Der Besuch der alten Dame
Seit fast 15 Jahren tourt der Kabarettist Ulrich Michael Heissig als Irmgard Knef durch die Republik. Mit dem aktuellen Programm "Himmlisch" machte er auch mal wieder im kleinen Saal der Tufa halt.
Trier. (fgg) Fast wäre sie ein Weltstar geworden, wäre ihr die große Schwester nicht zuvorgekommen: Dass Irmgard Knef auch das Zeug dazu gehabt hätte, davon konnten sich die rund 80 Zuschauer im kleinen Saal der Tufa überzeugen, wo Hildegards weniger bekannte Zwillingsschwester mit ihrem vierten Programm gastierte.
In "Himmlisch - Ewigkeit kennt kein Pardon" nimmt sie mit dem rauchigen Timbre der 83-Jährigen, die auch schon so einiges gesehen hat, die Angebote der Weltreligionen unter die Lupe beziehungsweise die handtellergroßen Gläser ihrer Sonnenbrille: In witzigen, oft sehr beherzten Monologen voller Berliner Schnauze und in relaxed swingendem Jazz.
Und mag Cole Porter höchstpersönlich auch von Hildegard Knef derart begeistert gewesen sein, dass er die Hauptrolle seines Broadway-Musicals "Silk Stokings" mit ihr besetzte - auch die zehn Minuten jüngere Schwester hat's durchaus drauf: In Trier kommt der musikalische Hintergrund zwar nur aus der Konserve, aber Irmgard hat genug Bühnenpräsenz und offenbar noch wenig Probleme mit der Hüfte, so dass die Bearbeitungen von Songs von, beispielsweise, Burt Bacharach ("In Indien als Kuh") oder eben Cole Porter ("Gott ist verhindert") auch solo richtig gut rüberkommen.
In großen Schritten um die ganze Welt
Doch obwohl es in großen Schritten um die ganze Welt geht, von der Mormonen-Stadt Salt Lake City bis Salzgitter, kann sich Irmgard für keine Religion der Welt so recht begeistern: Sicher, die Moslems haben recht, man kann auch ohne Alkohol lustig sein - mit grünem Marokkaner als Ersatz, zum Beispiel. Aber ansonsten ist ihr da zu vieles "schleierhaft", ebenso wie Christen und Juden ("die immer nur koscher kuscheln wollen - ohne Schweinkram") sie nicht überzeugen können.
Immerhin kann sie dem Buddhismus ("die FDP der Religionen") etwas abgewinnen: Der Anblick eines selig lächelnden Dicken sei doch erhebender als der eines totgefolterten Kreuzigungsopfers. Am Ende stellt sie aber, im Chor mit Galileo, Simone de Beauvoir, Marx und Feuerbach fest: "Gott ist verhindert." So beendet sie den Abend mit zwei Zugaben und reicht auch der 2002 verstorbenen Schwester noch mal die Hand mit einer Bearbeitung ihres großen Hits, in dem "einfarbige Pflanzen niederschlagartig herabstürzen".