Der Apfel der Versuchung

Wir nennen ihn iPad", lässt der Chef der Computerfirma mit dem angebissenen Apfel diese Woche verlautbaren. Ein magisch anmutender, die Welt angeblich revolutionierender Klein-Computer ist geboren. Schon Tage und Wochen vorher werden Emotionen geweckt und Spannung aufgebaut.

Alles soll anders, einfacher werden, auch das Lesen von Büchern unterwegs. "Das Spiel wird auf null gestellt", ist sich ein Buchverleger sicher. Wird der iPad nun auch den Buch-Markt völlig umkrempeln? Was für den einen ein riesiges Geschäfts-Potenzial eröffnet, ist für den anderen eher der von Eva angebissene Apfel der Versuchung, den sie Adam reicht. Und der Nächste ruft gleich das Ende des gedruckten Worts aus. Was wird dann aus der Bibel, dem Buch der Bücher? Natürlich gibt es sie schon längst als elektronisches Buch. Ich kann sie auf modernen Handys lesen. Deshalb ist es für mich auch völlig egal, ob jemand die Bibel als Buch mit Goldschnitt in die Hand nimmt. Oder sich auf einem silbernen Alu-Computer die Geschichten von Gott und Jesus zu Gemüte führt. Hauptsache, sie wird gelesen. Die Bibel und andere Bücher gehören für mich zum Alltag. Kaum ein Tag, an dem ich nicht ein Buch in Händen halte und darin lese.

Mein Leben und mein Glaube werden durch gute Geschichten bereichert. Beim Lesen der Geschichte von Adam und Eva und der Schlange fällt übrigens auf, dass von einem Apfel der Versuchung gar keine Rede ist. Nur von einer verlockenden Frucht. Neben dieser überraschenden Erkenntnis gibt es in der Bibel aber noch mehr zu entdecken: zum Beispiel spannende Geschichten mit tiefen Einblicken in das Wesen Gottes und der Menschen. Aber lesen Sie selbst. Meinetwegen auch auf einem Computer mit angebissenem Apfel.

Pfarrer Dr. Jörg Weber, Trier

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