Der Fall mit dem Ball

Von jedem Ball geht eine seltsame Faszination aus. Vom juchzenden Säugling bis zum grauhaarigen Fan steckt sie jeden gern an. Und nicht nur das Leder selbst übt solche Anziehung aus, nun offensichtlich auch das Geld, das sich mit ihm verdienen lässt.

Hand auf's Herz - wer hätte einen Eid darauf geschworen, dass jeder Beteiligte angesichts der enormen Summen, die beim und ums Fußballspiel fließen, eine weiße Weste behält? Aber ein Spiel - jedes Spiel lebt von der Fairness. Und ein Spiel ist Spiegel des Lebens. Hier zeigt sich, nach welchen Regeln ich lebe. Ein Bundesligaschiedsrichter muss das berücksichtigen. Er mag zwar selbst trotz der 6000 Euro, die er nach Hause bringt, immer noch neidisch nach oben schielen. Aber für den Fan ist er ein Spitzenverdiener. Den guten Verdienst neidet der Fan ihm nicht, solange er Kampfgeist und Ehrlichkeit an den Tag legt. Der Gott in schwarz aber muss wissen, dass ein Fan in seiner Welt auch Lottohimmelsehnsüchten nachhängt. Auf seine Welt bezogen, möchte er auch einen Krümel vom großen Kuchen der Preisgelder, Ablösesummen und Stargehälter abbekommen. Es ist also entscheidend, wie und nach welchen Regeln er lebt. Über den Umgang mit fremden Eigentum steht etwas in jenen zehn uralten "Spielregeln" der Menschheit: "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut …" Wer sich zum Schaden anderer Vorteile verschafft, verstößt gegen dieses Gebot. Nennen wir das in diesem Zusammenhang ein Foul. Pfarrer Matthias Jens, jens.ehrang@ekkt.de

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