Der Bettleser und die Liebe

Er liest eher zur Entspannung als zur Information, und daher hat er sich auch dem Thema Liebe gewidmet: Als Vorleser Nummer eins hat Oberbürgermeister Klaus Jensen die vom TV präsentierte Reihe "Trier liest" in der Mayerschen Interbook eröffnet.

Trier. "Sie sind ja ein richtiger Romantiker, das hätte ich nicht gedacht." Oder: "Jetzt enttäuschen Sie mich aber." Einige Zuhörer entdeckten bei der Nachlese des Leseabends am Donnerstag ganz neue Seiten an Triers Oberbürgermeister Klaus Jensen. Mit dem OB startete die Reihe "Trier liest", in der bis Mitte Mai noch vier weitere Prominente aus der Region in der Mayerschen Interbook am Kornmarkt aus ihren Lieblingsbüchern vorlesen werden - wobei Klaus Jensen vor seiner Lesung zugab: "Ich habe gar kein Lieblingsbuch, das ändert sich immer schnell."

Der Oberbürgermeister hatte sich zwei Werke ausgesucht, in denen es um eine glückliche Beziehung in schweren Zeiten sowie um Liebe geht. Wer gedacht hatte, Jensen würde aus politischer Literatur vorlesen, irrte gewaltig: "Ich muss mich jeden Tag mit so vielen Sachthemen auseinandersetzen, da lese ich privat lieber Belletristik." Nach dem Umbau der Wohnung hat Jensen sogar zwei Lesezimmer eingerichtet, doch die meisten Bücher stapeln sich auf seinem Nachttisch: "Ich bin ein Bettleser", gestand Jensen, bevor seine rund einstündige Vorlesung zugunsten des Vereins zur Leseförderung Trier e.V. startete. Jensen begann mit den "Unvollständigen Erinnerungen" von Inge Jens, der Frau von Walter Jens. Ein sehr persönliches Buch, das sich vor allem der Beziehung des Ehepaars widmet, seit Walter Jens schwer erkrankt ist. Klar, eine Parallele zu Jensens Leben mit Ehefrau Malu Dreyer, die an Multipler Sklerose leidet.

Teil zwei von Jensens Lesung galt David Grossman, Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels. Sein Buch "Sei du mir das Messer" besteht nur aus Briefen zweier Verliebten - sprachlich brillant, aber manchmal auch schwere Kost für die Zuhörer. Doch der Oberbürgermeister, der vorher noch nicht einschätzen konnte, wie sein Talent als öffentlicher Vorleser sei, schlug sich wacker. Er erhielt reichlich Applaus - und analysierte mit den Gästen den Abend und seine Buchauswahl später mit einem flüssigen "Lese-Vergnügen" der Bischöflichen Weingüter.

Am Donnerstag (24. März) folgt der zweite Teil von "Trier liest" mit Stadträtin Barbara Engel-Ries. Beginn in der Mayerschen Interbook ist um 20.15 Uhr. Es folgen in der vom TV präsentierten Reihe Auftritte von Unternehmerin Hiltrud Zock, Sänger und Schauspieler Helmut Leiendecker und Eintracht-Vorstandssprecher Ernst Wilhelmi.

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