Denkmalschutz trifft moderne Nutzung

Trier · Fünf Jahre Sanierung und Umbau der Trierer Stadtbibliothek in der Weberbach sind nahezu vollständig abgeschlossen. Der neu gestaltete Lesegarten im Eingangsbereich, ein Seminarraum mit eigener Küche und weitere Räume wurden in einer Feierstunde ihrer Bestimmung übergeben.

Denkmalschutz trifft moderne Nutzung
Foto: Martin Recktenwald (ten) ("TV-Upload Recktenwald"

Trier. Auffälligste Neuerung für die Besucher der Stadtbibliothek dürfte der "Lesegarten" sein. Der Name ist keineswegs nur poetische Ausschmückung, denn vormals befand sich hier statt eines geschlossenen Raumes ein Innenhof. Wirklich gepflegt nach Garten sah der aber schon lange Zeit nicht mehr aus, gestand Bibliotheksdirektor Professor Michael Embach bei der Führung mit den Festgästen. "Jetzt haben wir die Fläche für uns nutzbar gemacht und gleichzeitig optisch aufgewertet", meinte er. Regale mit Zeitschriften und Zeitungen laden zum Verweilen und Lesen ein. Ganz verschwunden ist der Innenhofcharakter indes nicht: Zwei große Deckenkuppeln mit stufenweise verdunkelbarer Blende lassen reichlich Tageslicht in den Raum. Diese Konstruktion wurde in mehreren Räumen eingesetzt. "Schon im Originalentwurf von Alfons Leitl waren Oberlichtkuppeln in einigen Bereichen vorgesehen, konnten aber nie umgesetzt werden", erläuterte der für die Sanierung verantwortliche Architekt Peter Hardt. Man sieht sich daher im Geiste des ersten Planers. Ein nicht unwesentliches Detail, denn das zwischen 1955 und 1960 als erster öffentlicher Neubau nach dem Krieg errichtete Gebäude steht unter Denkmalschutz.
Die historischen Vorgaben waren eine von vielen Herausforderungen, die es während der mehrjährigen Sanierungsphase zu meistern galt. Durch teilweise jahrzehntelange Vernachlässigung hatten Feuchtigkeit und Schimmel einigen Räumen schwer zugesetzt. "Nicht vergessen darf man, dass während der gesamten Bauzeit die Bibliothek weiter genutzt wurde. Das war für die Mitarbeiter natürlich eine Belastung", dankte Bürgermeisterin Angelika Birk für die Toleranz der Beschäftigten. Auch die Finanzierung habe es zu stemmen gegolten - das Land-Rheinland-Pfalz, die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), die Europäische Union und die Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stadtbibliothek haben aus Sicht von Embach zum Gelingen beigetragen.
Klimatisierter Seminarbereich


Im ersten Schritt war die Schatzkammer für die Handschriften- und Druck-Kleinode renoviert worden. Diese war bereits im vergangenen Jahr wieder feierlich eingeweiht worden (der TV berichtete). Der nun beendete letzte Bauabschnitt hatte ein Volumen von rund einer Million Euro. Das Geld floss neben dem "Lesegarten" wesentlich in den neuen Seminarbereich, der auch externen Mietern zur Verfügung steht. "Früher war es hier sehr laut und der Raum war nicht klimatisiert. Durch den Einbau von Klimatechnik entfällt nun die Notwendigkeit, Fenster zu öffnen und somit verschwindet auch der Lärm", präsentierte der Bibliotheksdirektor den Saal. Mit Tischen ist hier Platz für 50 Personen, aktuelle Technik mit Beamer und Co. ist vorhanden. Zusätzlich wurden sogenannte Induktionsschleifen eingebaut, die Hörgeräteimplantate ansteuern und so diesem Personenkreis ein besseres Verständnis ermöglichen. Alle neu gestalteten Bereiche sind für Rollstuhlfahrer barrierefrei zugänglich, aufgrund der zahlreichen kleinen Treppen im Gebäude sind allerdings einige Umwege notwendig.

Ein Problem hat der Umbau nicht beseitigt. Der Lagerplatz für die Dokumente des Stadtarchivs reicht im Gebäude in der Weberbach längst nicht mehr aus. Bürgermeisterin Angelika Birk kündigte an, man sei auf der Suche nach einem geeigneten und bezahlbaren Ausweichstandort.

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