Der Besuch, der aus dem Osten kam

Heute jährt sich auf den Tag genau der erste Besuch von Weimarer Bürgern in der Stadt Trier. 600 von ihnen waren kurz nach dem Mauerfall der spontanen Einladung aus der Partnerstadt gefolgt - transportiert von Bussen der Stadtwerke und eines Trierer Busunternehmens.

Trier. (DiL) Eine kleine Notiz in der örtlichen "Thüringer Allgemeinen" am Freitag nach der Grenzöffnung hatte denkwürdige Folgen: 6000 Weimarer Bürger standen am folgenden Morgen auf dem Marktplatz vor einem kleinen Musik-Antiquariat und wollten sich anmelden. Knapp zwei Wochen und etliche Klimmzüge später startete der erste große Buskonvoi Richtung Mosel.

Eine außergewöhnliche Welle der Hilfsbereitschaft brandete in der frischen deutsch-deutschen Euphorie auf: Massenhaft Bürger boten an, Gäste aus Weimar aufzunehmen, Unternehmen zeigten sich spendabel, Beamte leisteten unbezahlte Überstunden. Moselfahrten, Einkaufsbummel, Rundflüge, Besichtigungstouren: Den Gästen wurde alles geboten, was Trier attraktiv macht. Und vor allem Gespräche, bei denen man in die Lebenswelt der jeweils anderen eintauchen konnte.

Auf beiden Seiten registrierten Beobachter vor allem die wechselseitige Herzlichkeit. "Wir alle sind gerührt, denn wir haben Freunde gefunden, und das ist das Wichtigste", dichtete die Reporterin der Thüringischen Landeszeitung. "Es fällt schwer, sie gehen zu lassen, die Männer, Frauen und Kinder, die in drei Tagen zu lieben Freunden geworden sind", schwärmte ihre Kollegin beim Trierischen Volksfreund. Der nächste Bus-Konvoi wurde dann noch größer. Und aus einigen der Wochenend-Bekanntschaften wurden tatsächlich langjährige Freundschaften.

Seinerzeit war Trier der "große" Partner, der alles in die Hand nahm. Heute ist die Kulturstadt Weimar eine weltweite Größe. Aber die Partnerschaft mit Trier ist in der Goethe-Stadt bis heute erstaunlich präsent.

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