Der bloße Verdacht reicht aus...

Leserbrief zum Artikel "Eine ver-Schmit-z-te Stadt" (TV vom 20. April):

Zum Artikel "Eine verSchmit-z-te Stadt" möchte ich ein paar Dinge richtig stellen. Der TV schreibt: In der Karnevalszeit gibt es eine närrische rosa Sitzung und im Herbst die schwul-lesbischen Kulturtage "Homosella". Der dadurch hergestellte Zusammenhang mit dem Schmit-z ist so nicht richtig: Die "HoMosella" habe ich 1999 als Schwulenreferent im AStA der Universität Trier ins Leben gerufen, seitdem wird sie - bis 2004 in Kooperation unter anderem mit dem Schmit-z - von eben diesem durchgeführt. Schwul-lesbisches Leben in Trier wird in dem Artikel auf Aktivitäten des Schmit-z reduziert. Aber es gibt eine Vielzahl weiterer Gruppierungen und Initiativen (wie beispielsweise das Schwulenreferat), die vollkommen autonom vom Schmit-z agieren. Im letzten Absatz heißt es dann: Der Erfolg von Schmit-Z sowie des Christopher-Street-Days sind nur zwei Beispiele, die zeigen, dass die Menschen in einer Stadt mitten im ländlichen Raum doch sehr tolerant und offen mit dem Thema Homosexualität umgehen. Bei der beschriebenen Toleranz in Trier möchte ich der Autorin empfehlen, einen Tag lang mit einer Frau Hand in Hand durch die Stadt zu gehen, gern auch in der Dunkelheit - ich bin gespannt auf den Erlebnisbericht. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man beispielsweise allein beim bloßen Verdacht, man könnte schwul sein, als potenzieller Mieter bei manch einem Trierer durchs Raster fällt. Leider merkt man dem Artikel an, wie wenig tiefergehende Recherche damit verbunden war. Sicherlich lässt es sich als Schwuler oder als Lesbe in Trier durchschnittlich gut leben, aber zu den rosigen Beispielen im Artikel gehören leider auch ein paar nicht ganz so rosige. Zu den unschönen Seiten gehört auch die lokale Politik, die im Artikel erst gar nicht erwähnt wird - die interessiert sich nämlich herzlich wenig für die Anliegen ihrer homosexuellen Bürger. Gut wäre es, wenn der TV sich auch mit den anderen Gruppierungen und Initiativen (wie dem Schwulenreferat) befassen - es gibt neben dem Schmit-z noch viel mehr an homosexueller Kultur in Trier. Stefan Schopohl, Trier

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