Der Charme der Ziehharmonika

Welch unterschiedliche Ausdrucksmöglichkeiten das Akkordeon bietet, hat die Akkordeonale 2010, ein Treffen junger Akkordeon-Musiker aus aller Welt, in der Tufa Trier vermittelt. Solo und im Ensemble brachten sie traditionelle Folklore und moderne Kompositionen zu Gehör.

 In die Atmosphäre einer Musette-Bar entführen Serge Desaunay (links) und Servais Haanen bei der Akkordeonale in der Tufa Trier. TV-Foto: Anke Emmerling

In die Atmosphäre einer Musette-Bar entführen Serge Desaunay (links) und Servais Haanen bei der Akkordeonale in der Tufa Trier. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Erst einmal sind es die optischen Unterschiede der fünf Akkordeons auf der Bühne, die auffallen. Vier sind schwarz, eins weiß, manche sind groß, manche klein, sie haben nur Knöpfe oder Knöpfe und Tasten. Dass dahinter ganz verschiedene Techniken und auch Klänge stecken, offenbart sich akustisch, in einem Programm, das vielseitiger nicht sein könnte.

Los geht es mit Vallenato, Tanzmusik von der Karibikküste Kolumbiens, die Antonio Rivas auf einem diatonischen (wechseltönigen) Akkordeon spielt. Es hat nur zwei Tonarten, die abhängig von Zug und Druck klingen. Das erklärt der Initiator der Akkordeonale, Servais Haanen, der mit humorvollen Moderationen weitere junge Musiker aus aller Welt und deren Traditionen vorstellt.

Konzertabend als eine Reise um die Welt



Es sind Johanna Juhola aus Finnland, die träumerischen bis leidenschaftlichen Tango spielt, Serge Desaunay aus Frankreich, der sich sowohl historischem als auch modernem französischem Musettewalzer verschrieben hat, und Petar Ralchev aus Bulgarien. Er sorgt auf einem chromatischen (gleichtönigen) Akkordeon mit einer sehr individuellen Mischung aus Balkan-Folklore und Jazz für Furore.

Der Konzertabend gleicht eine Reise um die Welt, entführt in karibische Sonne oder schummriges Licht einer französischen Musette-Bar. Er ist auch eine Reise durch Stimmungen von Melancholie bis Lebensfreude.

Besonders eindrucksvoll sind die Ensemble-Stücke, Kompositionen von Servais Haanen, bei denen die Cellistin Johanna Stein und der Perkussionist Julius Oppermann die Akkordeons begleiten. Unter Titeln wie "Perpetuum Mobile" zaubern sie mit spielerischer Leichtigkeit Klänge, die einem modernen Verständnis von Folkmusik entgegenkommen oder in träumerisch-meditative Sphären entführen.

Wer Akkordeon bis dahin als ein etwas hausbackenes Instrument verkannt hat, ist am Schluss des Abends eines Besseren belehrt. Mit Spiel- und Experimentierfreude haben die Musiker den besonderen Charme des Instruments nahegebracht.

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