Der große Fahrrad-Friedhof

Wer in Trier sein Fahrrad über Nacht im Freien stehen lässt, muss mit Schlimmem rechnen. Immer häufiger werden Einzelteile abmontiert oder die Velos zu Zielscheiben von Vandalismus.

Trier. Sie sind die neuen "Hingucker" im Stadtbild: Fahrräder mit regelrecht kaputt getretenen Speichen oder solche, von denen nur noch der Rahmen am Kettenschloss hängt - Rest abmontiert. Wie auch immer unbrauchbar gemacht: Viele Besitzer wollen ihre malträtierten Drahtesel nicht mehr und lassen sie einfach dort stehen, wo sie beschädigt oder ausgebeutet wurden.

Die Zahl der herrenlosen Räder oder Velo-Wracks nimmt augenscheinlich zu. Der Polizei ist dieses Phänomen offiziell nicht bekannt. Denn Velos werden nur dann kriminalstatistisch eindeutig erfasst, wenn sie komplett geklaut wurden. Wenn nur einzelne Teile wie Räder oder Sattel verschwinden, dann geht das Delikt undifferenziert als einfacher oder schwerer Diebstahl in die Statistik ein. "Damit lässt sich im Nachhinein nicht so ohne weiteres herausfiltern, wie viele solcher Diebstähle in Zusammenhang mit Fahrrädern stehen", sagt Polizei-Pressesprecher Karl-Peter Jochem.

Eine gute Nachricht hat er dennoch: "Die Zahl der Fahrraddiebstähle geht zurück." Wurden 2006 noch 375 in Trier abhanden gekommene Fahrräder gemeldet, so waren es 2007 nur 349 und 312 im vergangenen Jahr. Allerdings geht Jochem von einer hohen Dunkelziffer aus. Viele wiedergefundene Räder können keinen Besitzern zugeordnet werden.

Die Aufklärungsrate ist also gering. "Das muss nicht so sein", sagt Matthias Bellmann, Verkehrsreferent des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Trier. "Hilfreich wäre es, wenn die Trierer Polizei wie zum Beispiel ihre Kollegen in Münster eine eigene Abteilung rund ums Fahrrad hätte. Auch eine Fahrrad-Datenbank ist wünschenswert." Nach Einschätzung von Jochem und Bellmann können aber auch Käufer durch Codierung ihrer neuen Velos einen wirkungsvollen Beitrag zur Diebstahl-Vermeidung leisten (siehe Extra).

Um die herrenlosen Fahrradwracks kümmert sich nach einer gewissen Frist die Stadt: Je nach Zustand landen sie im Fundbüro (und werden, wenn sich kein Besitzer meldet, versteigert), oder auf dem Schrottplatz. EXTRA Fahrrad-Codierung: Mit einer Spezialmaschine graviert ein Fahrradhändler einen Code unterhalb der Sattelstütze in den Rahmen ein. Er besteht bundeseinheitlich aus einer Kombination von Buchstaben und Ziffern, die es ermöglicht, schnell und zuverlässig den rechtmäßigen Eigentümer zu ermitteln (zum Beispiel bei polizeilichen Kontrollen oder wieder aufgefundenen Rädern). Die Gravur kann ohne Spuren nicht mehr entfernt werden. Um den Rahmen nicht rosten zu lassen, wird die Gravurstelle durch einen Aufkleber versiegelt. Mehr Infos im Internet unter www.adfc-trier.de (Rubrik Service/Fahrradcodierung) und im Beratungszentrum der Polizei, Palaststraße 8. (rm.)

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