Der geheimnisvolle Kalkstein

Auf einer Schutthalde bei Leiwen fiel kürzlich ein großer Muschelkalkstein durch seine Ebenmäßigkeit auf. Bei genauerem Hinsehen stellte sich heraus, dass er vor langer Zeit von Menschen bearbeitet worden war.

 Ortsbürgermeister Claus-Peter Feller will den Stein und die darauf befindlichen Ornamente erhalten. Im Winter könnte es zu ungewollten Witterungseinflüssen kommen, die den Muschelkalkstein beschädigen würden. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Ortsbürgermeister Claus-Peter Feller will den Stein und die darauf befindlichen Ornamente erhalten. Im Winter könnte es zu ungewollten Witterungseinflüssen kommen, die den Muschelkalkstein beschädigen würden. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Leiwen. Der Findling aus hellem Muschelkalkstein ist etwa 1,30 Meter lang und misst in Breite und Höhe rund 40 Zentimeter. Das Gewicht des Brockens wird auf 1,5 Tonnen geschätzt. An einer seiner Stirnseiten ist ein Gebilde erkennbar, das eindeutig nur ein Werk von Menschenhand sein kann. Zu sehen ist ein leider beschädigtes Ornament, das einen Rebstock mit Trauben darstellt. Nach Auffassung des Leiwener Archäologen Robert Loscheider war der Quader einmal Teil eines römischen Grabmals aus dem zweiten Jahrhundert, ähnlich der Igeler Säule. Diese Auffassung wird auch von den Experten des Rheinischen Landesmuseums in Trier geteilt. Aus der Größe des Steins schließt Loscheider auf eine etwa zehn Meter hohe Grabsäule mit zehn Quadratmetern Grundfläche. Wahrscheinlich stand sie nach damaligem Usus am Rand der Römerstraße, die durch die heutige Ortschaft Leiwen verlief. Loscheider: "Das verwendete Kalkstein-Material stammt eindeutig von der Obermosel. Da man es preiswert über die Mosel transportieren konnte, wurde es in dieser Zeit bevorzugt für Bauwerke verwendet." Erst später sei man zum roten Sandstein als Baumaterial übergegangen. Vermutlich teilte das Grabmal im Mittelalter das Schicksal vieler Römerbauten: Das unchristliche "Heiden-Denkmal" wurde abgebrochen und erneut als Baumaterial verwendet. Und nach einem erneuten Abbruch eines Gebäudes im jetzigen 21. Jahrhundert landete der Steinbrocken - inzwischen als Teil eines ehemaligen Fundamentes - bei Leiwen auf einer Schutthalde.Zurzeit liegt der Stein unter freiem Himmel in der Leiwener Mosel-Freizeitanlage. Dies soll nach Abgaben von Ortsbürgermeister Claus-Peter Feller aber nicht Dauerzustand werden. Feller: "Dieser Muschelkalkstein ist witterungsanfällig und muss im Winter vor den Wettereinflüssen geschützt werden."Auch der Leiwener Bauausschuss hat sich schon mit dem Fund befasst. Geplant ist, das römische Relikt in das touristische Angebot Leiwens zu integrieren.

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