Der größte Schwätzer

Mit einem Vortrag über die Bedeutung der Körpersprache für Kommunikation und Erfolg faszinierte Professor Samy Molcho mehr als 700 Besucher in der Europahalle Trier. Es war die bislang bestbesuchte Veranstaltung der Reihe "Unternehmen Erfolg" des Trierischen Volksfreunds.

 Charismatischer Meister der nonverbalen Kommunikation: Samy Molcho in Trier. TV-Foto: Anke Emmerling

Charismatischer Meister der nonverbalen Kommunikation: Samy Molcho in Trier. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. "Der Körper ist der größte Schwätzer aller Zeiten." Will heißen, seine Signale verraten, ob wir angreifen, verteidigen oder entgegenkommen, egal was wir verbal von uns geben. Das sagt Professor Samy Molcho, internationale Koriphäe auf dem Gebiet der nonverbalen Kommunikation, zu Beginn eines Vortrags, der als plastische Beweisführung durchgängig fasziniert.

Zum Beispiel mit einem Flirtversuch: "Ich bin so leidenschaftlich", leiert Molcho mit lebloser Mimik und hängenden Armen. Das Publikum lacht, denn die Signale der körperlichen Untätigkeit stehen im krassen Gegensatz zu den Worten. "Sie sind nur Absichtserklärung, der Körperausdruck ist jedoch real", erklärt Molcho. Bewegung koste Energie, und die werde nur investiert, wenn man sich tatsächlich Gewinn verspreche. Der wiederum hänge stark vom Ausdruck der Bewegung ab. Zur Illustration simuliert Molcho einen Vorgesetzten, der einen Mitarbeiter zur Erledigung einer Aufgabe auffordert. Einmal mit nach vorne gestrecktem Befehls-Zeigefinger und strenger Miene, einmal lächelnd, mit hochgezogenen Augenbrauen und nach oben geöffneter Hand.

Die Reaktion des Publikums bestätigt Molchos Interpretation, im ersten Fall fühle sich der Mitarbeiter degradiert und werde die Aufgabe nur mit nötigstem Aufwand ausführen. Zum anderen Fall gibt's einen der vielen anregenden Selbstversuche: "Probieren Sie mal, mit hochgezogenen Augenbrauen aggressiv zu denken - sehen Sie, geht nicht!"

Solche Signale der Offenheit, wie auch einladend ausgebreitete Arme, die den meist geschützten Bauch selbstbewusst freigäben, wirkten sich auf Kommunikation und persönlichen Erfolg positiv aus. "Sie können aber nie unabhängig von entsprechenden Gedanken stehen." Deshalb sei positives Denken so wichtig, das nicht bedeute, alles durch eine rosarote Brille, sondern Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Durch Bewegung könne man sich positiv stimulieren: "Streichen Sie mit beiden Händen von unten ihre Wangen hoch und strecken Sie dann die Arme in die Luft."

Analyse der Charaktereigenschaften

Das Publikum tut es, und augenblicklich ist die Stimmung im Saal fantastisch. Den naheliegenden Schluss daraus, Körpersprache könne man beliebig und manipulativ einsetzen, relativiert Molcho jedoch: "Jeder Mensch hat sein seit der Nachahmung im Kindesalter erworbenes eigenes Raster." Zum Beweis lässt er "Versuchspersonen" zur Simulation einer Begrüßung auf die Bühne kommen. Darunter den Schauspieler Klaus-Michael Nix, der verblüfft ist, welch treffende Analyse seiner Charaktereigenschaften Molcho dabei aus Körperstellung, Handschlag und Blick ableitet. Zum krönenden Abschluss nimmt der glänzende Entertainer Molcho noch einmal die Pose der weit geöffneten Arme ein, die den Bauch schutzlos freilegt, und gibt seinem Publikum mit: "Wollen Sie auf alle Umarmungen verzichten, aus Angst vor ein paar Schlägen?"

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