Der Gescholtene schlägt zurück

Er tritt 2010 wieder an: Ulrich Holkenbrink will Dezernent in Trier bleiben. Das kündigt er im TV-Interview an.

Trier. (jp) TV-Redakteur Jörg Pistorius sprach mit Holkenbrink über das Schulentwicklungskonzept, die Antikenfestspiele und sein Selbstbild.

Herr Holkenbrink, wie schön ist das Amt des Schul- und Kulturdezernenten zurzeit für Sie?

Ulrich Holkenbrink: An Tagen wie diesen komme ich morgens nicht mit einem Lächeln ins Rathaus. Da gibt es schönere Momente. Aber in dieser wie in allen anderen Situationen auch ist mein Amt geprägt durch die ständige Suche nach Geld und Unterstützung.

Ihre Amtsperiode läuft 2010 ab. Werden Sie dann wieder antreten?

Holkenbrink: Ja, das werde ich. Ich habe meine Arbeit gemacht, vieles erreicht und im Rahmen dessen, was machbar war, mein Bestes gegeben.

Eine derart offensive Ansage hört man von Ihnen nur sehr selten. Auch dann nicht, wenn vor allem die SPD und die Grünen Sie im Stadtrat unter Beschuss nehmen.

Holkenbrink: Ich reagiere in meinem Stil auf solche Situationen, und dieser Stil ist darauf ausgerichtet, mit allen Fraktionen zusammenzuarbeiten. Die momentan auch von Ihnen so hart kritisierten Antikenfestspiele hat der Stadtrat schließlich einstimmig verabschiedet. Auch der Kulturausschuss war ständig über alle Fakten, Haken und Ösen informiert.

Dennoch spricht die SPD im Zusammenhang mit der Absage der Festspiele 2009 von einer "Bankrott-Erklärung des Kulturdezernenten", und die Grünen werfen Ihnen "Rumgeeiere" vor.

Holkenbrink: Zuerst hebt man im Rat oder Ausschuss die Hand und stimmt zu, anschließend wirft man dann mit Begriffen wie "Bankrott-Erklärung" um sich. Es ist doch wirklich völlig klar, dass es sehr viel einfacher ist, Forderungen zu stellen als diese auch zu erfüllen. Und auch wenn man im Ausschuss sagt, das und das will ich alles haben, dann muss man hinterher auch an einem Strang ziehen.

Fühlen Sie sich unfair behandelt?

Holkenbrink: Ja. Ich habe es erreicht, dass die Antikenfestspiele 2008 mit einer schwarzen Null im Haushalt abgeschlossen werden konnten. Das ist für eine solche Veranstaltung eine beachtliche Leistung.

Warum haben Sie dem Stadtvorstand jetzt, keine zwei Wochen nach der Präsentation des Programms, vorgeschlagen, die Spiele nicht durchzuführen?

Holkenbrink: Das Programm 2009 war finanziellen Zwängen unterworfen. Die öffentliche Meinung hat nicht dazu beigetragen, die Spiele 2009 positiv zu gestalten. Das hätte die Festspiele insgesamt gefährdet.

Geld fehlt Ihnen auch in Ihrem zweiten großen Verantwortungsbereich, den Trierer Schulen.

Holkenbrink: Im Bereich Schulen und im Bereich Kultur übersieht man gerne die Dinge, die wir erreicht haben. Die Musikschule, das Stadtmuseum Simeonstift, Konstantin und die Kulturhauptstadt 2007 und noch mehr Beispiele könnte ich nennen. Zwischen 2003 und 2008 sind 36,4 Millionen Euro in die Trierer Schulen geflossen. Ich habe die Kulturstiftung auf den Weg gebracht, die heute 300 000 Euro umfasst. Man muss immer wieder auf Betteltour gehen.

Ihr Schulentwicklungskonzept gehört definitiv nicht zu diesen Erfolgsgeschichten und ist vom Status des Hoffnungsträgers zur simplen Diskussionsgrundlage degradiert worden.

Holkenbrink: Es gibt immer noch kein Gesetz zur Schulstrukturveränderung, und an diesem müssen wir uns schließlich orientieren. Wir haben einen Konzeptentwurf, viele Dinge sind in der Tat noch zu klären. Das ist noch eine große Aufgabe.

Es gibt das Gerücht, mittlerweile sei man sogar so weit gewesen, die Arbeit an diesem Konzept komplett einzustellen.

Holkenbrink: Das ist Unsinn. Der Runde Tisch tagt am heutigen Donnerstag.

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