Der gute Mensch von Ehrang

EHRANG. Auf der Spur von Vandalen, illegalen Müllentsorgern, Drogenkonsumenten oder Umweltferkeln - der Ehranger Guido Eberhardt kümmert sich rund um die Uhr um das, was ihm wichtig ist: "S-O-S" sagt er und meint damit die Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit im Stadtteil.

Der Mann macht keine halben Sachen. Seit vier Jahren patrouilliert Guido Eberhardt ehrenamtlich als eine Art City-Scout durch Ehrang und Quint. Seit dieser Zeit ist der gelernte Betonsteinwerker amtlich verpflichteter Fischereiaufseher der unteren Fischereibehörde Trier. Zu seinen Aufgaben zählen auch Kontrollgänge an den Gewässern, wobei er mitunter illegalem, jugendgefährdendem oder ökologischem Frevel auf die Spur kam. Der Pate von etlichen öffentlichen Plätzen im Stadtteil erkannte die Notwendigkeit einer - wie auch immer gearteten - amtlichen Präsenz im Stadtteil, in der seit etlichen Jahren keine Polizeiwache mehr existiert. Seitdem ist Eberhardt auf Tour. Arbeitszeit: tagsüber sowieso, nachts wechselnd. Mal um 23 Uhr, dann wieder um ein oder vier Uhr morgens. "Einen Wecker brauche ich nicht mehr, das geht automatisch."Eberhardts Motivation: "Ich will Vorbild sein"

Der Mann weiß, wo im Ort was los ist. Seine Markenzeichen sind das Mofa, mit dem er die entlegensten Winkel aufspürt, und seine Uniform-ähnliche grüne Kleidung mit dem rheinland-pfälzischen Fischereiaufseher-Wappen auf dem Ärmel. "Wenn ich so angezogen bin und mit einer Lampe nachts durch Ehrang gehe, treten die Autofahrer gleich auf die Bremse", schmunzelt der passionierte Angler, der mit seinem Engagement bei den zuständigen Behörden und dem Ortsvorsteher auf positive Resonanz stößt. Was der 43-Jährige im Laufe seiner unermüdlichen Kontrollgänge erlebt hat, füllt 30 (!) prall gefüllte Din-A 4-Ordner, in denen akribisch in Wort und Bild die örtlichen Vorkommnisse festgehalten sind. Beispielsweise eine komplette, auseinander genommene Einbauküche fand Eberhardt am Moselufer und entsorgte sie in sechs Transportfahrten mit seinem eigenen Mofa samt Anhänger. Unzählige Roller und Fahrräder - mal Diebesgut, mal Sperrmüll - entdeckte und entrümpelte er und kümmerte sich um verletzte Tiere, Hunderte von Dosen (bevor das Dosenpfand kam), Umweltdelikte und "gefährlichen Unfug" - zum Beispiel ein auf den Bahngleisen verunglücktes Auto, deren Fahrer das Weite gesucht hatte. Dass ein nahender Zug nicht in den Wagen raste, war nur der Spürnase Eberhardt und zu Hilfe gerufenen Polizeibeamten zu verdanken. "Ich will Vorbild sein", nennt der verheiratete Vater von drei Kindern seine Motivation. "Jeder kann was machen. Dass man einfach an den Dingen vorbei schaut, muss nicht sein." Nur einmal musste er in eigener Sache die Polizei verständigen. Als ihm nämlich bei Dreharbeiten für eine Fernsehreportage über seine Person in einem unbeobachteten Moment sein Mofa geklaut wurde - das er später wieder fand. Findet so viel Einsatz im Stadtteil auch die familiäre Begeisterung? Nun ja, seine Frau meine schon gelegentlich, dass er es "nicht übertreiben" solle, räumt Eberhardt ein, der selbst in der Freizeit nicht vor abgelaufenen Tüv-Plaketten oder Falschfahrern die Augen zukneifen kann. "Es ist schön, dass man was bewegen kann", freut sich der eifrige TV- Leserbriefschreiber. Denn der Mann tritt auch Streit schlichtend und präventiv auf den Plan. Sein Engagement hat dem Ehranger neben einer einmaligen geringen Aufwandsentschädigung die städtische Anerkennung in Form einer Urkunde eingebracht. Dabei würde Eberhardt liebend gerne sein "Hobby" zum Beruf machen. Schließlich sucht er Hände ringend eine feste Arbeit, "für die ich dann mein ehrenamtliches Engagement zurück stellen müsste". Der feste Job wird dem Mann sicher auch noch glücken. Denn Eberhardt macht keine halben Sachen.

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