"Der beste Jahrgang seit 1921"

TRIER. Italien, Schweden, USA, Japan: Aus aller Welt stammen die Weinkenner, die sich gestern bei der 23. Rieslingpräsentation des Großen Rings getroffen haben. Sie probierten edle Weine des Jahrgangs 2005 von rund 30 Prädikatsweingütern an Mosel, Saar und Ruwer – und kamen aus dem Schwärmen kaum noch heraus.

Erst versenken sie ihre Blicke in den Wein, dann nimmt die Nase den Duft auf. Minutenlang dauert dieses Ritual bisweilen, erst dann nehmen die Gäste im Tagungszentrum der IHK den ersten Schluck aus ihren Gläsern. Weinhändler, Gastronomen und Fachjournalisten aus aller Herren Länder sind zur 23. Rieslingpräsentation des Großen Rings der Prädikatsweingüter Mosel-Saar-Ruwer gekommen. Der englische "Wein-Guru" Stuart Pigott zum Beispiel ist da. Kitajima Yutaka berichtet für japanische Fachzeitschriften von der VDP-Präsentation. Und Giancarlo Matcovich ist aus Rom an die Mosel gereist, um Handelspartner zu treffen und neue Kontakte zu knüpfen. Ursprünglich importierte er italienische Weine nach Deutschland, inzwischen läuft sein Geschäft fast ausschließlich in die entgegengesetzte Richtung. "Deutsche Weine werden sehr gut in Italien aufgenommen. Wer sie probiert, ist begeistert." Völlig neu für Italiener seien die oft niedrigen Alkoholgehalte. Deutscher Riesling könnte in Italien zur Mode werden, meint der Händler. Vor allem an der Küste sieht er gute Absatzchancen. "Der Wein passt sehr gut zu Fischgerichten." Gegen Nachmittag scharen sich zunehmend auch private Weinliebhaber um die Stände im Tagungszentrum, an denen 29 VDP-Güter eine Auswahl ihrer jungen Weine ausschenken. "Es sind noch mehr Menschen hier als in den Vorjahren", freut sich Eberhard von Kunow bereits am frühen Nachmittag. Der Grund ist für den Winzer aus Konz-Oberemmel und Vorsitzenden des Großen Rings klar: "Der 2005er ist ein ausgezeichneter Jahrgang." Na gut, das sagten Winzer jedes Jahr, räumt er ein. Diesmal aber präsentiere man wirklich einen ganz außergewöhnlichen Tropfen. "Wir haben bei hohen Mostgewichten viel Säure - das entspricht dem Idealbild eines guten Rieslings!" "Der 2005er stößt die Himmelspforten auf!"

Die Publikumsreaktionen auf den neuen Jahrgang fallen geradezu überschwänglich aus, und das liegt keineswegs an der Menge der verkosteten Weine: Wer zur Präsentation der VDP-Weingüter kommt, möchte nicht möglichst viel trinken, sondern möglichst viel probieren und entsprechende Eindrücke mit nach Hause nehmen - deshalb wird, auch wenn es schwer fällt, reger Gebrauch von den Spuknäpfen gemacht. "Einmalig", schwärmt ein junger Wein-Freund, der aus Freiburg gekommen ist. "Hier gibt es Weine in einer Qualität und Eigenartigkeit, wie man sie selten auf der Welt findet." Ein Angebot wie bei der Riesling-Präsentation des Großen Rings suche seinesgleichen. In Deutschland sei man sich der hervorragenden Tropfen aus dem eigenen Land viel zu selten bewusst, klagt er. "Das hier ist Weltklasse!" Bei einem anderen Weinkenner spricht der Ausnahme-Jahrgang derweil die poetische Ader an: "Das ist der beste Jahrgang seit 1921. Der 2005er stößt die Himmelspforten für Weinfreunde ganz weit auf!"

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