz dürften, Kinder hingegen nicht. Ahnemüller hat bereits einmal an einem der Corona-Spaziergänge teilgenommen und engagiert sich bei einem Kanal eines Internet-Nachrichtendienstes in der Gruppe der Trierer Spaziergänger. Dort hatte unter anderem ein Gruppenmitglied jüngst dazu aufgefordert, die „räudigen Hunde“ – gemeint waren damit Antifaschisten – mit Spaten zu erschlagen.
So ganz zufällig ist der Landtagsabgeordnete aus Konz dann wohl doch nicht nach Trier gekommen. Denn er gehört zu einer rund ein Dutzend Mann starken Gruppe, die über den Hauptmarkt schlendert, nachdem dort kurz zuvor die Teilnehmer der Demonstration von der Glockenstraße vorbeigekommen sind. Den Corona-Spaziergängern folgt wiederum ein Teil der Demonstranten rund um die Antifa Trier, die sich auf dem Hauptmarkt versammelt haben.
Friedlich, mit Mundschutz und genügendem Abstand, geht schließlich auch die abschließende gemeinsame Abschlusskundgebung der beiden Demos mit gut 150 Teilnehmern am Marktbrunnen über die Bühne. Dort fordert beispielsweise James Marsh vom DGB Solidarität mit den Beschäftigten im Gesundheitswesen, der Pflege und in anderen systemrelevanten Berufen. Man dürfe auch nicht diejenigen vergessen, die derzeit um ihre Jobs kämpfen.
Ob es am kommenden Montag wieder Demonstrationen gegen die Corona-Spaziergänger gibt, kann Thomas Kupczik vom Verein „Für ein buntes Trier, gemeinsam gegen Rechts“angesichts der stetig sinkenden Zahl der Spaziergänger noch nicht sagen.