Denkmal mit 145 Stufen

TRIER. Einst technische Meisterleistung, bald eine Aus-sichtsplattform mit nostalgischem Flair: Zur Landesgartenschau (LGS) wird der Wasserturm auf dem Petrisberg grundsaniert. Während der Ausstellung können Besucher den einmaligen Ausblick aus luftiger Höhe genießen.

Ein technisches Denkmal erwacht aus dem Dornröschenschlaf: Ein Baugerüst umschlingt derzeit den Wasserturm auf dem Petrisberg. Arbeiter entfernen lose Betonstücke, entrosten offen liegende Stahlteile und streichen den Turm neu an. "Wir haben uns für ein helles Betongrau entschieden", erklärt Architekt Michael Luy, Leiter der Abteilung "Facility Management" bei den Stadtwerken. "Den Fries und die Blechverklei-dung streichen wir hellblau. Das sind die alten Wasserwerks-farben, das Bauwerk soll als Wasserturm erkennbar bleiben." Die Sanierung des Turms wäre auch ohne die Landesgartenschau nötig gewesen. Rund 170 000 Euro investieren die Stadtwerke in das denkmalgeschützte Bauwerk. 145 Betonstufen im Innern des alten Wasserturms führen zur Aussichtskanzel. Auch sie ist eine einzige Baustelle: Arbeiter schlagen die alten Fensterscheiben aus den Rahmen; Sicherheitsglas muss her. Auch das Geländer der Wendeltreppe ent-spricht nicht den heutigen Nor-men. Der Handlauf wird ein Stück höher gesetzt, außerdem werden zusätzliche Metallstäbe eingezogen. "Wir hätten sogar Bestandsschutz gehabt", erklärt Luy. "Wir wollen aber nichts riskieren." Durch den Umbau soll der Turm aber nicht seinen 50er-Jahre-Stil verlieren. Fast 40 Meter erhebt sich der 1958 in Betrieb genommene Wasserturm über den Petrisberg. 30 Jahre lang versorgte er die stetig wachsenden Höhenstadtteile und die französischen Kasernenanlagen mit Trinkwasser. Erst 1988 wurde er durch einen am Berg oberhalb von Tarforst gelegenen unterirdischen Tank ersetzt. Wenig genutzte Aussichtsplattform

Erbitterte Diskussionen löste der geplante Turm in den 50er Jahren aus. Bevor der Stadtrat das Projekt 1956 genehmigte, zogen die Ratsmitglieder auf den Kockelsberg, um sich anhand von 50 an Halteseilen befestigten Ballons einen Eindruck davon zu verschaf-fen, ob das Stadtbild beeinträchtigt werde. "Als der Turm gebaut wurde, war er futuristisch", erklärt Andreas Wagner von den Stadtwerken. 368 000 Mark kostete der Bau der von dem Trierer Architekten Herbert Montebaur entworfenen Konstruktion aus Beton, Stahl und Glas. Einen Spitznamen bekam der Turm schnell: Spötter nannten ihn "Stielhandgranate". Von Anfang an war der Wasserturm auch als Aussichtsplattform gedacht. Für 50 Pfennig konnten in den Anfangsjahren Besucher in die Kanzel hinaufsteigen - doch kaum jemand nutzte das Angebot. Über der Aussichtsplattform erhebt sich der gigantische Tank, der auf vier tief im Boden verankerten Eisenbetonpfeilern lagert. 412 Kubikmeter Wasser fasst der Stahlbeton-Behälter, der nur durch einen engen Schacht über Steigleitern zugänglich ist. Nur selten erklimmt noch jemand die Spitze des Turms - am ehesten dann, wenn eine der Funkantennen auf dem Dach gewartet werden muss.