Der Heilige Rock als große Zugnummer

Seit Jahren steigt die Zahl der Übernachtungen in Trier. Ein Ende des Aufwärtstrends ist nicht in Sicht. Auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin zeigten sich Triers Fremdenverkehrsstrategen optimistisch: 2012 könnte sogar besser werden als das Konstantin-Jahr 2007.

Berlin/Trier. Auch ein Verlierer muss nicht unbedingt Trübsal blasen. Hans-Albert Becker (55), Chef der Tourist-Information Trier (TIT), jedenfalls zeigte sich auf ITB in strahlender Laune, obwohl er seinem Mainzer Amtskollegen Jürgen Schmidt (51) eine "Flasche guten Winzersekt" spendieren musste - Resultat einer seit Jahren mal wieder verlorenen Serien-Wette.

Weil Mainz 2010 die meisten Reservierungen der rheinland-pfälzischen Städte verbuchte und damit Trier vom Spitzenplatz verdrängte, ging die Pulle diesmal an Schmidt. "Aber spätestens übernächstes Jahr darf der Kollege wieder zahlen", ist Becker sicher. Für 2012 erwartet er nämlich einen ähnlichen Gästeansturm wie im Konstantin-Jahr 2007, als Trier mit gut 800 000 Übernachtungen seinen Rekord erzielte. 2010 erreichte Trier dank einer Steigerung um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr das bislang zweitbeste Ergebnis (759 000), aber Mainz legte um 30 000 zu und kam auf 776 000 Übernachtungen. Für den stark vom Geschäftstourismus abhängigen Mainzer Tourismus ist die Wirtschaftskrise vorbei. Für Trier hat es sie nicht gegeben. Becker: "Wir steigern uns kontinuierlich. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind." Selbst der starke Rückgang an Chinesen, die in Trierer Hotels absteigen (2005: 40 000; 2010: 8000), wird locker kompensiert, "weil wir breit aufgestellt und nicht von einer Zielgruppe abhängig sind", berichtet TIT-Verkaufsleiterin Patricia Ellendt (38). Mittlerweile seien etwa die Schweizer dabei, Trier und das Moselland mit all seinen Verlockungen von Wein bis Weltkulturerbe für sich zu entdecken. Die Heilig-Rock-Ausstellung vom 13. April bis 13. Mai 2012 werde sich nicht nur in der Gästebilanz des kommenden Jahres niederschlagen: "Die Erfahrung mit früheren Großereignissen zeigt, dass zufriedene Gäste Trier anschließend erneut besuchen." Das Interesse an der bedeutendsten Reliquie des Bistums Trier ist - im Gegensatz zur letzten, aufs Bistum zugeschnittenen Wallfahrt (1996) - international. Das liege nicht zuletzt an Reiseveranstaltern, die sich auf Pilger- und spirituelle Touren spezialisiert haben und jetzt schon bei der TIT die Drähte zum Glühen bringen und Patricia Ellendt auf der ITB zur gefragten Gesprächspartnerin machten: "Wir haben bereits Buchungen aus Polen, Spanien, England, Kanada und den USA."

Große Chancen sieht die TIT in den USA-Flügen, die die isländische Billigfluggesellschaft Iceland-Express ab Mitte Juni vom und zum Hahn anbietet. Die Preise: 227 Euro für den Flug nach New York/Newark und 267 Euro nach Boston. Die Iceland-Express-Maschinen legen einen Zwischenstopp in Reykjavik ein. "Wir erwarten, dass viele ehemalige US-Soldaten, die in Eifel und Hunsrück stationiert waren, auf diesem Wege als Urlauber wiederkommen", sagt Ellendt. Außerdem wirke der "Römer-Faktor" zunehmend auf Amerikaner. Passenderweise trat der Schauspieler und "Brot & Spiele"-Hauptdarsteller Jan Krüger (35) am ITB-Stand der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) als Gladiator auf.

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