Der alternative Camper vom Messepark

Bei Schnee und klirrender Kälte packen die meisten Camper ein. Nicht so Michael Matthes: Statt Miete zu zahlen lebt der 49-Jährige in seinem Wohnmobil - derzeit auf dem Parkplatz des Trierer Messeparks. Camping ist für ihn eine alternative Lebensphilosophie.

 „Ein Hippie bin ich nicht. Ich habe nur einen alternativen Lebensstil“, sagt der 49-jährige Michael Matthes, Bewohner dieses bunten Wohnmobils am Trierer Messepark. TV-Foto: Beate Kerpen

„Ein Hippie bin ich nicht. Ich habe nur einen alternativen Lebensstil“, sagt der 49-jährige Michael Matthes, Bewohner dieses bunten Wohnmobils am Trierer Messepark. TV-Foto: Beate Kerpen

Trier. Frostig-weiß ist der Parkplatz des Trierer Messeparks. Ein auffällig bemaltes Wohnmobil durchbricht die farbliche Eintracht des Winters: Sonne, Regenbogen, hoffnungsvolles Grün und das Yin-Yang Zeichen der Harmonie sind da zu sehen.

Auf diesen vier Rädern wohnt der 49-jährige Michael Matthes. Ursprünglich kam er aus dem Vogtland zum Besuch der Schwester nach Trier - dann entschied er, hier auf Arbeitssuche zu gehen.

Das Wohnmobil ist seine feste Bleibe. Mit einer Notlösung habe das nichts zu tun, versichert Matthes. Eher gehe es darum, eine alternative Lebensphilosophie umzusetzen. "Ich wollte unabhängig sein und eine Auszeit nehmen von dieser Ellbogengesellschaft", erklärt er.

Alternative Denkweisen hat Matthes auf jahrelangen Reisen - etwa durch Australien, Malaysia und Indonesien - kennengelernt. Besonders geprägt hat ihn die indische Mentalität: "Die Menschen dort können auch in größter Armut noch lachen, während wir schon beim kleinsten Problem losjammern", sagt Matthes. Diese Lebensauffassung habe er sich zu eigen gemacht.

Obwohl Matthes bereits seit seiner Jugend ein leidenschaftlicher Camper ist, nimmt er nicht am normalen Campingleben mit seinen Riten und Regeln teil. "Die verhafteten Strukturen auf den Campingplätzen sind nichts für mich", sagt er. Lieber suche er sich "schöne Plätze im Grünen", wo sein Wohnmobil alleine stehen könne.

Lieber mitten im Grünen als auf dem Campingplatz



Es sei auch schon vorgekommen, dass die Polizei ihn kontrolliert habe. Doch zu befürchten habe er mit ordentlicher Zulassung und Papieren nichts. "Ich mache ja keinen Müll und störe niemanden."

In die "Camper-Schublade" passt Michael Matthes auch in anderer Hinsicht nicht: Statt Grillen und Dosenkost stehen bei ihm Tofu und Frisches aus dem Bio-Laden auf dem Speiseplan.

Sich vegetarisch zu ernähren gehöre zu seinem indisch geprägten Lebensstil dazu, sagt er. Und noch ein Klischee widerlegt der "Alternativ-Camper": Nämlich dass Campen nur im Sommer Spaß macht. Auch wenn es draußen stürmt und schneit, drinnen hat Matthes es gemütlich warm. "Bis zu minus 30 Grad ist das Wetter überhaupt kein Problem", sagt er.

Heißer Kaffee auf dem Herd, die Satellitenschüssel auf dem Dach und der Laptop mit mobilem Internet lassen vermuten, dass es auch sonst an nichts fehlt.

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