Der gedoubelte Kurfürst

Die Restaurierung des Balduinbrunnens zieht sich länger hin als erwartet. Voraussichtlich erst Ostern 2010 wird der historische Wasserspender wieder zusammengebaut. Die Trier-Gesellschaft stellte am Freitag eine Plastik-Abbildung des Brunnens am verwaisten Original-Standort auf.

 Frisch am Original-Standort aufgestellt: Brunnen-Abbildung aus Plastik. TV-Foto: Roland Morgen

Frisch am Original-Standort aufgestellt: Brunnen-Abbildung aus Plastik. TV-Foto: Roland Morgen

Trier. Seltsames Treiben am Freitagmittag in der Nähe des Hauptbahnhofs. Dort, wo bis im vergangenen Mai der Balduinbrunnen stand, greift der Vorstand des Denkmalrettungsvereins Trier-Gesellschaft zu Hammer und Bohrer - und stellt eine Brunnen-Abbildung aus Kunststoff auf. Das "Double" war schon bei Aktionen unter anderem in der Trier-Galerie im Einsatz. Sinn der Übung: wieder Aufmerksamkeit auf Balduin lenken. Aus den Augen, aus dem Sinn - so weit soll es nicht kommen: "Wir brauchen und sammeln weiterhin Spenden", betont Schatzmeister Karlheinz Scheurer.

Rund 300 000 Euro kostet die Restaurierung des Brunnens, ein Viertel davon will die Trier-Gesellschaft über Spenden zusammenbringen. Rund 27 000 Euro fehlen ihr noch. Doch weil es still geworden ist um das Denkmal des großen Kurfürsten (Regierungszeit 1307 bis 1354), fließt kaum mehr Geld aufs Spendenkonto (Sparkasse Trier, Konto-Nr. 468033, Stichwort; Balduinbrunnen).

Vor einem halben Jahr ist der 1897 errichtete Balduinbrunnen in seine Einzelteile zerlegt worden. Die lebensgroße Bronze-Figur wird bei einem Restaurator in Regensburg runderneuert, die meisten übrigen Brunnen-Elemente werden in einer Bamberger Werkstatt auf Vordermann gebracht.

Nach den ursprünglichen Vorstellungen der Trier-Gesellschaft hätte das Projekt bereits im Oktober abgeschlossen sein sollen. Doch Balduins Comeback wird noch einige Monate auf sich warten lassen. Die vor allem kriegsbedingten Beschädigungen und Bodensetzungen am Brunnen-Standort seien größer als erwartet und führten zu Verzögerungen, erklärt Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani. Die Fertigstellung kündigt sie für Ostern 2010 an. Nach Karlheinz Scheurers Auffassung hätte es trotz aller aufgetretener Komplikationen nicht so lange dauern müssen: "Voraussetzung wäre gewesen, dass die Trier-Gesellschaft die Federführung, die Ausschreibungen und die Projektbegleitung übernimmt. Das hat schon beim Frankenturm prima funktioniert, aber das wollte die Stadt diesmal nicht."

Ab Ostern 2010 soll wieder Wasser fließen



Stattdessen ist nun das Amt für Gebäudemanagement zuständig. Kritik wollte Scheurer aber nicht äußern: "Auf die paar Monate kommt es jetzt auch nicht mehr an. Wir blicken nach vorn und freuen uns, dass Balduin dann eben mit Beginn der nächsten Brunnensaison in gebührendem frischen Glanz das Stadtbild bereichert und nach Jahrzehnten endlich wieder Wasser fließt."

Und nicht nur das. Geplant ist auch, das Umfeld durch eine Neugestaltung aufzuwerten und einen Platz mit "Aufenthaltsqualität" zu schaffen. In einem weiteren Schritt soll das Brunnen-Denkmal illuminiert werden. Dazu fehlt aber noch das Geld.

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